Solingen "Wir sind weiter im rasenden Aufbau"

Solingen · WebID Solutions präsentierte Oberbürgermeister Kurzbach und Wirtschaftsförderer Balkenhol den Sitz in Ohligs.

"Meine Eltern", sagt Thomas Fürst, "tun sich immer noch schwer damit zu erklären, was ich heute mache." Auch wenn den früheren Besteckproduzenten eine Erläuterung nicht ganz leicht fällt: Wie erfolgreich ihr Sohn mit seiner WebID Solutions GmbH ist, das zeigt schon die wachsende Belegschaft. 300 neue Stellen hatte Thomas Fürst Mitte Februar angekündigt. Seitdem stieg die Zahl der Mitarbeiter in Ohligs bereits von 140 auf 180. Weitere 30 sind in Berlin (Hauptsitz) und Kiel (IT- und Softwareentwicklung) tätig.

300 Beschäftigte, zu 60 bis 70 Prozent Teilzeitkräfte, soll WebID Solutions zur Jahresmitte haben, erfuhren Oberbürgermeister Tim Kurzbach und Wirtschaftsförderer Frank Balkenhol gestern bei ihrem Besuch an der Kieler Straße. "Wir sind weiter in einem rasenden Aufbau begriffen", erklärte Thomas Fürst, der die Geschäfte gemeinsam mit Frank S. Jorga führt.

WebID Solutions ist nach eigenen Angaben europäischer Marktführer bei der Personen-Identifizierung per Videochat. Dabei geht es, technisch gesprochen, um "rechtskonforme Online-Vertragsabschlüsse und Identifikationsprodukte". Auftraggeber sind mehr als 100 Banken, deren Kunden mit Hilfe der Ohligser beispielsweise Konten eröffnen oder Kreditkarten beantragen.

Ein neues Geschäftsfeld kommt am 1. Juli hinzu: Ab diesem Datum muss sich jeder Käufer einer SIM-Karte (prepaid) ausweisen. Das Telekommunikationsgesetz wurde geändert, um den Terrorismus besser bekämpfen zu können. WebID Solutions verhandelt mit den großen Netzebetreibern und will einen Teil der Überprüfungen nach seinem bewährten System durchführen. Der Bedarf ist riesig: Jedes Jahr werden in Deutschland zwischen acht und neun Millionen Prepaid-Karten verkauft. Thomas Fürst: "Den zweiten Bereich hatten wir von Anfang an mit auf der Agenda." Bedarf für eine externe Identifikations-Überprüfung sieht er auch bei Versicherungsfirmen und Anbietern von Mietwagen. So kann WebID Solutions etwa beim Carsharing sicherstellen, dass kein Unbefugter den Wagen nutzt.

Was bereits in Deutschland, der Schweiz und in Österreich funktioniert, soll auch - mit Hilfe von Tochtergesellschaften - in anderen Ländern angeboten werden. "Ich komme gerade aus Indien", erläuterte der geschäftsführende Gesellschafter seinen Besuchern. Die Expansion wird mit Hilfe internationaler Investoren gestemmt. "Wir sind kein Start-up mehr, sondern ein etabliertes Unternehmen im Fintech-Sektor", betont Finanzvorstand Markus Härtel und erwartet viel Interesse.

Vom guten Ruf der noch jungen GmbH sprach auch Tim Kurzbach. Der Oberbürgermeister hatte in der letzten Woche bereits den Neubau des Software-Entwickler Codecentric an der Hochstraße besucht - zusammen mit seinem Verwaltungsvorstand. Kurzbach: "Solingen ist eine Stadt, die immer neue Lösungen gefunden hat." Jetzt kämen die Änderungen aber schneller und heftiger: "Das ist eine echte Chance. Wir dürfen den Wandel nicht verschlafen." Kurzbach treibt deshalb den Ausbau der Internet-Verbindungen voran. WebID Solutions ist schon gut bedient: mit einer 1-Gigabit-Glasfaserleitung der Telekom.

(flm)
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