Solingen Polizei gibt falsche Fahndungsfotos raus

Solingen · Zwei Frauen wurden irrtümlich als Diebinnen verdächtigt. Wegen eines technischen Fehlers waren sie ins Visier geraten. Deshalb wurden fälschlicherweise Bilder einer Sparkassen-Kamera veröffentlicht, die die unschuldigen Frauen zeigten.

Für die beiden Betroffenen bedeutete es einen riesigen Schock. Die Polizei hat gestern bei der Fahndung nach einem Taschendieb irrtümlich die Fotos von zwei unschuldigen Frauen veröffentlicht. Erst als die erschrockenen Solingerinnen später bei der Polizei erschienen, klärte sich die Panne auf - und die Beamten zogen die zuvor herausgegebene Öffentlichkeitsfahndung mit den Bildern einer Überwachungskamera aus der Filiale der Stadt-Sparkasse am Central wieder zurück.

Tatsächlich hatte dabei eine kleine technische Ungenauigkeit zu der Suche nach den falschen Verdächtigen geführt. Rückblende: Am 27. Mai dieses Jahres war einem 72 Jahre alten Mann in einem Discounter am Nümmener Feld in Gräfrath seine Brieftasche samt EC-Karte gestohlen worden, woraufhin schon kurze Zeit später an der nahe gelegenen Sparkassen-Filiale Geld vom Konto des älteren Herren abgehoben wurde.

Was folgte, war dabei zunächst einmal ganz normale kriminalistische Arbeit. Nachdem der bestohlene Mann Anzeige erstattet hatte, ließen sich die Beamten des zuständigen Kriminalkommissariats von dem Betroffenen einen Kontoausdruck geben, stellten die genaue Uhrzeit der kriminellen Abhebung fest und verglichen diese hernach mit den entsprechenden Daten der in der Filiale installierten Überwachungskamera.

Jedenfalls glaubten die Polizisten bereits bald darauf, einen echten Volltreffer gelandet zu haben. Denn bei der Sichtung der Videobilder stießen sie schließlich unter exakt der selben Uhrzeit, die sie zuvor am Kontoauszugsdrucker festgestellt hatten, auf die zwei Frauen, wie sie gerade Geld aus einem der beiden Sparkassen-Automaten am Central zogen. "Aus diesem Grund wurde dann beim Amtsgericht ein Beschluss zur Veröffentlichung der Lichtbilder erwirkt", hieß es gestern bei der Polizei.

Was indes niemand hatte ahnen können: Die Uhrzeitmesser in dem Kontoauszugsapparat sowie in der Kamera waren im Mai offensichtlich nicht synchron gelaufen, so dass die beiden "verdächtigen" Frauen an besagtem Tattag zwar tatsächlich in der Bank gewesen waren - nur eben nicht zu der in Rede stehenden Tatzeit.

"Wir müssen uns für den Irrtum entschuldigen", sagte eine Polizeisprecherin am Mittwoch, nachdem der Fehler aufgeflogen und das falsche Fandungsfoto von der Internetseite der Polizei wieder gelöscht worden war. Zuvor hatten die zwei Frauen - die gestern zu Unrecht rund zweieinhalb Stunden als Diebinnen verdächtigt und online gesucht worden waren - mithilfe eigener Kontoauszüge nachgewiesen, dass sie zum Tatzeitpunkt eben nicht in der Sparkassen-Filiale am Central gewesen waren.

Womit die Polizei nun wieder auf den Anfang ihrer Ermittlungen zurückgeworfen ist. Unter anderem gilt es zu klären, ob noch andere Videobilder existieren, die den richtigen Dieb zeigen. Und zudem muss aufklärt werden, wie es zu der Panne hatte kommen können. Eine Frage, die sich die Stadt-Sparkasse Solingen ebenfalls stellt. "Wir werden mit der Polizei untersuchen, was den Fehler ausgelöst hat", sagte gestern ein Sprecher der Sparkasse auf Anfrage unserer Redaktion.

Mit ersten Ergebnissen sei eventuell im Verlauf des Donnerstags zu rechnen, hieß es. Dass es bei der Sparkasse schon einmal zu einem vergleichbaren Fall gekommen sei, sei ihm nicht bekannt, betonte der Sprecher.

(or)
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