Belgien Diese sieben Schritte sind bis zur Sterbehilfe für Kinder nötig

Brüssel · Belgiens Abgeordnetenhaus hat für eine Ausweitung des Sterbehilfe-Gesetzes auf sehr kranke Kinder unter 18 Jahren gestimmt. Rechtsexperten und Ärzte erklären, wie das Gesetz Schritt für Schritt funktionieren soll.

Belgien: Diese sieben Schritte sind bis zur Sterbehilfe für Kinder nötig
Foto: ap

Schritt 1: Das Sterbehilfe-Gesetz

Das belgische Gesetz schreibt keinen genauen Zeitrahmen für die Leistung der Sterbehilfe ab dem Zeitpunkt fest, an dem ein Patient erstmals darum bittet. In der Praxis dauere dies Wochen oder Monate, erklärt Gerlant van Berlaer, ein Spezialist für pädiatrische Notfallbehandlung am Universitätskrankenhaus Brüssel. Eine 16-köpfige Bundeskommission, deren Mitglieder zur Hälfte aus Ärzten bestehen muss, wurde durch das Sterbegesetz von 2002 geschaffen, um alle Fälle von Sterbehilfe in dem Land zu untersuchen und sicherzugehen, dass die durch das Gesetz festgesetzten Prozeduren eingehalten werden.

Schritt 2: Unheilbare Krankheit

Ein Kind muss an einer unheilbaren und tödlichen Krankheit leiden, um für Sterbehilfe infrage zu kommen. Es muss angenommen werden, dass der Tod ohne Sterbehilfe "binnen eines kurzen Zeitraums" erfolgen würde. Zudem muss das Kind von "konstanten und unerträglichen physischen Leiden" betroffen sein. Dieser Diagnose und Prognose müssen der behandelnde Arzt und ein außenstehender zustimmen, der für eine zweite Meinung hinzugezogen wird.

Schritt 3: Das Kind muss verstehen, was passiert

Das Kind muss von einem Kinderpsychiater oder einem Psychologen befragt werden. Dieser muss bestimmen, ob das Kind die "Einsichtsfähigkeit" besitzt und dies schriftlich bescheinigen.

Schritt 4: Eltern müssen zustimmen

Der Arzt des Kindes muss sich mit den Eltern des Patienten oder mit dessen gesetzlichen Vertretern treffen, um über die Ergebnisse der Konsultation zu informieren. Er muss auch sichergehen, dass sie mit dem Antrag des Kindes auf Sterbehilfe einverstanden sind.

Schritt 5: Schriftlicher Antrag

Der Antrag des Kindes auf Sterbehilfe sowie die Zustimmung der Eltern oder der gesetzlichen Vertreter muss schriftlich erfolgen.

Schritt 6: Emotionale Unterstützung für die Betroffenen

Das Kind und die Familienangehörigen müssen psychologisch betreut werden, sofern sie dies wünschen.

Schritt 7: Sterbehilfe

Laut dem Arzt Marc Van Hoey aus Antwerpen gibt es zwei Methoden, Sterbehilfe zu leisten: Ein sterbenskranker Mensch könne entweder selbstständig einen mit der Droge Barbiturat versetzen Sirup trinken, oder aber ein Arzt verabreicht das Mittel intravenös. In jedem Fall tritt der Tod demnach binnen weniger Minuten ein.

(ap)
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