Abenteurer oder Langweiler Was Nachnamen bedeuten

Düsseldorf (RPO). In jedem Familiennamen steckt ein oft jahrhundertealter Sinn. Denn viele Namen entstanden im Mittelalter und sagen etwas über den Beruf, die Herkunft oder den Charakter des Trägers aus. In seinem Buch entschlüsselt der Sprachwissenschaftler Jürgen Udolph hunderte dieser Namen.

Das sind die beliebtesten Vornamen seit 2000
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Das sind die beliebtesten Vornamen seit 2000

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Foto: ddp

Wer sich Jürgen Udolph mit Namen vorstellt, lässt sich auf ein spannendes und interessantes Abenteuer ein. Denn sobald der Familienname ausgesprochen ist, macht sich der Sprachwissenschaftler daran, herauszufinden, woher der Name kommt. Merkel oder Klum sind für ihn eine leichte Übung. Aber wenn es um außergewöhnliche und seltene Namen geht, dann greift der ehemalige Leiter der Namensberatungsstelle an der Universität Leipzig auf spezielle Nachschlagewerke zurück: Urkundenbücher, alte Landkarten, Mundartwörterbücher.

Mormonen-Datenbank

Auch eine Mormonen-Datenbank und eine CD mit der Liste von Telefonanschlüssen helfen ihm zu klären, aus welcher Region der Name ursprünglich stammt. In seinem Buch "Professor Udolphs Buch der Namen: Woher sie kommen — Was sie bedeuten" (Goldmann Verlag) klärt er viele Menschen über ihre Namen auf.

Dass Nachnamen erst ab dem zwölften Jahrhundert verwendet wurden und in dieser Zeit entstanden, kann man auch heute noch an Namen wie Schmied feststellen. Denn viele Namen, sagt Udolph, gehen auf einen Beruf im Mittelalter zurück. Oder drücken den Charakter des Trägers in dieser Zeit aus

Albrecht Mehr als 50.000 mal gibt es diesen Famniliennamen in Deutschland. Bekannt geworden ist er aber erst durch die Aldi-Brüder Karl und Theodor Paul Albrecht. Der Name ist die jüngere Variante des alten männlichen Namens "Adalbrecht" und ist auch verwandt mit "Adalbert". Das althochdeutsche "adal" bedeutet "edel, vornehm" und "beraht" heißt "glänzelnd". Der Name bedeutet somit "von edlem Geschlecht."

Altenburg Der Name ist ein typisches Beispiel für einen Herkunftsnamen. Im Mittelalter war es üblich, dass eine Person, die in eine andere Gemeinde zog, dort den Namen des vorherigen Wohnortes bekam, der sie nun von den Alteingesessenen unterschied. Kam etwa ein Heinrich aus Altenburg nach Kassel, konnte er dort "Heinrich aus Altenburg" oder "Heinrich der Altenburger" gerufen werden.

Bäcker/Becker/Beck All diese Nachnamen bezeichnen — wie zurecht vermutet — den früheren Beruf des Bäckers. "Becker" ist derzeit der achthäufigste Familienname in Deutschland. "Beck" kann auch vom mitteldeutschen Wort "Bek(e)" für Bach stammen und dann den "der am Bach wohnt" bezeichnen.

Bauer/Beckenbauer Die meisten Familiennamen stammen aus Berufsgruppen. So auch Bauer. Der Vorfahr einer heutigen Familie Bauer war also mit großer Wahrscheinlichkeit früher einmal Landwirt. Den Name "Beckenbauer" sollte man allerdings nicht vorschnell entschlüsseln. Er bezeichnet einen Menschen der zwei Berufe gleichzeitig ausübte: Er war kein Schwimmbeckenbauer, wie der Name vermuten lässt, sondern ein Landwirt der auch den Beruf des Bäckers (siehe Bäcker/Becker/Beck) ausübte.

Beckmann/Böckmann Der Name Beckmann, wie auch die gerundete Form Böckmann, hat zweierlei Herkunftsmöglichkeiten: Als Kurzform von Becker bezeichnet er einen Bäckersmann. Die andere Möglichkeit ist, wie bei "Beck" die Herkunft über das Wort "Bek(e)" für Bach. Bek(e) war das mitteldeutsche Wort für Bach. Beckmann kann also, je nach Herkunftsregion auch bedeuten, "die, die am Bach wohnten".

Biedermann Obwohl fast jeder eine klare, meist negative Vorstellung von einem Biedermann hat — bieder, einfältig, altbacken — war die Bezeichnung früher eigentlich ein Kompliment. "Bider" hieß nämlich "unbescholten, rechtschaffen". Die deutschen Biedermänner können also aufatmen: Im Grunde sind sie alle "Ehrenmänner".

Blüm/Blum(e) Die Grundherleitung von dem schönen Wort Blume liegt auf der Hand. Es gibt aber noch eine Reihe weiterer Möglichkeiten: Eventuell war der Namensträger ein modischer Zeitgenosse und schmückte seine Wohnung gerne mit Blumen. Es kann allerdings auch ein Gewürzhändler gewesen sein: Denn das Wort Blume wurde früher auch für das Gewürz Muskatnuss verwendet. Der Nachname kann jedoch auch — spöttisch gemeint — einen kleingewachsenen Menschen, oder — liebevoll — eine besonders zarte Person betiteln. Möglich ist ebenfalls, dass sich der Name auf den Ortsnamen "Blume" bezieht.

Büsch Nachnamen wie Büsch, Busche, Buschner oder Buschmann sind einfach aufzuschlüsseln: Sie geben an, dass ein Mensch dieses Namens in der Nähe eines markanten Strauches oder vielleicht sogar an einem Wald gelebt hat. So wird das wohl auch bei Dichter Wilhelm Busch gewesen sein.

Catterfeld Auch dieser Name ist — wie Altenburg — ein typischer Herkunftsname. Er lässt sich bis zu dem 1280-Seelen-Ort Catterfeld zurückverfolgen. Dem Ort, der ganz in der Nähe von dem Erfurter Geburtsort der Sängerin und ehemaligen "Gute Zeiten, schlechte Zeiten"-Schauspielerin Yvonne Catterfeld liegt. Somit wohnten ihre Urahnen in der Nähe, weshalb sie sich auch den Namen zulegten.

Christiansen Die Endung "-sen" im Namen zeigt an, dass es sich bei diesem Familiennamen um eine direkte Ableitung des Vaternamens "Christian" handelt. In Christian steckt der lateinische Ausspruch "christianus sum". Das bedeutet "Ich bin ein Christ." Talkmasterin Sabine Christiansen ist aber nicht "Christians Sohn" (also der Sohn eines Christen). Ihr Namensvorfahr, dem einst dieser Titel verliehen wurde, war es hingegen schon.

Daum(e)/Dauman/Dümling Der Daumen ist ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal der Menschen zu den Tieren. Denn neben den Primaten besitzen nur die Menschen einen Finger mit derartigen Funktionen. Der mittelhochdeutsche Daumen schrieb sich "Dume". Herr und Frau "Dümling" haben also keine IQ-Ausfälle in ihrer Familie zu beklagen, sondern vielmehr einen "Däumling". Das waren Menschen mit kleinem Daumen. Auch "Daum", "Daume" und "Daumann" gehen auf diese Besonderheit zurück.

Dienstag Von Montag bis Sonntag sind alle Namen in Deutschland vergeben. Der Wochentag als Name kennzeichnete ursprünglich, wann der Namensträger seinem Lehnherren abgabepflichtig war.

Döring ist die niederdeutsche, stark abgewandelte Form von "Thüringer" und bedeutet "der aus Thüringen stammt": "Thüringen" wurde im Laufe der Zeit zu "Düring" und weiter zu "Döring". So zeigen auch die Orte Ober- und Untertürkheim bei Stuttgart an, dass hier einmal Thüringer gesiedelt haben. Denn Türken kamen erst Jahrhunderte später ins Land.

Ende Der erste Namensträger, so viel ist sicher, hatte seinen Wohnsitz am Rande einer Siedlung. Wenn man ihn besuchte, musste man weit laufen — nämlich bis ans "Ende" eines Dorfes. So wurde die Lage des Hauses zum Namen seiner Bewohner.

Engelke Der Name von Comedy-Star Anke Engelke ist rund 3000 mal bundesweit zu finden und geht ursprünglich auf die Kurzform eines Vornamens wie Engelbert oder Engelbrecht zurück. Es handelt sich um einen niederdeutschen Namen. Neben Engelke gibt es zahlreiche weitere Beispiele wie etwa Schmidtke für den kleinen Schmidt oder Jahnke als Kosename für Johannes.

Info Lesen Sie in der nächsten Folge über die Bedeutung von Namen mit F wie Fischer bis K wie Küster.

(RP)
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