Serie 60 Minuten Im Ehrenamt "Dankbarkeit ist sowieso der schönste Lohn"

Wermelskirchen · Die Zwillingsschwestern Isabella Rohde und Beatrix Romeo helfen als Ehrenamtliche regelmäßig im Seniorenzentrum Haus Vogelsang aus.

 Auch Gespräche mit den Bewohnern sind immer sehr wichtig: Isabella Rohde (2.v.l) und Beatrix Romeo (2.v.r) sitzen mit Christel Alfter (l. ) und Renate-Karin Siebel (r.) zusammen.

Auch Gespräche mit den Bewohnern sind immer sehr wichtig: Isabella Rohde (2.v.l) und Beatrix Romeo (2.v.r) sitzen mit Christel Alfter (l. ) und Renate-Karin Siebel (r.) zusammen.

Foto: Moll

Wermelskirchen Der Alltag in Senioreneinrichtungen wäre ohne die Arbeit ehrenamtlicher Mitarbeiter auf jeden Fall weniger schön. Die Zwillingsschwestern Isabella Rohde und Beatrix Romeo aus Dhünn helfen seit fast acht Jahren im Haus Vogelsang der Diakonie mit. Ihre Hauptaufgabe ist es, jeden Donnerstagvormittag die bis zu 40 Bewohnerinnen und Bewohner des Altenheims in die Kapelle zum Gottesdienst zu bringen und ihnen danach wieder auf ihre Wohnbereiche zu helfen.

"Wir fahren aber auch zum Beispiel auf Bewohnerausflüge mit oder helfen bei Festen aus", sagt Rohde. Für die beiden 58-Jährigen ist es ein Ausdruck ihres christlichen Glaubens, anderen Menschen zu helfen. "Es ist eine sehr erfüllende Tätigkeit, denn man baut recht schnell eine gute Beziehung zu den Senioren auf", sagt Rohde, die seit Januar 2010 als Ehrenamtlerin im Seniorenzentrum arbeitet; ihre Schwester fing damit bereits zwei Monate zuvor an.

Der persönliche Kontakt zum Haus Vogelsang kam durch die Mutter der Zwillingsschwestern zustande. Sie hatte einen Schlaganfall erlitten, wurde aber zu Hause von den Töchtern betreut. 2006 kam die Mutter dann zur Kurzzeitpflege ins Haus Vogelsang: "Dort ist sie aber leider relativ schnell verstorben", erinnert sich Rohde. Danach brauchten die Schwestern zunächst noch ein wenig Abstand. "Ich war zwar immer auf der Suche nach einer ehrenamtlichen Tätigkeit - und war bald nach dem Tod unserer Mutter auch im Haus Vogelsang gewesen", sagt Romeo. Das sei aber noch zu früh gewesen. Ende 2009 sei die Trauer aber soweit überwunden gewesen, der Beginn eines Ehrenamts im Haus möglich geworden. "Und dann haben wir hier kurz nacheinander angefangen", sagt Rohde. Der Gottesdienst am Donnerstag beginnt um 10.15 Uhr. Etwa eine halbe Stunde vorher fangen die Schwestern an, die Bewohnerinnen und Bewohner zu holen. Oft werden sie dabei noch von einem oder zwei weiteren Ehrenamtlern unterstützt.

Die erste Dame ist Hannelore Gerigk. Die 84-Jährige lebt seit zehn Jahren im Haus Vogelsang und ist auf den Rollstuhl angewiesen. "Ich bin sehr froh darüber, dass mich jemand in die Kapelle bringt", sagt die Seniorin. Sie hat ihren Lieblingsplatz, hinten rechts, neben der Orgel. Dort stellt Rohde den Rollstuhl auch ab. "Da sind Sie ja an ihrem Lieblingsplatz. Wie gut, dass wir heute schon so früh dran sind, was?", fragt Rohde. Gerigk nickt lächelnd.

Als nächstes holt Rohde Ilsa Leverberg ab. Auch sie sitzt im Rollstuhl. "Alleine würde das nicht mehr so gut gehen", sagt sie und ergänzt: "Ich bin froh, dass mich jemand fährt." In dem Moment kommt eine Mitarbeiterin aus der Apotheke: "Frau Leverberg, hier sind noch Medikamente, kann ich Ihnen die eben noch geben?" Die alte Dame antwortet: "Natürlich. Könnten wir noch einmal aufsperren?", wendet sie sich an Rohde. Die nickt und legt die Tabletten ins Zimmer der Seniorin. Dann schiebt Rohde sie die Rollstuhlrampe auf die Ebene hinab, auf der sich auch die Kapelle befindet. "Ich bin ja schon im achten Jahr hier", sagt Leverberg und ruft dann aus: "Ach, es ist ja noch ganz leer, sind wir denn noch so früh dran?" Und so bekommt auch sie einen guten Platz in der Kapelle, die später gut gefüllt sein wird.

Es seien nicht nur eine ganze Menge Rollstühle zu schieben, sagt Rohde: "Man muss sich ja auch die ganzen Namen und Zimmernummern merken. Aber das geht schon, und es ist eine sehr schöne Tätigkeit, die man im Haus auch dankbar annimmt."

So seien viele der ehrenamtlichen Mitarbeiter schon viele Jahre in der Einrichtung tätig. Es gebe zwar keine Vergütung, aber dafür Wertschätzung anderer Art: einen Ausflug für alle Ehrenamtler etwa oder ein schönes, gemeinsames Essen zum Jahresabschluss. "Und die Dankbarkeit der Senioren ist sowieso der schönste Lohn", sagt Rohde schmunzelnd und begibt sich wieder zum Aufzug, um die nächsten Bewohner abzuholen. Noch sind sie nicht alle da, und bis zum Beginn des Gottesdienstes ist nicht mehr allzuviel Zeit...

(wow)
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