Viersen So wird ein Musikstück reif für die Bühne

Viersen · Beim Musiksommer in Viersen können Besucher sehen, wie Musikstudenten gemeinsam mit ihren Dozenten ein Stück Schritt für Schritt erarbeiten. Zuschauer sind im Unterricht willkommen – ebenso wie bei den Konzerten.

 Die Dozentin für Violine, Nora Chastain, im Unterricht mit der Musikstudentin Aurélie Matthey aus der Schweiz. Begleitet werden beide von Pianist Frank-Immo Zichner.

Die Dozentin für Violine, Nora Chastain, im Unterricht mit der Musikstudentin Aurélie Matthey aus der Schweiz. Begleitet werden beide von Pianist Frank-Immo Zichner.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Beim Musiksommer in Viersen können Besucher sehen, wie Musikstudenten gemeinsam mit ihren Dozenten ein Stück Schritt für Schritt erarbeiten. Zuschauer sind im Unterricht willkommen — ebenso wie bei den Konzerten.

Es ist schon etwas Besonderes, die Verwandlung eines Musikstücks miterleben zu dürfen. Zu sehen und zu hören, wie Musikstudenten gemeinsam mit den Profis, ihren Dozenten, ein Stück Schritt für Schritt erarbeiten — und diesen jungen Menschen dann auf der Bühne zu sehen, vielleicht noch am Abend, vielleicht zwei oder drei Tage später, und zu hören, wie sich das Stück verändert hat. Diese Möglichkeit, sowohl bei den Unterrichtsstunden als später dann auch beim Auftritt dabei sein zu dürfen, macht für Freunde des Viersener Musiksommers den besonderen Zauber aus. Wer normalerweise nur Konzerte besucht, darf neugierig sein, auch beim Werden eines Stückes dabei zu sein.

Zum sechsten Mal findet in diesem Jahr der Viersener Musiksommer statt. Alle zwei Jahre lädt der Förderverein Festhalle dazu ein, und die Stadt und der Kreis unterstützen diese Aktion, indem sie Räume, Instrumente und Technik zur Verfügung stellen. Die meiste Arbeit mit der Organisation hat jedoch der Förderverein, allen voran Dr. Adelheid Limbach, die den Kontakt zu Dozenten und Studenten hält und für ihre Schützlinge Gastfamilien sucht. Denn während des Musiksommers, der vom 9. bis 15. Mai stattfindet, wohnen die Musikstudenten bei Gastfamilien, die sich auf interessante Begegnungen freuen.

Nicht wenige nutzen auch die Gelegenheit, zu Hause mit "ihrem" Studenten gemeinsam zu musizieren, und viele besuchen den Unterricht und die anschließenden Konzerte, um dieses Werden der Musik aus der Sicht des jungen Interpreten zu erleben.

Wie viele Studenten in diesem Jahr kommen, ist noch nicht klar. Eigentlich sollte jeder der vier Musikdozenten fünf Studenten nehmen. Doch schon 2011 war die Zahl der Anmeldungen aus dem In- und Ausland so hoch, dass die Dozenten für Violine und für Violoncello ihre Meisterkurse aufteilten, so dass mehr Studenten, wenn auch mit weniger Stunden, teilnehmen konnten. "Für manche Studenten war das ganz praktisch", berichtet Limbach, "ein halber Kursus erfordert auch weniger Zeit."

Nicht zuletzt koste ein halber Kursus auch nur die Hälfte. 380 Euro zahlen die Musikstudenten für die Chance, bei einem anderen Dozenten als ihrem eigenen Unterricht zu erhalten. Viele können sich das nicht leisten, sie beantragen eine Förderung. Für die Unterstützung der Studenten, für Teil- oder Vollstipendien, kommt der Förderverein Festhalle auf. Darum lädt der Förderverein nicht nur dazu ein, die Konzerte zu besuchen oder einem Studenten Gastfamilie zu sein, sondern er bittet auch um Spenden, um diese Förderung weiterhin zu ermöglichen. Auch in diesem Jahr ist die Zahl der Bewerber höher als die Zahl der verfügbaren Plätze.

Die jungen Leute mussten Aufnahmen einschicken, anhand derer die Dozenten nun ihre Schüler auswählen. Unterricht geben Homero Francesch (Klavier), der bis Ende vergangenen Jahres an der Hochschule der Künste in Zürich lehrte, Nora Chastain (Violine), die an der Zürcher Hochschule der Künste und der Universität der Künste in Berlin lehrt, Silvia Simionescu (Viola und Kammermusik), Professorin für Viola an der Musikakademie Basel, und Troels Svane (Violoncello), der an der Musikhochschule Lübeck und an der Hochschule für Musik "Hanns Eisler" in Berlin lehrt. Die Dozenten geben am Samstag, 11. Mai, 20 Uhr, in der Viersener Festhalle ein Konzert. Sie spielen Werke von Prokofjew, Bloch, Debussy und Mozart, zuvor gibt es um 19.30 Uhr eine Einführung im Foyer der Musikschule.

(RP/rl)
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