Der zerstückelte Mann vom Gimmlitztal Prozess um bizzaren Mordfall beginnt in Dresden

Dresden · Seit der Jugend hatte er die schaurige Fantasie, sich schlachten zu lassen. Im November 2013 wird eine Busfahrt nach Sachsen für einen 59-jährigen Geschäftsmann aus Hannover schließlich zur letzten Reise. Dort trifft er sich mit einem Kriminalbeamten. Wenig später ist der 59-Jährige tot: Die Teile seiner zerstückelten Leiche sind in einem Garten vergraben.

Kannibalen-Mord: Polizei durchsucht Grundstück
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Neun Monate nach Bekanntwerden des grausigen Falls beginnt an diesem Freitag am Landgericht Dresden der Prozess gegen den vom Dienst suspendierten Beamten des Landeskriminalamts (LKA). Die Staatsanwaltschaft ist überzeugt, dass der 56-jährige Detlef G. seinen Gast aus Niedersachsen - wie gemeinsam geplant - umbrachte. Angeklagt ist Detlef G. wegen Mordes zur Befriedigung des Geschlechtstriebs und wegen Störung der Totenruhe.

Der Beschuldigte habe die Tötung anfangs auch gestanden und erst später teils widerrufen, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Verteidiger Endrik Wilhelm erklärt indes, sein Mandant habe nie ein Geständnis abgelegt, nur Schilderungen zu den Akten gegeben, "die nicht stimmten". Der Anwalt ist überzeugt, dass Detlef G. nicht töten kann.

Der 56-Jährige stammt aus Hildburghausen in Thüringen, er lernte Galvaniseur und absolvierte später eine Kriminalistenausbildung. Nach der Wende zog er nach Sachsen, wo er als Schriftsachverständiger Handschriften von Tätern für das LKA analysierte.

Privat chattete der Vater einer Tochter auf einer Kannibalen-Seite im Internet, wo nach Erkenntnissen der Ermittler sein Traum, eine Leiche zu zerstückeln, im Oktober auf den Wunsch des 59-Jährigen traf. Der Kriminalhauptkommissar holte den Gast ab und fuhr mit ihm in seine Pension im abgelegenen Gimmlitztal im Erzgebirge.

Laut rechtsmedizinischem Gutachten erstickte der 59-Jährige durch Erdrosseln. Der Verdacht auf Kannibalismus bestätigte sich bisher nicht, entsprechende Spekulationen waren wegen des Chats der Männer aufgetaucht. Bei der Festnahme hatte Detlef G. angegeben, auf Wunsch getötet zu haben. Kannibalistische oder sexuelle Motive hatte er bestritten. Knapp vier Wochen hatte er mit dem furchtbaren Geheimnis gelebt, bis Fahnder ihn aufspürten.

Für den Prozess sind 15 Verhandlungstage geplant, 20 Zeugen und vier Sachverständige geladen, darunter der Noch-Ehemann von Detlef G.. Ex-Frau und Tochter des Opfers sind Nebenkläger. Läuft es wie geplant, wird das Urteil am 5. November gesprochen - ein Jahr nach der Tat.

(dpa)
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