Rheinberg Ein Hauch von Woodstock wehte im Schwarzen Adler

Rheinberg · Vor nunmehr fünf Jahrzehnten hat der Bassist Leo Lyons gemeinsam mit dem Gitarristen Alvin Lee die legendäre Kultband "Ten Years After" gegründet, die in den 60ern mit ihrem Bluesrock für Furore gesorgt und mit "I'm going home" ein unvergessliches Highlight auf dem Woodstock-Festival hinterlassen hat.

Vor vier Jahren hat sich der mittlerweile 73-jährige gemeinsam mit Gitarrist Joe Gooch von der alten Liebe getrennt, um sich fortan mit "Hundred Seventy Split" ganz auf ein eigenes, neues Bandprojekt zu konzentrieren.

Zu den beiden Walisern gesellte sich der frühere Bill-Wyman-Drummer Damon Sawyer, der mit Hörschutz - "Ich bin das so gewöhnt" - vor seinen Drumkits bei dem Konzert bei der Kulturinitiative Schwarzer Adler mit unaufgeregtem, gleichmäßigen Schlagzeugspiel für die Basis des Bluesrock-Sounds sorgte, den die Band in dem gut gefüllten Konzertsaal bot.

Schon 2016 hatte das Trio am Niederrhein seine Visitenkarte abgegeben - und auch anno 2017 konnten die Musiker das Publikum mit ihren Songs aus den bisherigen Alben inklusive des aktuellen CD-Tracks durchaus überzeugen.

Der komplexe Bluesrocker "No Deal" bildete den Auftakt der ersten fünfzig Minuten Musik, die aber selbst nach dem Empfinden von Drummer Sawyer etwas "zu laid-back" ausgefallen waren. Songs wie "All my yesterdays" gerieten melodiös, auch eine Rock-Ballade wie "Going home" bot gute solistische Gitarrenarbeit - und Klassiker wie "50.000 miles" oder das straighte "Love like a man" bot den Ten-Years-After-Fans die Gelegenheit, musikalisch im früheren Sound zu schwelgen.

Nach der Pause war in dem Fall aber vor der zweiten Halbzeit - und da zeigte die Band dann insgesamt etwas mehr Feuer und Frische. Das kompakt griffigere Stück "Tombstone" mit Goochs expressivem Saitenspiel, der funk-angehauchte Dynamik-Rocker "Don't stop" waren Ausdruck dieser musikalischen Steigerung. Bei "Devil to pay" griff Leo Lyons dann zum Kontrabass und gab noch eine lässige Prise Swing mit in den Sound.

Und "Tennessee plates" bot elegant-melodiösen Rock'n'Roll, "The smoke" fetzigen Rythm & Blues. Als Zugabe gab's das unvermeidliche "I'm going home" aus den legendären Woodstock-Zeiten, was noch mal unterstrich, dass man die Magie eines Moments vor 50 Jahren nicht so einfach wiederholen, ihm aber doch ein bisschen nahe kommen kann.

Mit "Workin' on the road" endete ein guter bis sehr guter Bluesrockabend im Adler. Und wer den rüstigen Bassisten mit seiner Dynamik und Lässigkeit spielen sah, der konnte sich darin bestätigt sehen, dass auch Rockmusiker wie ein guter Wein sein können: je älter, desto besser.

(aflo)
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