Strauss-Kahn tritt als IWF-Chef zurück Das Ende des mächtigsten Finanzbosses

New York (RPO). "Ich bin unendlich traurig" - mit diesen Worten ist Dominique Strauss-Kahn von seinem Posten als Chef des Internationalen Währungsfonds zurückgetreten. Damit endet die Ära des mächtigsten Finanzbosses der Welt, dessen Karriere zahlreiche Höhen, aber auch einige Tiefen mit sich brachte.

Stationen im Leben des IWF-Chefs Dominique Strauss-Kahn
Infos

Stationen im Leben des IWF-Chefs Dominique Strauss-Kahn

Infos
Foto: dapd

Auf der New Yorker Gefängnisinsel Rikers Island sitzt Dominique Strauss-Kahn in Untersuchungshaft. Sexuelle Nötigung und Freiheitsberaubung einer Hotelangestellten lauten die Vorwürfe gegen den 62-Jährigen. Und während der IWF-Chef immer wieder beteuert, die Vorwürfe stimmten nicht, diskutierte die ganze Welt schon seit Tagen über seine Nachfolge.

Und so blieb dem Franzosen wohl nichts anderes übrig, als seinen Posten als mächtigster Finanzboss der Welt abzugeben. "Ich bin unendlich traurig, mich gezwungen zu fühlen, dem Vorstand meinen Rücktritt als Geschäftsführender Direktor mitzuteilten", heißt es in einer Mitteilung, die der Internationale Währungsfonds am Donnerstag veröffentlichte.

Er denke an seine Familie, seine Freunde und auch an seine Kollegen beim Währungsfonds, erklärte Strauss-Kahn in der Mitteilung. "Allen möchte ich mitteilten, dass ich mit größtmöglicher Entschiedenheit alle gegen mich erhobenen Vorwprfe zurückweise", so der 62-Jährige weiter. "Ich möchte diesee Institution schützen, die ich ehrenvoll und mit Hingabe bedient habe."

Von Sarkozy selbst vorgeschlagen

Tatsächlich hat Dominique Strauss-Kahn den IWF zu der Institution gemacht, die sie heute ist: ein wichtiges Instrument und Hoffnungsträger für alle krisengebeutelten Staaten, ohne dessen Kredite mancher Staat derzeit arg ins Straucheln käme. Seit 2007 war der Franzose Chef des Währungsfonds, Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy hatte ihn selbst dorthin weggelobt.

Strauss-Kahn hatte Glück, die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise kam für ihn genau richtig - nämlich in der Zeit seines Wechsels zum IWF. Er krempelte den Währungsfonds um und machte ihn zum zentralen Krisenhelfer. Davor waren die Kredite kaum noch gefragt gewesen. Zahlreiche Staaten rissen sich aber nun danach, und auch beim Europäischen Rettungsschirm spielen die finanziellen Mittel eine wichtige Rolle, machen sie doch ein Drittel der jeweiligen Hilfspakete aus.

In der Zeit beim IWF geriet Strauss-Kahn aber schon einmal in die Schlagzeilen. Im Jahr 2008 wurde ihm vorgeworfen, seine Macht missbraucht zu haben, um seiner Geliebten, einer IWF-Volkswirtin, Vorteile zu verschaffen. Strauss-Kahn entschuldigte sich und durfte an der Spitze des Währungsfonds bleiben.

Seiner Beliebtheit tat das allerdings keinen Abbruch. Im Gegenteil: In Frankreich setzten die Menschen ihre Hoffnungen in ihn als möglichen Kandidaten der Sozialisten für die Präsidentschaftswahlen. Weit vorn lag er bis vor kurzem vor dem Amtsinhaber Sarkozy. Er galt als Charmeur und zugleich als ein Franzose, der sich auf internationalem Parkett staatsmännisch bewegt. Das genaue Gegenteil von Sarkozy also, der bei den Franzosen so unbeliebt ist wie schon lange kein Präsident mehr.

Einst im französischen Finanzministerium

Und die Franzosen sahen nicht nur das Auftreten Strauss-Kahns, sondern wussten auch, dass er finanzpolitisch viele Erfahrungen mit sich brachte - nicht nur auf dem internationalen Parkett, sondern auch im eigenen Land. Denn er war es, der die Wirtschaftspolitik der Sozialisten formte, mit der diese 1997 in Frankreich an die Macht kamen. Und er selbst übernahm zu dieser Zeit den Posten des Finanzministers.

Eine Zeit, in der er viel erreichte. Er bereitete das Land auf den Euro vor, rief ein Programm zur Schaffung von hunderttausenden Arbeitsplätzen ins Leben und privatisierte Staatsunternehmen. Zwei Jahre später musste er allerdings im Zuge eines Parteifinanzierungsskandals seinen Posten räumen - später wurde er freigesprochen.

All das werden viele Franzosen auch jetzt noch in Erinnerung haben, denn die Mehrheit glaubt bei den Vorwürfen der versuchteb Vergewaltigung an eine Komplott gegen den beliebten Sozialisten. Doch dessen Karriere ist nun wohl endgülitg vorbei. Er wird kaum noch eine Chance als Präsidentschaftskandidat haben und seine Rolle beim IWF ist ebenfalls Geschichte, egal, ob die Vorwürfe sich bewahrheiten oder nicht. Strauss-Kahn selbst bleibt jetzt nur noch die Zeit des Wartens, denn bis Freitag muss die Grand Jury über eine formelle Anklage des 62-Jährigen entscheiden.

(mit Agenturmaterial)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort