Interview zur Biopic Michael Degen erinnert sich: "Nicht alle waren Mörder"

Berlin (RPO). Am Mittwoch strahlt die ARD um 20.15 Uhr die Verfilmung von Michael Degens Erinnerungen an seine Kindheit aus. Seine Autobiographie "Nicht alle waren Mörder" war ein großer Erfolg. Im Interview spricht der 74-jährige Schauspieler über seine Gefühle beim Anschauen des Films.

 Schauspieler Michael Degen erinnert sich an seine Kindheit im Dritten Reich.

Schauspieler Michael Degen erinnert sich an seine Kindheit im Dritten Reich.

Foto: ARD, SWR/Fächer

Herr Degen, was haben Sie empfunden, als Sie Ihre Mutter und sich selbst nun auf der Leinwand verkörpert sahen?
Das war sehr schwierig. Nadja Uhl näherte sich meiner Mutter auch rasant an. Zudem sahen sie und ihr Filmsohn Aaron Altaras meiner Mutter und mir sehr ähnlich. Das war schon unheimlich. Eine Schlüsselszene war für mich übrigens jene, als wir bei der Flucht vor den Nazis aus dem ersten Stock eines Hauses springen und sich meine Mutter den Knöchel verstaucht. Wie die beiden dann im Film Hand in Hand mit dem Rücken zur Kamera durch den Garten laufen, da dachte ich einen Moment: "Mensch, das sind wir beide."

 Nadja Uhl spielt Anna Degen, Michaels (Aaron Altaras) Mutter.

Nadja Uhl spielt Anna Degen, Michaels (Aaron Altaras) Mutter.

Foto: Ard, SWR/Faecher

Wie aufwühlend war es für Sie, Ihre eigene Kindheit und die Jahre der Verfolgung im Film zu sehen?
Das war sehr emotional. Zum Schluss war ich auch ziemlich fertig. Das Schlimmste war, als mein Sohn auf den Film ganz fassungslos reagierte und fragte: "Das war meine Oma?." Das war für mich das Erschütterndste überhaupt.

Sind einzelne Szenen für die Verfilmung aufbereitet worden, die sie so nicht erlebt haben?
Eine Szene ist dazugekommen: Und zwar die Deportation von jüdischen Nachbarn in die große Hamburger Straße in Berlin. Das habe ich im Buch nicht beschrieben. Aber Regisseur Jo Baier musste eine Plattform schaffen, die erklärt, auf welchen Ereignissen unsere Geschichte überhaupt basiert.

Was ist Ihr nächstes Projekt?
Mein nächstes Projekt ist wieder ein Buch - quasi die Fortsetzung von "Nicht alle waren Mörder" - und eine Reaktion auf die vielen Leserbriefe, die ich auf den ersten Band erhielt. In der Fortsetzung beschreibe ich, wie ich nach dem Krieg zunächst nach Israel reise und meinen Bruder suche. Das Buch wird dann die Phase bis zu meiner Rückkehr nach Deutschland beschreiben. Der Band soll im März beim Rowohlt-Verlag herauskommen.

(afp2)
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