Leichtathletik Kuriose Namen, dubioser Zieleinlauf

Remscheid · Röntgenlauf-Mitorganisator Gerd Dürr ist wieder in den Tiefen der Teilnehmerlisten fündig geworden.

Als hätte er nicht schon genug zu tun . . . Jedes Jahr vor dem Röntgenlauf knöpft sich Gerd Dürr die umfangreiche Teilnehmerlisten vor. Mit geübtem Auge — hauptberuflich ist der Mitbegründer des Röntgenlaufs Mitarbeiter beim Sozialpsychiatrischen Dienst der Stadt Remscheid — entdeckt er darin viel Kurioses, über das sich schmunzeln lässt. Das war auch in diesem Jahr so, deswegen hier wieder einige der Fundstücke von Gerd Dürr, der sein Hauptaugenmerk diesmal auf die nicht selten fantasievolle Namensgebung meist fiktiver Vereine gelegt hat.

Selbstironie scheint die Athleten immer wieder zu beflügeln. "Atemnot Wuppertal" oder "Schnauftreff Oberursel" wollen den Läufern offenbar durch Understatement Beine machen. Am Start sind auch "Die drei Fragezeichen", die nichts mit den deutlich optimistischeren Aktiven von "Die drei Ausrufezeichen" zu tun haben. Das "Tri Team Barfuß Bethlehem" ist ebenso dabei wie "Dynamo Ölberg" aus Elberfeld, die "Mausebääär-Flitzer" oder das Team "Hetz mich nicht", das allerdings sehr wohl darauf hofft, die Wettbewerbe vor Sonnenuntergang beendet zu haben.

Höchst exotisch kommen übrigens "Raramuri Odebach" daher, die von der Bedeutung eine enge Verbindung zum "Team Tarahumara" pflegen. Tarahumara — das ist laut "Wikipedia" ein Indianerstamm im Norden Mexikos. Dessen Angehörige sind demnach für ihre Fähigkeit bekannt, Langstreckenläufe durch Wüsten, Schluchten und Berge zu unternehmen. Die Männer des Stamms bezeichnen sich auch als Raramuri, was soviel bedeutet wie: "Jene, die schnell laufen". Ob's stimmt? Darüber werden Marcel Neumann aus dem sächsischen Lüptitz (läuft für Team Tarahumara den Ultra) und der Düsseldorfer Dirk Grudda (Raramuri) auf der Halbmarathon-Distanz Aufschluss geben.

Auch soziale Botschaften werden längst in die Lauf-Szene getragen. Zum Beispiel unter dem Namen "Laufen gegen Leiden" (Veganer für Tierrechte). Oder durch "Renniere", ein Laufclub zur Unterstützung dialysepflichtiger Kinder.

Gerd Dürr hat sich im Vorfeld der 13. Auflage des Röntgenlaufs aber auch mit einem Kapitel beschäftigt, das erst eine späte Auflösung erlebte: 2012 trat Andrea Sehnke im Jedermannlauf über fünf Kilometer an. Die Remscheiderin, die in den 80er Jahren eine der besten Langläuferinnen in der Region war, wähnte sich im Ziel schon als Siegerin, zumal auch ihre Begleitung auf dem Fahrrad sie als Führende gesehen und die entsprechende Information weitergegeben hatte. Bei der Siegerehrung kam aber alles anders: Sehnke wurde "nur" als Zweitplatzierte ausgezeichnet. Die vermeintliche Siegerin war indes nicht erschienen. "Pech gehabt", dachte sich die Remscheiderin — und machte einen Haken hinter das Rennen. Aber es kam dann doch noch anders.

Drei Tage nach dem Rennen bemängelte ein aufmerksamer Zuschauer die Damen-Wertung. Das wiederum führte dazu, dass die Röntgenlauf-Organisatoren auf Spurensuche gingen, die Einlauf-Fotos akribisch sichteten und eine Plausibilitäts-Prüfung anstellten. Die Detektiv-Arbeit machte sich umgehend bezahlt: Ein junger Mann hatte sich den Chip eines Mädchens seiner Schule geschnappt und war damit ins Ziel gekommen — vor Andrea Sehnke. Damit hatte er die Frauenwertung tüchtig durcheinandergebracht. Sehnke nahm es indes mit Humor, die beiden nächstplatzierten Damen ebenfalls. Und: In diesem Jahr ist Sehnke wieder dabei. Wieder beim Jedermannlauf über fünf Kilometer. Die Organisatoren werden ihr Abschneiden besonders aufmerksam verfolgen.

(RP)
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