Stadt Willich Markt: Knappe Mehrheit für "autofrei"

Stadt Willich · Exakt 9368 Alt-Willicher beteiligten sich an der Bürgerbefragung zur Umgestaltung des Marktplatzes - eine Beteiligung von etwa 55 Prozent. Das Ergebnis war denkbar knapp: 53 Prozent stimmten für die autofreie Variante.

 Bis zu zwölf Frauen und Männer gehörten dem Auszählgremium an. Besetzt war es mit Vertretern der Verwaltung und der im Willicher Stadtrat vertretenen Fraktionen.

Bis zu zwölf Frauen und Männer gehörten dem Auszählgremium an. Besetzt war es mit Vertretern der Verwaltung und der im Willicher Stadtrat vertretenen Fraktionen.

Foto: Achim Hüskes

Autofreier Marktplatz oder nicht? Darum ging es, als am gestrigen Abend die Stimmen der Bürgerbefragung ausgezählt wurden. Die Resonanz war außergewöhnlich: Exakt 9368 junge (ab 16 Jahren) und ältere Alt-Willicher Bürger hatten ihre Stimme abgegeben. Das Ergebnis, das erst nach mehr als vier Stunden feststand: 4942 stimmten für autofrei, 4456 dagegen.

Rund 17 000 Stimmzettel waren vorab verschickt worden. Das bis zu zwölfköpfige Auszählgremium, größtenteils mit Vertretern der Verwaltung und der Fraktionen besetzt, hatte richtig viel zu tun. Darunter war auch die Technische Beigeordnete Martina Stall. Sie sagte anschließend: "Wir stellen das Ergebnis jetzt im Planungsausschuss und im Rat vor." Sie hoffe, dass der Rat noch in diesem Jahr dem Bürgervotum folge und einen entsprechenden Grundsatzbeschluss fasse.

Bereits nach eineinhalb Stunden war es denkbar knapp: Rund 1300 waren für den autofreien Marktplatz, etwa 1200 dagegen. Gegen 19.25 Uhr dann die zweite "Hochrechnung": 2350 zu 2250. Einige Passanten und Interessierte kamen am Quartiersbüro vorbei. Darunter war unter anderem der langjährige Vorsitzende des Planungsausschusses, Jochen Kock (77). Er sagte: "Der Rat hat in den vielen Jahren zuvor nicht den Mut zu einer Entscheidung gehabt. Hoffentlich fängt die Diskussion jetzt nicht wieder von vorne an, sollte das Ergebnis knapp ausfallen."

Vertreter aller Fraktionen waren in ersten Stellungnahmen überrascht von der großen Resonanz. Christian Pakusch (CDU), der jetzt den Planungsausschuss anführt, sagte: "Mit so einer Wahlbeteiligung habe ich niemals gerechnet; wir müssen darüber jetzt erst einmal intensiv in der Fraktion sprechen."

Theresa Stoll (SPD-Obfrau im Planungsausschuss) war sich mit dem Grünen Hagen Becker einig darin, dass, der Marktplatz jetzt schnellstmöglich umgebaut und verschönert werden müsse. Hagen Becker: "Wir müssen das Ergebnis jetzt umsetzen und dem Bürgervotum gerecht werden." Theresa Stoll ergänzte, dass der Markt kein grauer Fleck bleiben dürfe, sondern zu einer guten Stube in Alt-Willich werden müsse.

Überrascht vom hohen Rücklauf war auch FDP-Fraktionsvorsitzender Hans-Joachim Donath. Eigentlich hatten sich die Liberalen vorab gegen einen autofreien Marktplatz ausgesprochen. Grundsätzlich müsse man jetzt aber, so Donath, den Bürgerwillen akzeptieren - wobei er sich auch eine Art "Hybridlösung" vorstellen könnte: "die Autos dort werktags und stundenweise auch samstags zuzulassen, abends und an den Wochenenden aber generell zu sperren."

Einige Händler im Zentrum waren sehr enttäuscht vom Resultat. Juwelier HaJo Heintges (60) beispielsweise: "Dies ist für viele von uns ein herber Rückschlag." Heintges schloss für sein Fachgeschäft an der vorderen Bahnstraße nicht aus, dass er sich jetzt in absehbarer Zeit nach einem Geschäftslokal in der Nachbarschaft umschaue. Nicht kommentieren wollte der Vorsitzende des Willicher Werberinges, Christoph Smits, das Ergebnis.

(wsc)
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