Hamminkeln/Duisburg Gericht schirmt "Kellerkind" ab

Hamminkeln/Duisburg · Im Kellerkind-Prozess vor dem Duisburger Landgericht hat der Richter am Mittwoch den inzwischen neunjährigen Jungen vernommen. Seine Mutter (28) und sein Stiefvater (29), die wegen schwerer Misshandlung angeklagt sind, mussten den Gerichtssaal verlassen. Sein Vater (30) war an seiner Seite.

Hamminkeln/Duisburg: Gericht schirmt "Kellerkind" ab
Foto: KLXM.de

Im Kellerkind-Prozess vor der Strafkammer des Duisburger Landgerichts hat der neunjährige Junge am Mittwoch ausgesagt. Seiner Mutter (28) und dem Stiefvater (29) begegnete er nicht. Das Gericht schloss die Angeklagten wie die Öffentlichkeit während seiner Vernehmung aus.

Das Ehepaar wird beschuldigt, den Jungen über Monate immer wieder nackt in den unbeheizten Keller ihres Reihenhauses in Mehrhoog eingesperrt zu haben. Am 4. September war der damals Siebenjährige nach Hinweisen aus der Nachbarschaft aus seinem Verlies befreit worden, als seine Eltern mit den zwei kleinen Halbgeschwistern zur Spritztour aufgebrochen waren.

Der Junge wurde vor Gericht von seinem leiblichen Vater begleitet. Wenige Wochen nach der Aufdeckung des Dramas hat er seinen Sohn bei sich und seiner Lebensgefährtin in Gelsenkirchen aufgenommen. Der Industriemechaniker hat nun das alleinige Sorgerecht. Das war nach der Scheidung zunächst der Angeklagten zugesprochen worden.

Der 30-Jährige schilderte am Mittwoch die merkwürdigen Umstände, als er am Muttertags-Wochenende 2010 unvermittelt seiner Ex-Frau, ihrem neuen Ehemann und seinem Sohn gegenüberstand. Nach der Scheidung war der Kontakt abgebrochen. Mit dem Wunsch, den Nachnamen des Jungen ändern zu wollen, hätten die Angeklagten ihn auf der Straße abgefangen.

Dann sei er gefragt worden, ob er seinen Sohn nicht regelmäßig zu sich nehmen wolle. "Ich wollte Kontakt", so der Vater. Was dann geschah, habe ihn "total überrascht". Er sei in der Wohnung gewesen, als es klingelte. Seine Freundin sei mit dem Kind an der Hand nach oben gekommen. "Man lässt einen Jungen doch nicht zu völlig fremden Leuten." Das Kind habe geweint, doch man habe es beruhigen können. Telefonisch habe er dann zugesagt, dass sein Sohn übers Wochenende bleiben könne. Das sei gemessen an den Umständen recht harmonisch verlaufen, erzählte der Vater. Nur als sein Sohn abgeholt wurde, sei er "ohne einen Ton" ins Auto gestiegen. "Ich hatte den Eindruck, dass er Angst hatte."

Der Junge habe sich gut an die neue Umgebung gewöhnt. Anfangs sei sein Sohn "sehr brav" gewesen, heute traue er sich, sich auch mal zu widersetzen. In der ganzen Zeit habe er nur in zwei Mal in die Hose gemacht, weil er schlecht geträumt habe. Über seine schlimmen Erlebnisse frage er ihn nicht aus.

Oft seien es äußere Umstände, die ihn reden ließen — so als Vater und Sohn auf dem Weg zum Kinderpsychologen bei eisigen Temperaturen auf den Bus warteten. "Papa, so kalt war es immer im Keller. Ich hatte nichts an." Sein Sohn habe auch erwähnt, dass er mit einem Gürtel geschlagen worden sei und er im Keller stundenlang regungslos hocken musste. Drohung: eine Kamera zeichnet jede Bewegung auf. Das hatte der Stiefvater beim Prozessauftakt geleugnet: "Das sollte heißen, Deine Mutter sieht alles."

(RP/top)
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