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Hamminkeln Plattspräker auf dem Wege nach "boven"

Hamminkeln · Heute ist Premiere auf der Bühne bei Majert: Mit dabei ist ein Frauen-Trio, das beim Kaffeeklatsch die besten Ideen hat.

 Ein eingespieltes Trio (v.l.): Linda Pahlke, Karin Buchmann und Ellen Pahlke hatten bei ihren Proben einen Riesenspaß. Sie wollen auf der Bühne aber professionell ernst bleiben, damit die Pointen auch sitzen.

Ein eingespieltes Trio (v.l.): Linda Pahlke, Karin Buchmann und Ellen Pahlke hatten bei ihren Proben einen Riesenspaß. Sie wollen auf der Bühne aber professionell ernst bleiben, damit die Pointen auch sitzen.

Foto: Privat

Die Brüner Plattspräker üben seit Wochen fleißig für die neue Runde der alten Plattdeutschen Abende. Das Lampenfieber steigt. Heute und eine Woche später, am 21. März, hebt sich um 19.30 Uhr auf der Bühne im Landgasthof Majert der Vorhang.

 Blick zurück: Im vorigen Jahr sorgten zwei Frauen, die am kaputten Bankautomaten reich wurden, für Furore.

Blick zurück: Im vorigen Jahr sorgten zwei Frauen, die am kaputten Bankautomaten reich wurden, für Furore.

Foto: NN

Mit dabei ist wieder ein temperamentvolles Trio, das Rolf Brögeler (65) von der Initiative Brüner Plattspräker bei den Proben ihres Stückes im heimischen Wohnzimmer besucht hat. Ellen Pahlke, Karin Buchmann und Linda Pahlke sind in Brünen seit Jahren eine feste Größe bei den plattdeutschen Abenden. Sie haben schon beim Üben ihrer Geschichten riesigen Spaß und können ihr Lachen bei den vielen Pointen nur schwer unterdrücken.

Aber die Konzentration und — bei allem Humor — der professionelle Ernst wird bei den ländlichen Comedians bis zur Premiere sitzen. "Die drei sind eine Idealbesetzung und ein echter Kracher auf der Bühne", lobt Brögeler, der seit Anfang der 90er Jahre die Mundartgruppe leitet, die damals aus dem Brüner Bürgerverein hervorgegangen ist.

Lehrerin Ellen Pahlke, die zu Hause noch mit dem althergebrachten original Büner Platt aufgewachsen ist und es in die neue Zeit hinüberrettet, schreibt die Stücke für die plattdeutschen Abende immer selbst. Ihre Tochter Linda Pahlke ist begeistert von der Muttersprache. Genau so geht's auch Landwirtin Karin Buchmann — die beiden feilen mit an den Geschichten, die die drei später aufführen.

Die besten Ideen, so sagen sie, kommen ihnen immer beim ausgiebigen Kaffeeklatsch. Anstoß geben oft wahre Begebenheiten oder "mündliche Überlieferungen" aus der dörflichen Gemeinschaft. Die "Nachrichtenbörse" beim Handarbeitsnachmittag bei Buchmanns war daher schon mal ein Thema. Die drei Frauen haben keine Scheu, sich selbst auf die Schippe zu nehmen.

Ideenlieferant ist auch ab und an das Fernsehen. So hat das Trio vor drei Jahren die prominenten TV-Köche mit ihrem "Kochduell" nach Brüner Art ordentlich durch den Kakao gezogen — im unterhaltsamen Sinne versteht sich. Im vergangenen Jahr erzählten Brüner Bühnen-Stars einen spannenden Krimi, in dem zwei unbescholtene Frauen durch einen defekten Bankautomaten plötzlich an viel Geld kamen und und so in arge Gewissensnöte gerieten.

Das neue Stück, das heute Premiere feiert, trägt den vielsagenden Titel "Käthe on Elli op denn Wech noh boven" — für Leute, die keinen Zugang zum Brüner Platt haben: ...auf dem Weg nach oben. Die Moral von der Geschicht': Wenn man "boven" angekommen ist, holt einen schon mal die Vergangenheit ein — und man muss sich dann für kleine oder größere Sünden rechtfertigen. Das verspricht himmlisches Vergnügen. Gespickt mit vielen lustigen Sprüchen, Witzen und kleinen Pointen wird ganz nebenbei die plattdeutsche Sprache den Zuschauern nähergebracht. Selbst harsche Worte oder kraftvolle Ausdrücke finden in der Mundart eine freundliche, oft liebenswerte Wendung.

Rolf Brögeler jedenfalls ist "froh und dankbar", dass er aus einem großen Fundus von Aktiven schöpfen kann, die den dörflichen Alltag Jahr für Jahr auf so unterhaltsam auf die Bühne bringen, dabei Mundart und Moderne auf so reizvoll originelle Weise zusammenbringen. Dabei werden wissenschaftlich so brisante Fragen beantwortet "wie dat Elektron in die Fitz kömmt". Rund 30 Aktive zählen zum Kreis der Plattspräker, darunter auch junge Akteure wie die Plattdeutsch AG der Hermann-Landwehr-Grundschule.

(RP)
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