Pandemie WHO erhöht Schweinegrippe-Alarm auf höchste Stufe

Genf (RPO). Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat den Alarm für die Schweinegrippe am Donnerstag auf die höchste Stufe angehoben. Die Mitglieder wurden entsprechend informiert. Es ist das erste Mal seit 40 Jahren, dass die WHO für eine Grippe die höchste Alarmstufe Sechs auslöst.

Was man zur Schweinegrippe wissen muss
Infos

Was man zur Schweinegrippe wissen muss

Infos
Foto: AP

Experten warnen bereits im Vorfeld vor Panikmache. Eine Pandemie bedeute lediglich, dass sich ein Virus länder- und kontinentübergreifend ausbreitet, sage aber nichts über seine Gefährlichkeit aus. In den meisten Fällen war eine schnelle Behandlung mit Grippemittel wie Tamiflu erfolgreich. Bisher gab es weltweit knapp 28.000 Falle. Es starben bislang rund 140 Menschen an der Schweinegrippe, 106 davon in Mexiko.

Auf einer Dringlichkeitssitzung in Genf haben führende Seuchenexperten der WHO entschieden, die Schweinegrippe als weltweite Seuche einzustufen. Ein wichtiges Kriterium für die Ausrufung einer Pandemie besteht darin, dass eine Krankheit sich in einer anderen als der Ursprungsregion selbstständig weiterverbreitet. Zur Überprüfung dieser Tatsache ließ sich WHO-Direktorin Margaret Chan am Mittwoch in einer Telefonkonferenz mit Regierungsvertretern von Ländern mit rascher Ausbreitung der Schweinegrippe verbinden, darunter Australien, Großbritannien und Japan.

Die Anzeichen verdichten sich, dass das Virus auch außerhalb des amerikanischen Kontinents nicht mehr nur durch Reisende übertragen wird. Rund um den Globus wurden bisher knapp 28.000 Krankheits- und mehr als 140 Todesfälle bestätigt. Die Ausbreitung der Erkrankung dokumentiert die WHO tagesaktuell auf ihrer Internetseite.

Zwei Schulen und eine Kita in Deutschland zu

In Deutschland sind nach Angaben des Robert-Koch-Instituts derzeit 90 Menschen an der Schweinegrippe erkrankt. Darunter 46 Schüler aus Düsseldorf, acht Schülerinnen aus Köln und zwei Kleinkinder aus München. Auch zwei Solinger sind nach einer USA-Reise an Schweinegrippe erkrankt. RKI-Präsident Jörg Hacker erwartet, dass neue Erkrankungen hinzukämen. Zuletzt seien über zehn Neuerkrankungen am Tag gemeldet worden.

Ursprungsland der aktuellen Schweinegrippe ist Mexiko. Dort breitete sich das Virus bereits im April rasend aus. Im Laufe der vergangenen Wochen gelangte der Erreger in die unterschiedlichsten Weltregionen. Doch obwohl das Virus inzwischen in 74 Ländern aufritt, zögerte die WHO bislang, die Schweinegrippe als Pandemie einzustufen. Als sie im April die zweithöchste Alarmstufe ausgerufen hatte, handelte sie sich die Kritik von Vertretern betroffener Wirtschaftsbranchen ein, die ihr voreiligen Aktionismus vorwarfen.

Zuletzt wurde eine Grippe-Pandemie 1968 wegen der sogenannten Hongkong-Grippe ausgerufen. Bis zu zwei Millionen Menschen starben Schätzungen zufolge zwischen 1968 und 1969 an dem Virus H3N2, das seinen Ursprung in Hongkong hatte.

An einer Hongkonger Schule erkrankten unterdessen zwölf Jugendliche an der Schweinegrippe, ohne dass der Infektionsherd festgestellt werden konnte. Daraufhin beschlossen die Behörden, von Freitag an alle Grundschulen, Kindergärten und -krippen für zwei Wochen zu schließen. In der chinesischen Sonderverwaltungsregion herrscht erhöhte Furcht vor einer Epidemie, nachdem dort 2003 ingesamt 300 Menschen an der Lungenkrankheit SARS erkrankt waren.

(AP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort