Weltberühmter Theologe und Kirchenkritiker Hans Küng im Alter von 93 Jahren gestorben

Tübingen · Hans Küng ist tot. Das teilte das Projekt Weltethos am Dienstag mit. Der berühmte Schweizer starb am Dienstag im Alter von 93 Jahren in Tübingen. Er galt als einer der renommiertesten Theologen und Kirchenkritiker weltweit, seine Bücher wurden Bestseller.

Hans Küng (Foto aus dem Jahr 2005).

Hans Küng (Foto aus dem Jahr 2005).

Foto: picture-alliance/ dpa

Hans Küng, einer der renommiertesten Theologen weltweit und Begründer der Stiftung Weltethos, ist am Dienstagmittag im Alter von 93 in seinem Haus in Tübingen gestorben. Der von 1960 bis 1996 in Tübingen lehrende Schweizer hat die katholische Kirche maßgeblich mit geprägt. Seine Bücher wurden Bestseller. In den vergangenen 30 Jahren engagierte er sich vor allem für den Dialog der Weltreligionen, insbesondere im "Projekt Weltethos".

Die Gründung eines entsprechenden Institutes an der Universität Tübingen 2011 bezeichnete er als Anerkennung dieser Arbeit. "Nicht zuletzt, weil meine Jahre gezählt sind und ich möchte, dass mein Lebenswerk nach meinem Tod fortgeführt wird", sagte Küng damals. Hinter dem Projekt steht die Überzeugung, ohne Frieden unter den Religionen könne es keinen Frieden unter den Staaten geben.

Küng hatte 1990 das Buch "Projekt Weltethos" veröffentlicht und war darin in Anlehnung an die Philosophie Immanuel Kants der Frage nach einer alle Menschen und alle Religionen verbindenden Wertehaltung nachgegangen. Küng erhielt viele Auszeichnungen, darunter mehr als ein Dutzend Ehrendoktorwürden.

1979 hatte Rom ihm die Lehrerlaubnis entzogen, unter anderem wegen Kritik an der Lehre der Unfehlbarkeit des Papstes. Als Papst Benedikt XVI. 2005 Küng in Castel Gandolfo empfing, sorgte das weltweit für Aufsehen. Dabei ging es um das Weltethos-Projekt und das Verhältnis von Naturwissenschaft, Vernunft und Glaube, nicht um kirchliche Lehrfragen. Danach gab es einen Briefwechsel zwischen dem später zurückgetretenen Papst und Küng. Seit Anfang der 1960er Jahre, also noch vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65), hatte sich der Konflikt um Küng angebahnt, bei dem es auch um die Frage ging, wie Jesus Christus verstanden werden soll. Küng plädierte immer wieder für eine innerkirchliche Erneuerung und eine ökumenische Öffnung mit dem Ziel der Vereinigung der Kirchen.

Küng sah sich als "loyalen katholischen Theologen". Seine Bücher mit Millionenauflage wurden in mehr als 30 Sprachen übersetzt. 2015 begann der Herder Verlag eine auf 48 Bände angelegte Herausgabe seiner gesammelten Werke. Zu den bekanntesten Büchern zählen "Unfehlbar?" "Christ sein", "Existiert Gott?" und "Projekt Weltethos". Küng, der auch die Zeitschrift für Theologie "Concilium" mitbegründete, erhielt auch Ehrenbürgerwürden, das Bundesverdienstkreuz mit Stern und wissenschaftliche Preise.

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Den letzten großen öffentlichen Auftritt hatte Küng im Frühjahr 2018. Die Stiftung Weltethos und die Universität hatten zu seinem 90. Geburtstag ein wissenschaftliches Symposium ausgerichtet, an dem unter anderen viele theologische Schüler Küngs teilnahmen und eine Bilanz seines Schaffens zogen.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, hat Küng als „anerkannten und streitbaren Forscher“ gewürdigt. „Hans Küng hat es sich nie nehmen lassen, für seine Überzeugungen einzutreten“, sagte der Limburger Bischof nach einer Mitteilung der Bischofskonferenz. „Auch wenn es diesbezüglich Spannungen und Konflikte gab, danke ich ihm in dieser Stunde des Abschieds ausdrücklich für sein jahrelanges Engagement als katholischer Theologe in der Vermittlung des Evangeliums.“

Er denke vor allem an Küngs Einsatz für den interreligiösen und interkulturellen Dialog und an die von ihm gegründete Stiftung Weltethos, sagte Bätzing. „Hans Küng war zutiefst vom Zweiten Vatikanischen Konzil geprägt, um dessen theologische Rezeption er sich bemüht hat.“ Er hinterlasse ein reiches theologisches Erbe. „Wir trauern um eine Persönlichkeit, die jetzt ihren Frieden in der Hand Gottes finden möge.“

(felt/kna)
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