Schermbeck/Wesel Alte Turmstation soll in neuem Glanz erstrahlen

Schermbeck/Wesel · Martin Splitt (46) hat den alten Trafo am Alten Postweg gekauft. Nun möchte er Bürgern und Tieren etwas bieten. So sollen Infotafeln und Nistkästen aufgestellt werden. Nachts gibt's eine blaue Beleuchtung.

Martin Splitt hat sich seinen Traum erfüllt. Der 46-jährige Facility Manager aus Wesel ist neuer Eigentümer des Trafo-Turms am Alten Postweg in Schermbeck. Wo früher die Stromleitungen durchliefen, sollen schon bald Tiere heimisch sein.

Vor gut zwei Jahren fing alles an. Martin Splitt setzte sich mit dem Energieversorger RWE Deutschland in Verbindung, die Trafotürme nach und nach außer Betrieb nimmt. Drei Konkurrenten hatte er bei dem Exemplar in Schermbeck. Er hat sie ausgestochen. "Ich weiß nicht, wieso ich den Turm letztendlich bekommen habe. Aber ich bin sehr glücklich darüber", sagte der Neubesitzer. Zwei weitere Trafotürme wurden ihm in der Unterbauerschaft Brünen und in Grietherbusch in Rees angeboten. Aber er entschied sich für den in Schermbeck.

"Es ist ein ganz Besonderer. Erstens ist er größer als gewöhnlich und zweitens ist er nicht von außen verputzt, sondern geklinkert. Er macht richtig was her", erklärte Martin Splitt begeistert. Und der ehemalige RWE-Besitz soll nun sein eigenes Projekt werden. Er will den ursprünglichen Charakter des Turms als Landmarke erhalten. Dazu lässt er eine Infotafel über die Chronik des Baus anfertigen, die dort ausgehängt werden soll. Einige Daten und Fakten hat er bereits gesammelt. "Allerdings hat RWE keine Informationen, so dass ich auf das Wissen der Anwohner angewiesen bin. Wer also etwas über die Geschichte des Turmes weiß, kann sich gerne bei mir melden", so der 46-Jährige, der der Bevölkerung etwas bieten möchte.

In der Dunkelheit soll eine Seite mit blauen Scheinwerfern angestrahlt werden. Damit nicht genug. Die Turmstation soll dem Artenschutz dienen. "Ich werde Nistkästen für Fledermäuse, Schwalben und Solitärbienen anbringen", erklärt der Facility Manager. Für Radfahrer, die die Route zwischen Haltern und Wesel befahren, soll es dort zukünftig eine E-Bike-Ladestation geben. "Das Projekt kostet natürlich Zeit und Mühe, es ist aber jetzt schon mein großes Hobby", so Splitt. Die hohen Gräser und das Unkraut hat er größtenteils schon beseitigt. Auch die Spinnweben im Innenraum sind weg. Denn dort soll es bald einen "Tag der offenen Tür" geben, und interessierte Bürger oder Künstler können die Räumlichkeiten nutzen.

Noch hat Martin Splitt aber einiges vor sich. Zum Beispiel will er das Graffiti auf dem Klinker noch entfernen und hofft, dass die Steine dabei unversehrt bleiben. Und wenn er sein Vorhaben erst einmal umgesetzt hat, "dann kann es sehr gut sein, dass das nicht mein einziger Turm bleibt", sagt er.

Denn durch den Netzausbau werden noch viele Turmstationen beim RWE nicht mehr benötigt und für die Nachnutzung angeboten. Für einen kleinen Preis versteht sich. "Denn sonst werden sie abgerissen. Und das wäre wirklich schade", so Splitt, der dadurch ein neues Hobby gefunden hat.

Dass er sich gegen seine drei Mitbewerber durchgesetzt hat, ist eigentlich kein Zufall. "Ideen, die in besonderer Weise dem Artenschutz dienen oder besondere gemeinnützige Projekte in der Region unterstützen, fördern wir nach Einzelfallprüfung zusätzlich", sagte Heinrich Tenk, der bei RWE Deutschland für die Betreuung des Bereichs Schermbeck zuständig ist.

(fpau)
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