Fernsehen Eine Glucke macht mobil

Düsseldorf (RP). Jemand hat mal die Zwei-Drittel-Theorie aufgestellt: Bei einer Frau klappt es entweder mit Mann und Nachwuchs, Mann und Karriere oder Karriere und Kindern. Nie kriegt man den ganzen Kuchen. Eine Bebilderung dieser These liefert die ZDF-Komödie "Krieg der Frauen"(Montag, 20.15 Uhr), in der Birge Schade eine überzeugte Vollzeit-Mama spielt - passend zur aktuellen Frauen-Rollen-Diskussion.

 Ein Unbekannter verbreitete eine Falschmeldung zum Tod von Birgit Schade.

Ein Unbekannter verbreitete eine Falschmeldung zum Tod von Birgit Schade.

Foto: ddp

Im wirklichen Leben wird sie im Dezember erstmals Mutter - und ist optimistisch, dass sie und ihr Mann, ein Jazz-Musiker, das Kind schon schaukeln, ohne gleich die Karriere dranzugeben. "Mein Beruf ist mir sehr wichtig. Außerdem ginge es wirtschaftlich nicht", stellt die 37-Jährige klar, die zum Termin eine bunte Folklore-Bluse trägt, die ihr schönes Dekolleté zur Geltung bringt.

Ihre TV-Figur Katharina hat sich an der Seite ihres Mannes, ein Psychologe, im häuslichen Dasein eingerichtet, das aus der Organisation von Kinderladenfesten, Spielplatz-Besuchen und Praxis-Putzen besteht. Bis in der Wohnung drüber ein Konkurrenz-Modell einzieht: Die alleinerziehende Sophie (Gesine Cukrowski), die jeden Tag aufs Neue versucht, ihrem aufreibenden Bank-Job, dem hilflosen Au-Pair-Mädchen und den Bedürfnissen ihrer Kinder gerecht zu werden.

Die Glucke macht nun mobil gegen die Rabenmutter, Strickjacke kämpft gegen Hosenanzug, Pferdeschwanz gegen Lippenstift. Klischees mischen sich mit trefflichen Beobachtungen. Was unbestreitbar ist: Frauen machen sich gegenseitig das Leben schwer, in dem sie sich die Defizite des jeweiligen Lebensentwurfs unter die Nase reiben.

Von diesen "Besserwisser-Müttern" haben ihr ihre Freundinnen erzählt, sagt Birge Schade. Für sie ist das noch sehr abstrakt. Dass sich bald alles "nur noch ums Kind dreht", kann sie sich nicht vorstellen. Und sich in "Abhängigkeit" zu begeben, komme gar nicht in Frage. Den Mann um Geld bitten zu müssen, empfände sie als "demütigend".

Wenn sie das in ihrem leicht nöligen, norddeutschen Tonfall vorträgt, versteht man, warum sie im Fernsehen und auf der Leinwand so häufig als Mutter besetzt wird. Etwa als überforderte Alleinerziehende in der Tragikomödie "Bin ich sexy?" - wie "Krieg der Frauen" von der dffb-Absolventin Katinka Feistl inszeniert - als frustrierte Polizisten-Frau in "Mord am Meer" oder religiöse Eiferin in "Delphinsommer".

Denn die neue deutsche Mutter ist vor allem eines: genervt. Und das kann Birge Schade wunderbar authentisch rüberbringen. Sie selbst indes ist erstaunt über diese Rollen-Angebote: "Ich bin immer überrascht, was die Regisseure in mir sehen", sagt sie und macht große Augen. Sie hat sich ein mädchenhaftes Lächeln und eine naseweise Ausstrahlung bewahrt.

Dieser Tage steht Birge Schade noch einmal für einen Fernseh-Film mit Joachim Krol vor der Kamera. Andere Angebote musste sie absagen. Was auch daran liegt, dass manche Produzenten ungern das Risiko eingehen, mit Schwangeren zu drehen. Denn die Filmausfallversicherungen versichern werdende Mütter nicht.

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