Norwegens Adel Haakon und Mette-Marit klagen wegen Urlaubs-Fotos

Stockholm. · Hat das norwegische Wochenblatt "Se og Hör" zu viel nackte königliche Haut abgedruckt? Die norwegische Königsfamilie will die Zeitschrift beim Presserat des Landes verklagen, um in aller Ruhe Urlaub machen zu können, hieß es vom Königshof.

Mette-Marit und Haakon feiern den Friedensnobelpreis für die EU
13 Bilder

Mette-Marit und Haakon feiern den Friedensnobelpreis für die EU

13 Bilder

Das ist ungewöhnlich. Gerade in Norwegen herrscht eigentlich seit langem Burgfriede zwischen Boulevardblättern und dem Adel. Die üppig von Steuergeldern lebende Königsfamilie wird von Paparazzi weitgehend verschont. Doch anscheinend hat "Se og Hör" eine Grenze überschritten — oder nicht? Viele Norweger und die seriösen Tageszeitungen zeigen derzeit vor allem Unverständnis für das Gebaren des Hofes. So viel Zank wegen etwas königlicher Haut sei völlig übertrieben, so der Tenor bei den Kommentatoren.

Die Königsfamilie fühle sich grundsätzlich in ihrem Privatleben von den Fotografen der Zeitschrift "verfolgt", entgegnet Hofsprecherin Marianne Hagen der Boulevardzeitung "VG". "Nun sind die zu weit gegangen, und wir werden den ungewöhnlichen Schritt einer Klage nehmen, um Überschreitungen und falschen Berichten ein Ende zu setzten", sagt sie.

Fotos vom Badeurlaub

Vor allem geht es dem Hof um Bilder auf insgesamt 32 Seiten, die das Boulevardblatt im Sommer vom Urlaub der Königsfamilie in Korsika veröffentlichte. Nach den Weihnachtsferien folgte eine weitere Bilderserie mit 14 Seiten — vom königlichen Badeurlaub in St. Barts in der Karibik. Das irritierte König Harald V. Seine Enkelkinder werden in hübschen Sommerkleidchen beim Stadtbummel und Eisessen gezeigt. Kronprinz Haakon (39) und Schwiegertochter Mette-Marit (39) sieht man jedoch leicht bekleidet — beim Baden, Kanufahren und bei anderer Wasserfreizeit.

"Se og Hör" hatte für Kritik bei Hof gesorgt, weil sie zur Karibik-Bildserie behauptete, der königliche Kurzurlaub habe Norwegens Steuerzahler eine halbe Million Kronen (68.000 Euro) gekostet. Das sei, wie vieles andere, frei erfunden, betont Hagen. Man wolle eine Richtigstellung in der Zeitschrift. Der Hof habe zahlreiche verärgerte Briefe von Steuerzahlern erhalten.

Norwegische Experten für Presseethik können nicht ganz nachvollziehen, warum sich die norwegische Königsfamilie so reserviert zeigt. Gerade im Vergleich zu den britischen Kollegen würde sie stets rücksichtsvoll behandelt. Norwegens Steuerzahler hätten berechtigtes Interesse, am luxuriösen Privatleben der Königsfamilie teilzunehmen, sagte etwa Medienethik-Experte Gunnar Bodahl-Johansen. "Ich habe die Bilder gesehen und erkenne kein presseethisches Problem in deren Inhalt. Sie zeigen eine Familie beim Urlaub, so wie alle Urlaub machen."

(RP/felt)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort