Vandalismus Brandserie an der Uni - Studenten stahlen Generalschlüssel

Bielefeld (rpo). Ständig rückt die Feuerwehr aus, mal, weil es brennt, mal, weil der Alarm sonstwie ausgelöst wurde. Ein Professor fand seine Bürotür eines Morgens mit Tierfäkalien besudelt. Die Uni Bielefeld ist im Ausnahmezustand. Studenten hatten in einem Handgemenge mit Sicherheitspersonal einen Generalschlüssel zu der Universität erbeutet. Seitdem kommt es immer wieder zu merkwürdigen Zwischenfällen.

Angst hat Olaf Schulz beim Besuch der Universität Bielefeld nicht. "Anfangs war das schon ein heißes Thema - jetzt regt es aber kaum noch jemanden auf", sagt der Physikstudent im zwölften Semester. Allerdings nerven ihn die vielen Feuerwehreinsätze der vergangenen Wochen. Weil er im Wohnheim an der Uni lebt, wird seine Nachtruhe immer wieder durch die anrückenden Löschfahrzeuge gestört.

Es kam auch zu anderen Formen des Vandalismus', vor allem aber beschäftigt eine mysteriöse Brandserie derzeit Studenten, Mitarbeiter und Lehrkräfte der Uni. Polizei und Staatsschutz ermitteln gegen Unbekannt.

Rund 20 Zwischenfälle haben sich inzwischen ereignet - Menschen kamen aber bislang nicht zu Schaden. In der Regel steckten die Täter Papierblätter oder Mülleimer an. Die erloschen selbst oder konnten von der Feuerwehr schnell gelöscht werden. Größer war da schon der Schaden, der beim Brand einer Toilette entstand. Nicht bei jedem Fall wurde der Generalschlüssel benutzt, mindestens bei zwei Delikten kam er aber zum Einsatz.

Uni-Sprecher Ingo Lohuis ist deshalb vorsichtig mit Schuldzuweisungen. "Wir versuchen, mit Fakten zu arbeiten", sagt er. Dennoch sei es eine nahe liegende Vermutung, dass die Brandstifter und die Schlüsseldiebe aus demselben Kreis der Studentenschaft stammen, schließlich setzten die Aktionen unmittelbar nach dem Diebstahl des Generalschlüssels ein.

Der Schlüssel war bei einem Handgemenge zwischen Mitarbeitern des Sicherheitsdienstes und einer Gruppe junger Leute gestohlen worden, als diese eine Sitzung des Senats zur Einführung von Studiengebühren stören wollten. Mit dem entwendeten Schlüssel können rund 10 000 Türen der Hochschule geöffnet werden. Die Zahl der Sicherheitskräfte in der Hochschule wurde daraufhin erhöht. Zudem wurden in einem ersten Schritt rund 500 besonders sicherheitsrelevante Schlösser ausgetauscht.

Die Vermutung, dass die unbekannten Täter nun mit ihren Straftaten gegen die beschlossene Einführung von Studiengebühren protestieren, liegt auf der Hand - bewiesen ist sie deswegen aber noch nicht. Das sieht auch der Vorsitzende des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA), Jan Binder, so. "Man kann nicht sagen, aus welcher Ecke die Anschläge kommen", betont er. Zugleich bekräftigt er, dass der AStA "jegliche Form der Gewalt im politischen Diskurs" ablehnt. Das Verunreinigen eines Büro mit tierischen Exkrementen stelle "einen traurigen Tiefpunkt des Miteinanders an der Universität Bielefeld dar", heißt es in einer Erklärung des AStA.

Dennoch halte der AStA an seiner Kritik und dem Widerstand gegen die geplanten Studiengebühren fest, erklärt Binder. Mit einer Klage vor dem Verwaltungsgericht Minden wehren sich die Vertreter der studentischen Selbstverwaltung. Die Kläger monieren, dass die Öffentlichkeit bei der Sitzung des Senats vom 12. Juli nicht zugelassen worden war. Zudem sei zwei studentischen Mitgliedern die Teilnahme an der Senatssitzung von Sicherheitskräften verwehrt worden.

Dass die kriminellen Aktionen der vergangenen Wochen die Anliegen der Studenten nicht unterstützen, ist im Grunde allen klar. "Das bringt den Studenten gar nichts", erklärt Heike Drewitz, die in Bielefeld ein Lehramtsstudium absolviert hat und ihre alte Uni regelmäßig besucht. So bleibt nur die Hoffnung, dass die Täter bald gefasst werden und der Spuk ein Ende hat.

Zumal ähnliche Aktionen inzwischen auch aus der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster gemeldet werden. Dort hatten in den vergangenen Tagen Unbekannte unter anderem kleinere Brände in einem Keller und einer Herrentoilette gelegt. Ob auch diese Taten als Proteste gegen die Einführung von Studiengebühren gedacht sind, ist derzeit noch unklar.

(afp)
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