Fußball Keine Hoffnung mehr
Unter das Motto "Eine Frage der Ehre: Wir kämpfen weiter" hatte der Vorstand von Union Solingen das Spiel gegen den SC West gestellt. Die Aufforderung wurde nicht gehört, der Fußball-Niederrheinligist verlor mit 1:3.
Nach dem Abpfiff machte Union-Trainer Mentor Dzemaili seinen angestauten großen Frust über die 1:3-Niederlage gegen den SC West und die Art des Auftritts seiner Mannschaft in der Pressekonferenz ungewohnt lautstark Luft. "Wie wir uns heute in der ersten Halbzeit präsentiert haben, war eine Schande. Ich bin stinksauer. Das war kein Fußball, das war gar nichts. Und das habe ich den Spielern eben in der Kabine auch deutlich gesagt."
Hatte die Union in den vergangenen Wochen oft nicht wie ein Tabellenschlusslicht gespielt und zum Lohn auch den einen oder anderen Sieg eingefahren, präsentierten sich die Blau-Gelben gestern nicht nur wie ein Absteiger, sondern wie einer, der sich mit seinem Schicksal auch bereits abgefunden hat. Selten in dieser Rückrunde hat die Union solch einen saft-, kraft- und ideenlosen Auftritt hingelegt, wie gestern gegen den Club aus Düsseldorf-Oberkassel. "Jetzt spürt man eben deutlich die Englischen Wochen, die viel Kraft kosten. Wenn man dann noch einem Rückstand hinterherlaufen muss, vorne spürbar die Qualität fehlt, dann kommt so ein Spiel eben zustande", war Vorsitzender Andreas Sonius um eine sachliche Analyse bemüht.
Englische Woche hin oder her – so hätte man nicht die letzte theoretische Chance auf den Klassenerhalt abschenken dürfen, sagte Dzemaili. "Deshalb haben wir verdient verloren. Jetzt gibt es keine Hoffnung mehr auf den Klassenerhalt. Ab jetzt können wir für die Landesliga planen."
Abwehr schläft
In einem Spiel, welches West-Trainer Carlos Carulla später als "puren Abstiegskampf" bezeichnen sollte, kamen die Gäste gleich mit ihrer ersten guten Angriffsaktion zur Führung. Eine Flanke von der linken Seite köpfte Sven Steinford unbedrängt ein. Kapitän Enrico Kowski hatte viel zu weit weg von seinem Gegenspieler gestanden. Und es kam noch dicker für die Solinger. Christoph Rosslenbroich schmiss sich im Strafraum einen Distanzschuss entgegen und bekam den Ball an die Hand – Elfmeter, aber seltsamerweise keine Karte für den Mittelfeldspieler. Den Strafstoß verwandelte Rene Kägebein (31.) unhaltbar für Torhüter Daniel Galic zum 2:0.
Zur Pause reagierte Dzemaili. Der Coach brachte für den enttäuschenden Richard Beerbaum – der Stürmer hatte als Lohn für seinen Siegtreffer gegen Jahn Hiesfeld gestern in der Anfangsformation gestanden – Mahir Aggül. Und für den schwachen Boris Pesic kam Momo Laazizi. Der offensive Mittelfeldspieler brachte auch etwas mehr Linie und Schwung ins Spiel. West zog sich jetzt weit zurück, den sich so ergebenen Freiraum konnte die Union aber nicht nutzen. Gefahr vor dem Tor der Gäste entstand meist ausschließlich nach Standardsituationen. Einen Freistoß von Laazizi verwandelte Stephan Heller (78.) zum Anschlusstreffer. Die Solinger warfen jetzt alles nach vorne und wurden klassisch ausgekontert (88./Daniel Stolzenberg).
