Münchner S-Bahnopfer hatte 22 Verletzungen Erhitzte Diskussion über Jugendstrafrecht

Düsseldorf/München (RPO). Der innenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Dieter Wiefelspütz, hat der CSU im Zusammenhang mit der tödlichen Attacke gegen einen 50-Jährigen eine "besondere Art der Verantwortungslosigkeit" vorgeworfen. Unterdessen wurde bekannt, dass das Opfer der S-Bahn-Schläger 22 Verletzungen hatte.

München: 50-Jähriger stirbt nach brutaler Attacke
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Wiefelpütz kritisiert die CSU-Forderungen nach mehr Videoüberwachung und einer Verschärfung des Jugendstrafrechts scharf: "Ich finde es verantwortungslos, wenige Stunden nach der Tat solche Sprüche zu klopfen", sagte Wiefelspütz gegenüber unserer Redaktion.

Die Politiker sollten lieber den Mund halten und erst einmal die Ermittlungen der Polizei abwarten, riet der SPD-Mann. "Und dann werden wir sehen, ob wir aus dieser Tat etwas lernen können."

Verschärfung des Jugendstrafrechts gefordert

Führende CSU-Politiker haben eine Verschärfung des Jugendstrafrechts gefordert. Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann forderte am Montag in München, bei Straftätern über 18 Jahren Erwachsenenstrafrecht anzuwenden. Zudem solle die Höchststrafe bei Jugendlichen von zehn auf 15 Jahre erhöht werden.

Ministerpräsident Horst Seehofer erklärte, sowohl der CSU-Vorstand als auch das bayerische Kabinett würden über Konsequenzen aus dem Verbrechen beraten. "Ich möchte da kein Feld zu einem Tabu erklären", sagte Seehofer. Man müsse mit dem Thema sehr besonnen und ernst umgehen. "Das, glaube ich, sind wir auch dem Opfer schuldig."

Die bayerische Justizministerin Beate Merk erklärte, man müsse sich nicht nur mit einer Verschärfung des Strafrechts beschäftigen, sondern auch über Fragen der Prävention nachdenken. CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt warnte davor, die tödliche Attacke zum Wahlkampfthema zu machen. Über so einen Vorfall müsse man sich "tiefer Gedanken machen", sagte Dobrindt. Die Betroffenheit der Menschen sei sehr groß.

CSU-Landesgruppenchef Peter Ramsauer dagegen griff mit Blick auf die Attacke die SPD an. Diese habe sich in der Vergangenheit Vorschlägen der CSU zur Verschärfung des Jugendstrafrechts verweigert. "Ich erhebe schwere Vorwürfe gegen die SPD", sagte Ramsauer.

Vorläufiges Obduktionsergebnis

Der von zwei jugendlichen Schlägern getötete S-Bahn Fahrgast in München hat 22 Verletzungen an Kopf und Oberkörper erlitten. Dies sei das vorläufige Obduktionsergebnis, sagte Staatsanwalt Laurent Lafleur am Montag in München. Die konkrete Todesursache stehe noch nicht fest.

Der Chef der Münchner Mordkommission, Markus Kraus, sagte, die Fußtritte gegen den Kopf des 50-Jährigen seien von den überfallenen Kindern bezeugt worden, die der Mann vor den Angreifern hatte schützen wollen.

Während des Verbrechens auf dem S-Bahnhof seien etwa 15 Personen auf dem Bahnsteig gewesen, sagte Kraus. Die Polizei habe mehrere Notrufe erhalten und sei bereits fünf Minuten nach der Tat vor Ort gewesen.

(csr)
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