Hamminkeln Weihnachten auf „Heines Hof“

Hamminkeln · Alle Jahre wieder: Wenn der Tannenbaum aus dem Brüner Wald geschmückt ist, kocht Oma Ilse Holsteg (77) Ragout Fin. Um Mitternacht singt sie in der Dorfkirche. Und am ersten Feiertag kommen ihre erwachsenen Enkel.

Gerade auf Bauernhöfen stellt man sich landläufig das Weihnachtsfest ganz besonders romantisch und heimelig vor. Bestes Beispiel dafür ist der "Heines Hof" der Familie Holsteg in Brünen. Hier wird das Fest der Liebe nach alter Tradition gefeiert. So wie jedes Jahr an Weihnachten. "Einen Tag vor Heiligabend fährt mein Sohn Axel mit dem Trecker in unseren Wald und schlägt einen Tannenbaum — so wie immer in den letzten 30 Jahr", erzählt Ilse Holsteg (77), die Oma auf dem Hof. Beim Schmücken hilft natürlich der Holsteg-Nachwuchs: Ingo (8), Eva (5) und die kleine Leni (1). Nur eines ist anders als früher: In den Zweigen funkeln keine Wachskerzen mehr. Lichterketten rücken den Baum ins rechte Licht — der Sicherheit wegen.

Zwischen Melken und Bescherung

Während Axel Holsteg wie gewöhnlich die 65 Milchkühe versorgt, geht seine Frau Dorothee Heilgabend mit den drei Kindern zum Nachmittagsgottesdienst. Danach wird's erst richtig gemütlich. Die ganze Familie sitzt dann bei Kaffee und Gebäck, bis der Bauer erneut in den Stall muss. Denn das Milchvieh muss gemolken werden.

Derweil steht Oma Ilse am Herd und bereitet das Essen vor. "Bei uns kommt Heiligabend schon seit Urgedenken Ragout Fin auf den Tisch. Das Rezept stammt von meiner Großtante. Die hat damals in Wesel eine Hauswirtschafts-Lehre gemacht", erzählt die pensionierte Grundschullehrerin. Dazu gibt es selbst gebackenes Brot und allerlei Aufschnitt.

Die Erwachsenen trinken zum Essen eine Hühnerbrühe, die Kinder Milch. Gegessen wird im Wohnzimmer, wo auch der Weihnachtsbaum steht. "Danach muss Axel die Kinder ablenken, damit wir die Geschenke unter den Baum legen können", erklärt Mutter Dorothee. Alle dürfen ihre Präsente dann gleichzeitig auspacken. Nachdem die Kinder glücklich und zufrieden im Bett liegen, fährt die Großmutter ins Dorf zur Mitternachtsmesse. Sie singt im Kirchenchor.

Für den ersten Weihnachtstag werden im Hause Holsteg schon Tage vorher Kuchen gebacken. Am Nachmittag erscheinen die erwachsenen Enkel mit Anhang auf dem Hof. "Dann sind wir gut 20 Personen. Darauf freue ich mich immer", sagt Oma Ilse. Mittags kommt bei ihr Sauerbraten mit Kartoffelklößen auf den Tisch — selbst gemacht versteht sich. Aus guter Tradition. Am zweiten Feiertag kehrt dann auf dem Heines Hof allmählich wieder Ruhe ein. Die junge Familie besucht die Schwiegereltern auf deren Hof in Wertherbruch. Ilse Holsteg besucht ihre Tochter Dorothee Kerkenpaß auf deren Brüner Hufer-Hof. So wie all die Jahre vorher — eine schöne Tradition.

(RP)
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