Rommerskirchen Zum Schutz der Feldlerche

Rommerskirchen · Mit "Lerchenfenstern" sollen die Lebensbedingungen des Vogels in der offenen Feldflur verbessert werden. Landwirt Andreas Nesseler beteiligt sich an dem Projekt: Ein Ortstermin bei Rommerskirchen.

 Andreas Nesseler auf einem seiner Felder bei Rommerskirchen. Zum Schutz der Feldlerche hat er dort "Lerchenfenster" angelegt: kleine, quadratische Brachen.

Andreas Nesseler auf einem seiner Felder bei Rommerskirchen. Zum Schutz der Feldlerche hat er dort "Lerchenfenster" angelegt: kleine, quadratische Brachen.

Foto: NGZ

Das tirilierende Gezwitscher der Feldlerche ist nicht zu überhören. Sie flattert in der Luft und lässt sich dann nach rasantem Sinkflug auf einer genau bemessenen Fläche inmitten des Feldes am Ortsrand von Rommerskirchen nieder. "Sie ist gelandet!", ruft Andreas Nesseler. Das nennt man Vorführeffekt — und der Erfolg bestätigt die Bemühungen, die derzeit für die Feldlerche getroffen werden.

 Die Feldlerche.

Die Feldlerche.

Foto: H. Glader

Für den Vogel sind in den Wintergetreidebeständen so genannte Lerchenfenster angelegt worden: einige Quadratmeter große Brachen, die sich aus dem Grün des Feldes als braune, rechteckige Flecken abheben. Der Ortstermin mit Andreas Nesseler, der vom Giller Hof stammt und mit seiner Familie auf Gut Vinkenpütz lebt, findet auf einem Feld mit Wintergerste statt. Wenn sie in den kommenden Wochen in die Höhe schießt, bleiben die Lerchenfenster als Freiflächen im wogenden Korn zurück: Es sind "Einflugschneisen" für den Vogel, der im Schutz der Getreidekultur Nester bauen wird — dahin gehen jedenfalls die Hoffnungen der Initiatoren des Projekts, die Stiftungen Westfälische und Rheinische Kulturlandschaft.

Seit 1980 hat sich die Population des gefiederten Frühlingsboten allein in Nordrhein-Westfalen um 75 Prozent vermindert. Die Feldlerche steht deshalb auf der Roten Liste. Als Ursache des Rückgangs wird die Intensivierung der landwirtschaftlichen Produktion genannt und die weiträumige Umstellung von Sommer- auf Wintergetreide. Für die Feldlerche bedeutet dies, dass Pflanzenbestände früher im Jahr zu dicht werden, um noch als Lebensraum für die Brut und Aufzucht der Jungen genutzt werden zu können. Mit Hilfe der Fenster soll den Tieren nun die Möglichkeit eröffnet werden, in die Parzellen besser einzufliegen. Freifläche und angrenzender Bewuchs gewährleisten das Wechselspiel von Deckung und Licht. Auf den Brachen lassen sich zudem Insekten besser ausmachen und fangen, was wiederum der Aufzucht dienlich ist.

Die Idee kommt aus England, in NRW wird sie nun offensiv aufgegriffen. Die Landwirte, berichtet Andreas Nesseler, würden Ausgleichszahlungen erhalten: "Zehn Euro pro Fenster." Er selbst, sagt der 47-Jährige, werde einen Teil einem guten Zweck zukommen lassen. Nesseler gibt sich mit Blick auf das Lerchenfenster-Projekt als Überzeugungstäter. Er weiß, dass sich die Landwirtschaft in einem Dilemma befindet: Konkurrenzfähig produzieren zu müssen gehe oft zu Lasten der ökologischen Vielfalt. Die Aktion für die Feldlerche eröffnet da eine neue Möglichkeit, mit einfachen Mitteln einem typischen Bewohner der heimischen Feldflur Zukunftschancen zu geben.

(NGZ)
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