Schwalmtal Das richtige Leben gespielt

Schwalmtal · Was tut ein Koch, dem eine hinterlistige Bedienung den Job abjuxen möchte? Auf solche Fragen mussten Siebtklässler der Europaschule eine Antwort finden. Im szenischen Spiel durften sie in die Arbeitswelt schnuppern.

 Siebtklässler der Europaschule Waldniel auf der Bühne im Pfarrheim von St. Michael Waldniel. Drei Tage probten die Jungen und Mädchen mit dem Wuppertheater Spielszenen, die das Selbstbewusstsein fördern sollen.

Siebtklässler der Europaschule Waldniel auf der Bühne im Pfarrheim von St. Michael Waldniel. Drei Tage probten die Jungen und Mädchen mit dem Wuppertheater Spielszenen, die das Selbstbewusstsein fördern sollen.

Foto: Busch

"Wir können das gleich noch mal machen, ich hab Spaß dran", sagt Jamie und grinst. Sie hat gerade auf der Bühne im katholischen Pfarrheim Waldniel ihre Klassenkameraden aus der 7b der Europaschule Schwalmtal als demente Oma Schmitz zum Lachen gebracht. Tatsächlich möchte die 13-Jährige wahnsinnig gerne Schauspielerin werden – oder Erzieherin.

An ihrer Seite in der Szene um ein verschwundenes Portmonee im Krankenhaus stehen "Doktor" Bilal (16), der im wirklichen Leben eher von einem Dasein als Bauleiter träumt, dem aber der weiße Kittel ausnehmend gut steht, Saskia als Physiotherapeutin und Sebastian als Sohn Hans, der weit gereiste Journalist. In der anderen Spielszene der Siebtklässler hat Melvin die Rolle auf den Leib geschrieben bekommen: Er möchte nämlich Masseur werden – oder Koch. Folgerichtig brillierte er als Chefkoch, der sich auch von einer hinterlistigen Bedienung, die gerne seinen Job möchte und deshalb der Restauranttesterin das Essen versalzt, nicht aus der Ruhe bringen lässt.

Im Unterricht ganz anders

Was die neun Mädchen und Jungen da machen, ist Berufswahltraining. Seit Astrid Szymanski-Pape die Aufgabe als Berufswahlkoordinatorin an der Europaschule übernommen hat, ist es schon das dritte Mal, dass gemeinsam mit der Stiftung "Partner für Schule NRW" ein solches Projekt zustande kommt. Heike Beutel und Silke Rodewald von der Regionalen Arbeitsstelle zur Förderung von Kindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien, das diese Konzepte mit dem Wuppertheater erarbeitet, haben insgesamt drei Tage mit den Jugendlichen verbracht. Das Ergebnis hat Klassenlehrerin Sabine Dieck fast die Sprache verschlagen. Sie ist begeistert von den Kindern, die sie nun seit drei Jahren unterrichtet – und im Unterricht oft ganz anders kennenlernt als hier auf der Bühne. "Ich bin überrascht, dass ihr alle so viel Freude hattet, und ihr macht alle einen sehr selbstbewussten Eindruck", lobt sie.

"Es war schon aufregend, da hoch zu gehen", erklärt Sebastian und deutet auf die wenigen Stufen, die im Pfarrsaal zur Bühne hinauf führen. Der Inhalt der Spielszenen war vorgegeben, Texte und Gesten haben die Jugendlichen selbst ausgearbeitet. Michelle nimmt das ganz praktisch: "So kriegt man schon mal eine Vorstellung, was einem in den Berufen so passieren kann."

In der Hauptsache geht es aber um das Selbstbewusstsein, das die Jugendlichen in den drei Tagen im Workshop getankt haben. "Eine gute Grundlage", sagt Astrid Szymanski-Pape. "Wenn ihr dann einmal in einer Situation seid, wo es richtig schlecht läuft, dann könnt ihr Euch erinnern, wie gut ihr das hier gemacht habt."

(hah)
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