Stadt Willich Die erste Schützenkönigin in Anrath

Stadt Willich · Natascha Oerschkes holte den Vogel mit dem 86. Schuss von der Stange. Damit ist sie die erste Frau an der Spitze des Marschier- und Feier-Regiments in der über 550-jährigen Geschichte der St.-Sebastianus-Bruderschaft.

"Lupo, hast du ein Problem damit?", fragte vor einigen Wochen Natascha Oerschkes den Präsidenten der St.-Sebastianus-Bruderschaft, Christian Lüpertz, ob er sich eigentlich vorstellen könne, dass auch einmal eine Frau eine Schützenkönigin in Anrath wird. "Überhaupt nicht", bekam sie zur Antwort. Gesagt, getan: Die 25-Jährige legte sich dann auch beim Vogelschuss mächtig ins Zeug und holte am Montagabend exakt um 19.34 Uhr das hölzerne Federvieh mit dem 86. Schuss herunter. Es ist in der über 550-jährigen Geschichte der Bruderschaft das erste Mal, dass im nächsten Jahr eine Frau an der Spitze des Marschier- und Feier-Regiments steht.

"Es musste jetzt endlich mal eine Frau ran", begründete Königin und KEV-Fan Natascha ihren Entschluss, beim Vogelschuss anzutreten und ihr Bestes zu geben. Sie, die als Friseurin in Korschenbroich arbeitet, war schon vor etwa zehn Jahren der Formation der "Musketiere" beigetreten. 2010 wechselte die heute 25-Jährige zu den "Anrather Mädels". Und als die Frauen in ihren schwarzen Hosen und Westen, weißen Hemden und hellgelben Halstüchern kürzlich das Schützenfest des Vereins "Klein Jerusalem" in Neersen besucht hatten, kam ihr die Idee, das Amt der Schützenkönigin anzustreben. Natascha hatte auch schnell ihre Ministerinnen und die königliche Offizierin gefunden: Es sind Yvonne Otto (25), Nadine Limbach (23) und Sabrina Wallraf (25), allesamt echte Anrather Mädels.

"Ich bin stolz wie Oskar", sagte nach dem Volltreffer am Rande des mit rund 250 Personen sehr gut besuchten Vogelschießens der Vater der neuen Königin, Alexander Oerschkes. Der 50-jährige Ehren-Präsident der Bruderschaft war selbst 1987 Schützenkönig gewesen, ihr Opa Georg Lach im Jahr 1998. Auch ihr anderer Großvater, Werner Oerschkes (76), war natürlich stolz auf seine Enkelin.

Da Natascha derzeit keinen Freund hat, gibt es demzufolge auch keinen offiziellen Prinzgemahl. "Wir vier Frauen machen das alleine, das schaffen wir schon", sagte sie im Gespräch mit der RP zuversichtlich. Seine Königsburg will das Quartett im nächsten Jahr am Restaurant "Zur Post" aufbauen. Zur offiziellen Krönung kommt es aber erst im April.

Die Mädels und Frauen gehören schon lange zu den Sebastianern dazu. "Schon Anfang der 1990er- Jahre haben wir die Satzung geändert, dann auch weibliche aktive Mitglieder aufgenommen", sagte Präsident Lüpertz. Vor etwa 15 Jahren sei dann auch beschlossen worden, ergänzte er, dass auch Frauen Schützenkönig werden dürfen.

Zu den ersten Gratulanten der neuen Königin gehörte die noch amtierende Majestät Marco Gotzes. Sieht man einmal von den Regengüssen ab, so vor allem am Sonntag, sprachen Gotzes als auch seine Minister Dietmar Kivelip und Klaus-Dieter Will sowie Königsoffizier Andreas Tives von schönen und unvergesslichen Erlebnissen.

Unter großem Hallo wurde die neue Königin beim letzten Schützenball im Festzelt, als die Coverband "Herzschlag" aufspielte, vorgestellt. "Lass mich dein Prinzgemahl sein", kamen dabei zu später Stunde entsprechende Angebote. Natascha blieb aber standhaft.

(wsc)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort