Solingen Unbequeme Denkmale im Mittelpunkt

Solingen · Beim Tag des offenen Denkmals liegt der Schwerpunkt in diesem Jahr auf den ungewöhnlichen Bauwerken.

Was ist ein unbequemes Denkmal? Sind es jene, die durch ihre Bedeutung Denkanstöße vermitteln, wie ehemalige Arbeitslager der NS-Zeit oder Bunker und Kriegerdenkmale, oder sind es vielmehr die Gebäude, die unter Denkmalschutz stehen und niemand so recht weiß, was nun mit ihnen geschehen soll. Denkmale, die umstritten sind, wie es beispielsweise der ehemalige Solinger Hauptbahnhof war? "Das war ein Streitpunkt. Viele sagten, es stinke hier nur noch", erinnert sich Dr. Beate Battenfeld vom Bergischen Geschichtsverein. Inzwischen ist alles renoviert und saniert worden, doch es gibt noch viele solcher Gebäude in Solingen, die als Schandfleck betrachtet werden und Streit darüber entfachen, ob es besser sei, sie abzureißen oder zu sanieren.

Um diese unbequemen Denkmale geht es dem Bergischen Geschichtsverein am "Tag des offenen Denkmals", der am 8. September stattfindet. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz hat das Motto des Tages bestimmt: "Jenseits des Guten und Schönen: unbequeme Denkmale?" Hier hat der Geschichtsverein einige Beispiele in Solingen gefunden und lädt ab 12 Uhr ins Gemeindehaus der Lutherkirche ein, wo eine Ausstellung sich mit diesen Gebäuden beschäftigt.

Bäder, Bahnhöfe, Rathäuser, Geschäftsbauten und Privathäuser werden ebenso vorgestellt wie so manches unbequem gewordene Kirchengebäude. Eines davon ist auch die Lutherkirche. Sie und die Dorper Kirche standen kurz vor dem Abriss. "Es war interessant, wie die Gemeinden reagierten", sagt Beate Battenfeld. Nur deren Engagement ist es zu verdanken, dass die beiden Kirchen erhalten bleiben können.

"Eine Kirche unbequem zu nennen, ist vielleicht provokativ", meint Ralph Ebner vom Lutherkirchen Bauverein. "Wer aber im Winter in der Kirche sitzt, weiß, wie unbequem das sein kann." Außerdem sei die Akustik sehr schlecht und die Kirche seit Baubeginn undicht. Regenwasser sickert durch die Fugen ins Mauerwerk. "Das wollen wir jetzt angehen", verspricht Ralph Ebner.

Am "Tag des offenen Denkmals" können Interessierte eine Führung rund um die Lutherkirche mitmachen. Besichtigt werden dabei die Villen Jellinghaus, Herkersdorf und Kugel, das Evertz-Gebäude und die Firma Felix sowie das Forum für Produktdesign und der ehemalige Hauptbahnhof. Hier kann auch die Brücke von Innen betrachtet werden.

Einen Blick dürfen die Teilnehmer auch in das Gebäude der Industrie- und Handelskammer werfen und in die Lutherkirche.

(sue)
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