Viersen Deä Müllmann tourt durch ganz NRW

Viersen · Wo er auftaucht, bleibt kein Auge trocken: Seit 35 Jahren ist der Viersener Frank Bühler als "deä Müllmann" im Karneval unterwegs. Im Gepäck hat er nicht nur tagesaktuelle Büttenreden, sondern auch eine Mülltonne.

Mit einer Strickmütze auf dem Kopf, einer roten Nase im Gesicht und der obligatorischen Mülltonne im Gepäck tourt "deä Müllmann - deä Mann mött die Tonn" derzeit durch die Karnevalshochburgen Nordrhein-Westfalens. Seit 1980 kennt man Frank Bühler alias "deä Müllmann" im rheinischen Karneval. 33 Jahre lang hat Bühler in der Viersener Bütt gestanden und damit ein außergewöhnliches Hobby gepflegt, denn hauptberuflich leitet er eine Werbeagentur.

Was aus einer Laune heraus im Pfarrkarneval in Viersen begann, entwickelte sich schnell zum professionellen Büttenauftritt. "Die Karriere hat sich praktisch verselbstständigt", sagt Bühler, der in diesem Jahr sein 35-jähriges Bühnenjubiläum feiert. "Der Müllmann mit der weißen Tonne ist der Knaller geworden", sagt Bühler.

Und deswegen tingelt der Viersener während der Karnevals-Session durch die Sitzungssäle in Düsseldorf, Wesel, Duisburg oder Bad Driburg. Auch in Städten im Umland wie Krefeld, Mönchengladbach oder Selfkant ist der Büttenredner ein gerngesehener und vielgebuchter Gast.

Was es mit der weißen Tonne, die der Viersener bei jedem Auftritt im Schlepptau hat, auf sich hat, das weiß der Müllmann seinem Publikum augenzwinkernd zu erklären: "Ihr habt ja alle so tolle Tonnen: blaue, gelbe oder schwarze. Jetzt gibt's eine neue Tonne, die weiße Tonne. Die ist speziell für Schnee. Wird wohl nur einmal im Jahr geleert: Nämlich im Juli."

In seinen Büttenreden orientiert sich deä Müllmann immer an seinem Publikum. "Herrensitzungen sind zum Beispiel eine sehr spezielle Gattung", sagt Bühler. "Da kann man kräftig, deftig den groben Keim pflegen", drückt es der Karnevalist aus, der klar trennt zwischen seiner Kunstfigur "deä Müllmann" und sich selbst.

Auch für die Damen bereite er gerne spritzige Reden vor, bei denen im Gegenzug die Männer so manches Mal aufs Korn genommen werden. In den Gala-Reden handelt deä Müllmann dagegen mehr das tagesaktuelle Geschehen ab. "Was morgens in der Zeitung steht, ist abends schon in der Tonne", sagt Bühler schmunzelnd. Deä Müllmann rechnet mal mit den (Lokal-)Politikern, mal mit großen Firmenbossen oder auch mit den Chefs seiner Zuhörer ab.

Das Erfolgsgeheimnis seiner Reden: Immer den richtigen Ton treffen. Und seine Frau Ursula. "Sie ist meine größte Kritikerin und zu 90 Prozent hat sie mit ihren Hinweisen recht", sagt Bühler. Die Bestätigung hierfür erhalte er wiederum vom Publikum - und das nicht nur in Form von Applaus. "In Wesel zum Beispiel, da habe ich die Herren in diesem Jahr verrückt gemacht. 850 Leute im Publikum und am Ende gab's Raketen und zwei Zugaben", sagt Bühler und beschreibt damit einen dieser Momente, für die es sich lohne, auf der Bühne zu stehen.

Auch wenn der Viersener laut eigener Aussage zu den "alten Hasen" im Karnevalsgeschäft gehört, ans Aufhören denkt der leidenschaftliche Büttenredner noch nicht. Solange sich die Tonne mit Witzen und Ideen füllen lasse, will er weitermachen und für "Vreud satt" im Karneval sorgen.

(apd)
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