Im Alter von 85 Jahren: Filmemacher Michael Verhoeven gestorben
EILMELDUNG
Im Alter von 85 Jahren: Filmemacher Michael Verhoeven gestorben

Solingen Bossi brüskiert Angehörige

Solingen · Als Rolf Bossi die Stimme erhebt, um seinen Mandanten als armes Opfer dastehen zu lassen, als er die Getötete als aggressiv und provokativ schildert und schließlich zu dem Schluss kommt, Yakup S. habe seine Freundin in Notwehr getötet, um sein eigenes Leben zu retten, da ist das zu viel für die Angehörigen jener Frau, die am Morgen des 21. März in ihrem Auto durch einen Kopfschuss getötet wurde.

Eine Schwester beginnt im Zuschauerraum laut zu schluchzen. Bossi lässt sich davon nicht aus dem Konzept bringen, fordert drei weitere Gutachten, die seine These untermauern sollen, dass das Opfer mit seinem Auto auf Yakup S. zufuhr. Durch keine der Zeugenaussagen ist dies im Prozess vor dem Landgericht bislang bestätigt worden.

So sagte gestern eine Rechtsmedizinerin aus, sie könne nicht ausschließen, dass das 41-jährige Opfer, nachdem der Schuss durch die Scheibe ging, möglicherweise auf das Gaspedal getreten hat. Auch andere Zeugen hatten geschildert, dass die Frau mit ihrem Wagen ganz normal aus der Parklücke lenkte, Yakup S. dann neben das Fahrzeug trat, durch die Scheibe schoß und der Wagen dann lossauste.

Zu den möglichen Hintergründen der Bluttat sagte die beste Freundin des Opfers aus. Zunächst sei es zwischen dem Angeklagten und seinem späteren Opfer eine ganz normale Beziehung gewesen, von Problemen habe ihr die Freundin erstmals zu Jahresbeginn berichtet "Sie sagte mir, sie wolle sich trennen, nur noch für sich und die Kinder dasein. Finanziell unabhängig sein und kein Geld mehr in den Angeklagten und seine Zweitfamilie mit Ehefrau und zwei Kindern stecken.

Dass es bei dem Auseinanderleben von Yakup S. und seiner Freundin auch um Geld gegangen sein muss, bestätigte gestern die Steuerberaterin des Angeklagten. Sie legte dar, dass keineswegs Geld von den Konten der konkurs gegangenen Firma von S. durch das spätere Opfer transferiert wurden. Nachdem der Angeklagte von den Trennungsabsichten erfahren habe, soll er die 41-Jährige terrorisiert und gedroht haben, sie zu töten. "Wenn du dich von mir trennen willst, kannst du dir schon mal dein Grab schaufeln", soll Yakup S. gesagt haben, berichtete die Freundin.

Rolf Bossi sieht darin eine "völlig parteiische" Aussage, "ohne jede Grundlage". Nachdem der Münchener Anwalt einmal mehr sein Plädoyer vorwegnahm, geriet er erneut mit dem Vorsitzenden Richter Stefan Istel aneinander.

Der Prozess wird am 23. Oktober mit der Erstattung des psychologischen Gutachtens fortgesetzt.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort