Ein kleines Spielzeuggeschäft, das die Mutter zweier erwachsener Söhne mit viel Liebe zum Detail eingerichtet hat. Ihre größte Leidenschaft ist das persönliche Beratungsgespräch mit ihren Kunden: "Das wird mir am meisten fehlen", gibt Birgit Sips zu. Nach der Geschäftsübernahme vor acht Jahren hat die gelernte Augenoptikerin um ihren Kundenstamm gekämpft. Junge Familien in den Neubaugebieten sah sie als große Chance. Doch: "Viele kamen, haben sich das Produkt angesehen und später im Internet gekauft", beklagt die Inhaberin.

Kostenfreies Bestellen, bei Nichtgefallen einfacher Umtausch — und das bequem von zu Hause aus. Das machte der Dülkenerin das Geschäft kaputt. Sips hat sich bewusst gegen Produkte eines bekannten Bausteineherstellers entschieden, auch vom Vertrieb populärer Plastikspielfiguren nahm die Dülkenerin Abstand. "Bei mir gibt es getestetes Holzspielzeug, und das hat natürlich seinen Preis", erklärt Sips.

Zwar sind die Räume in Familienbesitz, Miete muss die Dülkenerin dennoch zahlen. "Hinzu kommt das Gehalt für meine Angestellte. Am Ende des Monats muss noch etwas übrig bleiben", erklärt sie. Das Kinderparadies lädt nicht nur zum Kaufen ein. Die Kinder können sich Hörspiele über Kopfhörer anhören, die Dampflokomotive samt Waggons und Hängebrücke ausprobieren.

Das Lager der 54-Jährigen ist leer. "Ich bin mit dem Abschlussverkauf sehr zufrieden", sagt die Chefin der Dülkener Spielzeugecke. Was mit den übrigen Produkten passiert, hat sie noch nicht entschieden. "Vielleicht spende ich einen Teil, andere Händler haben mir auch eine Produktübernahme angeboten", sagt Birgit Sips.

Die Einzelhändlerin hat viel ausprobiert: Unterschiedliche Öffnungszeiten, die Mittagspause auch mal ausfallen lassen, die Produkte auf ihre Kunden abgestimmt. "Ich habe auch überlegt, das Geschäft nur an bestimmten Tagen zu öffnen, die Kosten bleiben jedoch gleich", erzählt sie. Bei dem Wort "Urlaub" muss die 54-Jährige lächeln und antwortet: "Ich habe in den vergangenen acht Jahren keinen Urlaub gemacht." Auf Betriebsferien hat sie verzichtet, schließlich haben Kinder das ganze Jahr über Geburtstag, und die sogenannten Geburtstagskisten verkauften sich sehr gut, besonders in den Sommermonaten.

"Obwohl ich jetzt schließe, bereue ich den Schritt in die Selbstständigkeit nicht, aber ich bin sicher, dass am letzten Tag Tränen fließen werden", sagt Birgit Sips. Sie möchte sich zunächst auf die Zeit mit ihrer Familie konzentrieren. Die Geschäftsräume, über denen sie wohnt, wird sie vermieten. "Ich werde mir wieder etwas Neues suchen", erklärt die Verkäuferin entschlossen. Vielleicht wird sie in Dülken ihrer Leidenschaft — der Kundenberatung — bald wieder nachgehen. FRAGE DES TAGES