WM-Titelgewinn Weltmeister nicht nur für einen Tag

Remscheid · Mehr als 5000 Remscheider haben am Sonntag den WM-Titelgewinn der deutschen Mannschaft auf Straßen und Plätzen gefeiert und die Nacht zum Tag gemacht. Hiesige Vertreter aus Sport und Wirtschaft erwarten aber auch längerfristig positive Effekte des Titelgewinns auch für die Stadt.

Das große Zittern und Bangen vor dem Rathaus hat sich gelohnt: Am Ende gewinnt Deutschland das Finale gegen Argentinien, und der Sieg der Nationalmannschaft stürzt die Stadt in einen Freudentaumel. Die Innenstadt wird zur Fanmeile.

Das große Zittern und Bangen vor dem Rathaus hat sich gelohnt: Am Ende gewinnt Deutschland das Finale gegen Argentinien, und der Sieg der Nationalmannschaft stürzt die Stadt in einen Freudentaumel. Die Innenstadt wird zur Fanmeile.

Foto: Hertgen, Nico (hn-)

Eine Stadt im Fußball-Rausch: Rund 4500 Fans haben am Sonntagabend beim Public Viewing auf dem Rathausplatz das Finale der Fußball-WM miterlebt und anschließend den Sieg der deutschen Mannschaft bis tief in die Nacht gefeiert. Bis 2.30 Uhr dauerte die Party vor dem Rathaus, berichtet die Polizei. Fans in mehreren hundert Autos seien beim Korso hupend und singend durch die Innenstadt unterwegs gewesen.

Menschen streckten Hände und Fahnen aus geöffneten Autofenstern. Fußballfans in Deutschlandtrikots und mit Schwarz-Rot-Gold bemalten Gesichtern sangen, jubelten und fielen sich in die Arme. "Alles verlief friedlich", berichtet Polizeisprecher Christian Wirtz. Rund 500 Fans sammelten sich auf der Elberfelder Straße und am Friedrich-Ebert-Platz und tanzten vor Freude oder ließen sich erschöpft vom langen Zittern während des Spiels auf der Straße nieder und konnten es nicht fassen: Deutschland ist Weltmeister! Laut Polizei habe es keine besonderen Vorfälle gegeben. Die Beamten waren überwiegend damit beschäftigt, den Verkehr in die richtigen Bahnen zu lenken.

"Ein unglaublich spannendes Spiel", sagt Mike Zintner. Der Manager beim FC Remscheid hatte das Finale mit Frau und zehnjähriger Tochter in der Bergischen Sportarena in Wermelskirchen erlebt und 114 Minuten gezittert, bis endlich das entscheidende Tor für Deutscheland fiel. "Ein verdienter Erfolg", sagt der FC-Manager. Größere Auswirkungen des Titelgewinns etwa auf den Jugendfußball erwartet er aber nicht. "Fußball ist schon so präsent, doch steigt der Anteil der Frauen im Publikum", sagt Zinter. "Das könnten wir uns nutzbar machen, und vielleicht können wir mehr Frauen als Zuschauer auch auf die kleineren Plätze locken." Der FC hat derzeit 700 Mitglieder, darunter eine Damenmannschaft und vier Mädchenteams.

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Carlos Dantas hat am Sonntag "ein würdiges Finale, ein aufregendes Spiel und einen verdienten Sieger" gesehen - alleine und am heimischen Fernseher. "Meine Familie ist in Urlaub, ich kam von einer Geschäftsreise wieder und war platt", sagt der Fußball-Abteilungsleiter des SSV Bergisch Born. Das Spiel der Deutschen hat sein Adrenalin schnell wieder hochgepumpt. "Wir sind ein würdiger Weltmeister", ist er überzeugt.

Anders als sein Kollege Zintner erwartet er sehr wohl einen zusätzlichen Boom auch für den Jugendfussball und hat bereits erste Anzeichen festgestellt. Noch während der laufenden WM wollte ein Vater seinen gerade mal dreijährigen Jungen im Fußballverein anmelden. Dantas musste ablehnen. "Das geht erst ab vier Jahren, besser ab fünf".

Der SSV Bergisch Born hat sich einen "Fußballkindergarten" zugelegt, in dem auch ganz junge, noch nicht schulpflichtige Kicker betreut und spielerisch auf große Aufgaben vorbereitet werden. Kinder bräuchten Vorbilder, ist Dantas überzeugt. "Ich will wie Schweinsteiger sein!" - das werde künftig auf Fußballfeldern und Bolzplätzen noch häufiger zu hören sein. "Die Remscheider Fußballvereine werden von dem Titel profitieren," ist der Abteilungsleiter überzeugt. 430 Fußballer in 18 Mannschaften, darunter 14 im Jugendbereich spielen allein in Bergisch Born.

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Positive Effekte des WM-Siegs erwartet aber auch die Remscheider Industrie: "Der Titelgewinn ist eine gute Imagewerbung für Deutschland, von dem auch die Wirtschaft profitiert", sagt Dr. Oliver Kempkes, Geschäftsführender Gesellschafter beim Remscheider Unternehmen Kuli, das Krankomponenten in alle Welt liefert. Auch Rainer Langelüddecke, Geschäftsführer des Fachverbands Werkzeugindustrie, glaubt an den wirtschaftlichen Wert des sportlichen Titels. "Das hilft beim Smalltalk bei der Anbahnung von Geschäftsgesprächen." Das habe schon die Erfahrung des Titelgewinns 1990 gezeigt.

(RP)
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