Rp-Serie Die Ausbildungsinitiative Kreis Wesel - Präsentiert Von Altana (folge 10) Chancen für Behinderte mit Start NRW

Wesel · Partnerschaftliche Ausbildung nimmt Betrieben Arbeit ab. Aktuell gesucht wird ein Bewerber für Veranstaltungstechnik.

 Martin vom Unternehmerverband (v. l.), Angelina Krengel, ihr Chef Bernd Chronz und Norbert Maul von Start Zeitarbeit machen gute Erfahrungen mit partnerschaftlicher Ausbildung für Menschen mit Behinderung. RP-Foto: Ekkehart Malz

Martin vom Unternehmerverband (v. l.), Angelina Krengel, ihr Chef Bernd Chronz und Norbert Maul von Start Zeitarbeit machen gute Erfahrungen mit partnerschaftlicher Ausbildung für Menschen mit Behinderung. RP-Foto: Ekkehart Malz

Foto: Jonetzko

Kreis Wesel "Es ist normal, verschieden zu sein", sagte Bundespräsident Richard von Weizsäcker (1920-2015) zur Eröffnungsveranstaltung einer Tagung der Bundesarbeitsgemeinschaft Hilfe für Behinderte 1993. Heute, 22 Jahre später, ist es immer noch notwendig, diese simple Weisheit zu verbreiten. Denn Vorurteile sind schlecht auszurotten. Viele tun sich zum Beispiel schwer damit anzuerkennen, dass auch Behinderte über Fähigkeiten verfügen. Das bloße Stichwort reicht für eine Ablehnung. Dabei kommt es immer auf den individuellen Fall an. Und auf den Versuch. Die Firma Chronz in Hünxe wagt ihn nach zwei guten Erfahrungen zurzeit schon zum dritten Mal. Angelina Krengel (19) aus Dinslaken hat aufgrund ihrer Schwerhörigkeit einen Behinderungsgrad von 70 Prozent. Beim Maschinenbauservice und Maschinenhandel von Bernd Chronz wird sie zur Kauffrau für Büromanagement ausgebildet. Dabei hilft die partnerschaftliche Ausbildung, wie Martin Jonetzko (Unternehmerverband) und Norbert Maul (Start Zeitarbeit NRW) erklären. Sie schließen den Ausbildungsvertrag ab, sorgen für die Abrechnung und tragen die Hälfte der Vergütung. "Wir wollen Chancen für Bewerber eröffnen, die nicht im ersten Anlauf durchgekommen sind", sagt Maul.

Angelina Krengel ist so ein Fall. Nach dem Realschulabschluss versuchte sie, das Fachabitur (Sozial- und Gesundheitswesen) zu erlangen, schaffte es aber nicht. Eine Ausbildung zur Rechtsanwalts- und Notarfachangestellten kam nicht zustande, weil sie ohne Probetag unterschreiben sollte. Mit Unterstützung der Agentur für Arbeit landete sie bei Chronz, lernte den Betrieb in einem vierwöchigen Praktikum kennen und konnte bleiben.

Chronz ist ein sehr familiäres Unternehmen. In der ländlichen Idylle der Hünxer Heide gehen insgesamt sechs Menschen auf einem ehemaligen Bauernhof beinahe unbemerkt und ungehört weltweiten Geschäften nach. Im Jahr fallen vielleicht acht Lkw-Transporte an. Die Firma überholt, repariert und wartet tonnenschwere Maschinen für die metallverarbeitende Industrie. Da kann es dann schon mal sein, dass im Büro eine Lieferung per Schiff nach Bolivien vorbereitet werden muss. So etwas macht Angelina Krengel und Marlene Chronz besonders viel Spaß. Die Ausbilderin ist voller Lob für ihren Schützling: "Eine Musterschülerin. Alle Berichte sind sofort geschrieben."

Bernd und Marlene Chronz haben früher auch mal selbst nach Auszubildenden gesucht. Aber 40 Bewerbungen machten dem kleinen Unternehmen, das "nicht nur nach den Zeugnissen gehen wollte, weil die Leute ja auch andere Fähigkeiten haben können", besonders viel Arbeit. Da kommt die Hilfe durch Start Zeitarbeit gerade recht. Nach zwei Männern ist Angelina die Dritte auf dieser Schiene. Marlene Chronz wollte in der männerdominierten Branche "eigentlich kein Mädchen". Heute sagt sie, dass auch dies "eine gute Entscheidung war".

Wie Angelina Krengel können auch andere Menschen mit Behinderung von der partnerschaftlichen Ausbildung profitieren. "Wir wollen in NRW auf 400 Plätze kommen", sagt Norbert Maul und macht darauf aufmerksam, dass im Bezirk der Arbeitsagentur Wesel noch drei frei sind. In Wesel selbst wird zurzeit ein Bewerber für eine Ausbildung zum Veranstaltungstechniker gesucht. Er darf gerne über 18 sein und einen Führerschein haben, sollte Arbeit am Wochenende nicht scheuen. Infos dazu gibt Patricia Wolff, Start-Niederlassungsleiterin in Wesel, unter Tel. 0281 338570, patricia.wolff@start-nrw.de

(RP)
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