Seriöser Ratgeber "Help TV" gestartet - Beratung per Mattscheibe

Dortmund (RPO). Seelenstriptease und Fleischbeschau soll es bei Help TV nicht geben, der neue Spartensender setzt vielmehr auf seriöse Beratung durch Experten. Aus einem Dortmunder Fernsehstudio sollen die Zuschauer adäquate Hilfe bekommen - gegen Bezahlung.

 Help TV will helfen - gegen ein Entgeld.

Help TV will helfen - gegen ein Entgeld.

Foto: ddp, ddp

Nackt durch das Fernsehstudio hüpfende Moderatorinnen oder Quizfragen hart an der intellektuellen Schmerzgrenze sollen bei Help TV nicht zu sehen sein. "Wir setzen auf Seriosität und wollen kein Schmuddelimage", sagt Channel-Manager Stephan Mattukat. Der neue Spartensender kultiviert vielmehr ein Phänomen, das sich im Fernsehen immer mehr durchsetzt: der Guckkasten als Ratgeber.

 Heilpraktikerin Adelheit Norden und Sigurd Grosse-Oetringhaus (Facharzt für Hals-Nasen-Ohren) sind Experten für den Bereich "Medizin" bei Help-TV.

Heilpraktikerin Adelheit Norden und Sigurd Grosse-Oetringhaus (Facharzt für Hals-Nasen-Ohren) sind Experten für den Bereich "Medizin" bei Help-TV.

Foto: ddp, ddp

Dabei verfolgt der Spartensender aber ein bislang in Deutschland einmaliges Konzept und setzt ausschließlich auf Beratung. Von 15.00 Uhr bis Mitternacht sendet Help TV, das in einem Dortmunder Fernsehstudio produziert wird, von Montag bis Samstag Live-Sendungen zu allen möglichen Themen. Außerhalb der Kernsendezeiten werden Wiederholungen gezeigt.

Fernseh-Pfarrer Fliege für alle Lebenslagen

Am Sonntag beginnt der Sender bereits um 12.00 Uhr mit dem Live-Programm und präsentiert einen großen Namen: Der Pfarrer und langjährige TV-Moderator Jürgen Fliege wird in der Sendung "Flieges Welt" mit Menschen sprechen, die eine besondere Lebensgeschichte haben. Zudem wird er in der fünfstündigen Sendung Live-Fragen der Zuschauer beantworten. Im Anschluss werden dann wieder die normalen Beratungssendungen gezeigt.

Die Palette der Themen ist breit gefächert und umfasst unter anderem Beratungsangebote von Medizinern, Juristen sowie Ernährungs- oder Versicherungsexperten. Für jeweils eine Stunde stehen die Experten den Zuschauern und Anrufern zu unterschiedlichen Fragen zur Verfügung. Zum Abschluss jedes Sendetages werden Astrologen und Kartenleger Fragen beantworten.

Rund 300 Fachleute wurden vor dem Start von Help TV gecastet. "Wir hatten einen erstaunlich großen Zulauf. Das ging durch alle Berufsgruppen", erklärt Mattukat. Auch wenn der eine oder andere Kandidat wegen zu großer Nervosität aufgeben musste, sei das Gros der Interessenten doch durchaus fernsehkompatibel, erklärt der Channel Manager. Aus einem Stamm von rund 60 Experten kann Help TV nun schöpfen.

Kostenpflichtige Anrufe

Der Anruf der Zuschauer (Nummer: 01378-990099) ist allerdings kostenpflichtig und schlägt mit 49 Cent pro Einwahl zu Buche - egal, ob der Anrufende durchkommt oder nicht und wie lange das Gespräch dauert. Hat der Anrufer anschließend noch Beratungsbedarf, kann er das so genannte Kompetenzteam aus Experten anklingeln. Dann wird's freilich teurer.

Der Sender ist via Netz oder Kabel digital in Deutschland, Österreich und der Schweiz zu empfangen. In Deutschland soll er rund 8,5 Millionen Haushalte erreichen. Neben den Einnahmen aus den Live-Anrufen will sich der Spartensender, der von einem Stamm von rund 20 Leuten gemanagt und produziert wird, durch Werbung und Werbeauftritte der Experten finanzieren.

"Wir bieten ein attraktives Werbe-Umfeld, weil bei uns die Unternehmen sicher sein können, dass sie mit ihren Spots bei den Zuschauern auf breites Interesse stoßen", verspricht Mattukat. Für Prominenz zum Sendestart soll zudem NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) sorgen, der für den 3. November seinen Besuch in Dortmund zugesagt hat.

Experten konstatieren dem Sender durchaus, eine Marktlücke entdeckt zu haben. "So was gab's bislang noch nicht", erklärt der Dortmunder Journalistik-Professor Ulrich Pätzold. Allerdings bleibe abzuwarten, ob die Zuschauer wirklich auf Dauer bereit sind, 49 Cent pro Anruf zu investieren. Auch juristische Probleme seien nicht ausgeschlossen - so könnten sich Wirtschaftskammern dagegen wehren, dass im Fernsehen Beratungsdienste angeboten werden.

(afp)
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