Solingen Stadt gehen Plätze für Flüchtlinge aus

Solingen · Heute sollen weitere 50 Menschen ankommen. Die Notunterkunft Zweigstraße ist dann belegt. Die Stadt schlägt Alarm: Käme eine neue Zuweisung des Landes, gebe es keine Plätze mehr. Auch in anderen Einrichtungen wird es eng.

 Ungewisser Blick in die Zukunft: Diese afghanische Familie mit einem Baby traf Sonntag in Solingen ein. Sie lebt nun in der Notunterkunft Zweigstraße.

Ungewisser Blick in die Zukunft: Diese afghanische Familie mit einem Baby traf Sonntag in Solingen ein. Sie lebt nun in der Notunterkunft Zweigstraße.

Foto: Köhlen

Eigentlich war ihre Ankunft schon für gestern geplant. Doch da es Verzögerungen gab, werden die rund 50 Flüchtlinge erst heute in Solingen ankommen. Die Stadt nimmt die Asylsuchenden im Rahmen einer sogenannten Notfallmaßnahme für das Land auf. Noch in im Lauf des Tages sollen die Menschen nach einer ersten medizinischen Untersuchung in der Notunterkunft an der Zweigstraße in Höhscheid untergebracht werden.

Doch damit ist das alte Schulgebäude mit etwa 250 Frauen, Männern sowie Kindern inzwischen voll belegt - und die Stadt schlägt Alarm. "Sollte uns das Land noch weitere Flüchtlinge im Zuge der Erstaufnahme zuweisen, könnten wir keine Angebote zur Unterbringung mehr machen", sagte gestern eine Rathaus-Sprecherin.

Im Klartext: Die Stadt Solingen muss angesichts stetig steigender Zahlen von Asylsuchenden kapitulieren. Nachdem allein seit dem Wochenende fünf Busse mit Menschen kamen, gibt es keinerlei freie Notunterkunft-Plätze mehr. Was wiederum zur Folge hätte, dass bei einer weiteren kurzfristigen Zuteilung von Flüchtlingen auf Gebäude wie etwa Turnhallen zurückgegriffen werden müsste.

Eine Alternative, die für das Rathaus aber nur die "letzte Möglichkeit" darstellt - zumal in den städtischen Einrichtungen, also in jenen Unterkünften, in die Flüchtlinge nach ihrer Erstaufnahme kommen, ebenfalls langsam der Platz eng wird. "Auch dort haben wir nicht mehr viel zur Verfügung", sagte die Stadtsprecherin.

Zurzeit leben in Solingen - abgesehen von den Menschen, die in den vergangenen Tagen kamen - rund 1900 Asylsuchende. Etwa 1400 sind in zwölf städtischen Einrichtungen einquartiert, 500 leben in privaten, von der Stadt gemieteten Unterkünften. Wobei die Verantwortlichen weitere Unterbringungsmöglichkeiten suchen. "Wir prüfen auch größere Objekte, zum Beispiel Firmengebäude", hieß es aus dem Rathaus. Gleichwohl kostet all das Geld, weswegen die Stadt gestern Land und Bund kritisierte. Mehr Hilfe sei "dringend geboten", sagte die Sprecherin. Es könne "nicht alles an den Kommunen hängen". Und auch bei der Information über Neuankömmlinge gebe es "Luft nach oben". Der Grund: Am Wochenende hatte die Stadt binnen Stunden die Ankunft der Asylsuchenden organisieren müssen.

Unter anderem stand ein erster medizinischer Check an. Dabei stellte sich heraus, dass nur ein Kind so schwer krank war, so dass es sofort ins Krankenhaus gebracht werden musste. Eine gründliche medizinische Untersuchung der Menschen erfolge nun in der Notunterkunft, teilte die Stadt gestern mit.

So wollen die Verantwortlichen Krankheiten schnell erkennen. Unterstützt wird die Verwaltung von den Krankenhäusern. "Das Klinikum kümmert sich um Kinder, in Bethanien werden Erwachsene geröntgt. Und in der Lukas Klinik gibt es die Impfprofilaxe", hieß es im Rathaus.

Aber auch niedergelassene Ärzte leisten Hilfe, wofür sich die Stadt ebenso bedankt wie für die Arbeit der städtischen Angestellten und vielen freiwilligen Helfer sowie Bürger am Wochenende. Oberbürgermeister Norbert Feith: "Ich bin richtig stolz auf unsere Klingenstadt".

(uwv)
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