Auch die OECD lobt die deutsche duale Ausbildung "Ein vortrefflich ausgebautes Berufsbildungssystem"

Berlin · Jahrelang hatten Bildungsforscher kritisiert, dass in Deutschland zu wenig junge Menschen studieren. Denn auch davon hänge der Wohlstand eines Landes ab. Seit aber die Krise über die Euro-Zone hereingebrochen ist, wird die duale Ausbildung hierzulande zum Erfolgsgeheimnis. Nun gibt es von der Industriestaatenvereinigung OECD auch Lob für die berufliche Weiterqualifizierung.

Europas Krisenherde im Überblick
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Es war erst in dieser Woche, als die Kanzlerin und ihre Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (beide CDU) ihre EU-Kollegen nach Berlin zum Kongress einlud. Es ging um die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit und damit irgendwie auch um das viel gelobte duale Ausbildungssystem in Deutschland. Denn das ist in der Krise immer mehr zum Exportschlager geworden.

Während die Bundesrepublik sogar mit sinkenden Arbeitslosenzahlen in diesen schweren Zeiten trumpfen kann, sieht es gerade in den südlichen Ländern alles andere als gut aus — insbesondere mit Bezug auf die Arbeitslosigkeit. Spanien hatte daher schnell für sich erkannt, dass das duale Ausbildungssystem Deutschlands als Vorbild dienen könne und solle.

"Bei uns klopfen immer mehr Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter aus anderen Ländern an und wollen wissen, wie die duale Ausbildung funktioniert", hatte auch Barbara Dorn, Bildungsexpertin der Arbeitgeberverbände, gesagt. Was lag also näher, als mitten im Wahlkampf einen internationalen Kongress in Berlin zu veranstalten.

Und inzwischen spricht auch die OECD von einem Erfolg des deutschen Bildungssystems. Der Übergang von der Schule ins Arbeitsleben verläuft in Deutschland bemerkenswert reibungslos, teilt die Organisation für wirtschaftliche und Zusammenarbeit und Entwicklung bei der Vorstellung des neuen Berichts "Postsekundäre Berufsbildung in Deutschland" mit.

"Ein solides Fundament für Weiterqualifizierung"

So finden laut Studie mehr als 90 Prozent aller 15- bis 24-Jährigen nach der Schule eine Beschäftigung oder bilden sich weiter fort. Die berufliche Bildung, "die in Deutschland vor allem durch das duale System geprägt ist, schafft ein solides Fundament für spätere Weiterqualifizierung", erklärte die OECD. "Ein vortrefflich ausgebautes Berufsbildungssystem gestatte es jungen Menschen, gut vorbereitet in den Arbeitsmarkt zu gehen und Arbeitsplätze zu finden, die ihren Qualifikationen entsprechen."

In dem Bericht geht es aber auch um die Weiterbildung im Berufsleben. In diesem Bereich gibt es ebenfalls Lob. So kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass die Arbeitslosenquoten von Fachschulabsolventen, Meistern oder Technikern in Deutschland zu den niedrigsten im OECD-Raum gehören. Menschen mit diesen Kompetenzen seien hierzulande besonders gefragt.

Ein Grund dafür, heißt es in der Untersuchung, liege darin, dass Arbeitnehmer- und Arbeitgeberorganisationen eng in das System der Weiterbildung eingebunden seien. "Diese Zusammenarbeit zwischen Politik und Sozialpartnern stellt sicher, dass die Inhalte der Ausbildungen bedarfsgerecht sind und dass Änderungen am Arbeitsmarkt zügig von den Ausbildungseinrichtungen berücksichtigt werden", so die OECD.

Durch Weiterbildung wie etwa zum Meister hätten viele Absolventen ihr Gehalt aufbessern können, erhielten eine Beförderung oder auch einfach nur mehr Verantwortung im Unternehmen. Auch wird gelobt, dass der Übergang von der beruflichen Bildung hin zu einem Studium durch Reformen erleichtert wurde, weil es mit diesen Abschlüssen noch besser Job- und Verdienstchancen gebe. Angesichts der Erfolgsgeschichte des Arbeitsmarktes in der jüngeren Zeit hagelt es in dem Bericht auch nicht wirklich Kritik, sondern nur Empfehlungen, die das System noch besser machen würden.

Mehr Praxis an Fachschulen gewünscht

So empfiehlt die OECD die Transparenz hin zur Universitätsausbildung noch zu vergrößern, da den Wechsel bislang nur wenige Deutsche nutzten. Auch seien Informationen etwa über Qualität und Kosten einer Meisterprüfung oft nur lokal verfügbar. Zudem wird empfohlen, eine Rahmenordnung für die Prüfungen zu schaffen, da es deutschlandweit Unterschiede im Schwierigkeitsgrad gebe und daher der Wettbewerb verzerrt werden könnte.

In Bezug auf die Schüler von Fachschulen gibt die OECD ebenfalls eine Empfehlung ab. Immer weniger von ihnen verfügten über berufliche Vorerfahrungen, weil sie direkt nach dem Abitur ihre Ausbildung beginnen würden. Daher "ist es bedauerlich, dass praktischen Elementen in Fachschulen nur vergleichsweise wenig Platz eingeräumt wird".

Also mehr Praxis statt nur Theorie wird gefordert. Ein Umdenken bei den Bildungsforschern hat eingesetzt. Auch wenn der Stellenwert einer Universitätsbildung noch immer als hoch angesehen wird, haben auch die Forscher erkannt, dass Praxis ein wichtiger Fakt ist, um im Beruf schnell zum Erfolg zu gelangen. Das erfolgreiche duale System der Bundesrepublik hat auf diese neue Sichtweise sicherlich durchaus Einfluss gehabt. Und mancher Krisenstaat dürfte sich in den nächsten Jahren daran ein Beispiel nehmen.

(das)
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