Plan der Krankenhausgesellschaft Kliniken wollen zur Regelversorgung zurückkehren

Berlin · In der Debatte über die Rückkehr zur Normalität hat sich auch die Deutsche Krankenhausgesellschaft mit einem Zehn-Punkte-Plan zu Wort gemeldet. Der Plan liegt unserer Redaktion exklusiv vor. Die Kliniken wollen wieder mehr Menschen behandeln, die jenseits von Covid-19 unter Krankheiten leiden.

 Auch jenseits von Covid-19 sollen wieder mehr Patienten in den Kliniken behandelt werden.

Auch jenseits von Covid-19 sollen wieder mehr Patienten in den Kliniken behandelt werden.

Foto: dpa/Sven Hoppe

Patienten, die an einer Krankheit leiden, die nicht Covid-19 heißt, mussten in den vergangenen Wochen oft vertröstet, weggeschickt und auf Wartelisten gesetzt werden. Das soll nun besser werden. Trotz der anhaltenden Corona-Krise wollen die Kliniken in Deutschland wieder mehr Regelversorgung leisten. Das geht aus einem noch unveröffentlichten Zehn-Punkte-Plan der Deutschen Krankenhausgesellschaft hervor, der unserer Redaktion vorliegt. „Dabei müssen wir eine gesunde Balance mit der Covid-19-Versorgung finden“, sagte DKG-Präsident Gerald Gaß.

Der DKG-Präsident verwies auf das „beispiellose Engagement“ der Kliniken in der Corona-Krise, das einen großen Anteil daran habe, dass Deutschland insbesondere im Hinblick auf die Mortalität eine bessere Entwicklung gehabt habe, als die meisten europäischen Länder. „Nun ist aber der Wiedereinstieg in die Regelversorgung dringend erforderlich.“

Das Konzept baut darauf auf, dass die Kliniken hierzulande „bis weit in das Jahr 2021“ hinein Covid-19 Erkrankte versorgen müssen. Für alle Krankenhäuser, die über entsprechende Behandlungsmöglichkeiten verfügen, gelte „die Vorgabe 20 Prozent ihrer Intensivbehandlungsbetten mit Beatmungsmöglichkeit freizuhalten“, heißt es in dem Papier. Darüber hinaus sollen die Kliniken weiterhin in der Lage sein, binnen „72 Stunden weitere  Behandlungskapazitäten für Covid-19-Patienten zu organisieren, wenn es der Anstieg der Reproduktionsrate bei den Infektionen erfordert“. Dabei geht es um weitere 20 Prozent der Kapazitäten. Reha-Kliniken hingegen sollen nicht mehr flächendeckend freigehalten werden und können ihren Regelbetrieb wieder aufnehmen.

Mit der Rückkehr zur Regelversorgung sollen drei Gruppen von Patienten bevorzugt wieder behandelt werden: Jene, bei denen eine Verschiebung der Behandlung, die Lebenserwartung verkürzt, sowie jene, bei denen eine zeitliche Verzögerung der Behandlung zu „unverhältnismäßigen Funktionseinschränkungen“ führen würde. Schließlich sollen auch Patienten angenommen werden, die unter „lebensqualitätseinschränkenden Symptomen“ leiden.

Auch auf die Gefahr von Infektionen und der Verbreitung des Coronavirus in den Kliniken geht der Zehn-Punkte-Plan ein: „In allen Fällen der Wiederaufnahme der Regelversorgung  muss hausindividuell ein Maximum der Infektionsprävention einschließlich der räumlichen Trennung der Behandlungsbereiche gewährleistet sein.“

Das Konzept der DKG soll je nach Lage in den einzelnen Bundesländern und dem konkreten Bedarf vor Ort umgesetzt werden. Die Krankenhausgesellschaft geht in ihrem Zehn-Punkte-Plan auch auf die Versorgung der Patienten aus dem europäischen Ausland ein. „Politisch und humanitär“ sei dies „grundsätzlich“ zu begrüßen, heißt es. Allerdings müsse dabei auch beachtet werden, dass im Rahmen der Daseinsvorsorge für die eigene Bevölkerung  ausreichend viele Intensivbetten vorgehalten würden. Nach Deutschland verlegte Patienten benötigten die Beatmungsbetten in der Regel für zwei bis sechs Wochen und seien im Fall eines Engpasses nicht schnell zu mobilisieren.

(qua)
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