Fußball Denkwürdiger Tag

Vor 40 Jahren: Der VfB Marathon Remscheid wird durch ein 5:3 nach Verlängerung gegen Wacker München Deutscher Fußball-Amateurmeister Der angeschlagene Jürgen Kohle reißt das Spiel aus dem Feuer.

Wenn morgen in Wien das Endspiel um die Fußball-Europameisterschaft zwischen Deutschland und Spanien steigt, ist es auf den Tag genau 40 Jahre her, dass der VfB Marathon Remscheid ein denkwürdiges Finale gewann. 5:3 siegten die Remscheider nach Verlängerung gegen Wacker München und holten sich die Deutsche Fußball-Amateurmeisterschaft.

29. Juni 1968. Mehr als 8000 Schlachtenbummlern bleibt das Herz stehen, als VfB-Spielmacher Jürgen Kohle in der 70. Minute am Spielfeldrand behandelt werden muss. Im Bochumer Stadion an der Castroper Straße sieht es zunächst danach aus, dass Trainer Kurt Carel ihn auswechseln muss. Nach bangen Minuten des Wartens kehrt der Publikumsliebling aufs Spielfeld zurück, hält nicht nur bis zum Ende der regulären Spielzeit durch, sondern wird in der Verlängerung zum Matchwinner: Seine Tore in der 96. Minute zum 3:2 und in der 110. Minute zum 4:2 ebnen den Remscheidern den Weg zum 5:3-Erfolg und zur Deutschen Meisterschaft, zum ersten Titelgewinn, den ein Remscheider Team in dieser Sportart erreichte.

Jene, die damals dabei waren, haben die Wochen nicht vergessen, in denen Marathon im Rampenlicht stand. Überall wurde nur noch über Fußball diskutiert, die Massen wirkten wie elektrisiert. Endlich konnten die Remscheider wieder an die glorreichen Zeiten der 50er Jahre anknüpfen, als man nicht nur in Freundschaftsspielen gegen renommierte Gegner, sondern auch im Vertragsfußball der 2. Liga West für Furore gesorgt hatte. Zwar waren die Remscheider nicht ohne Chance in die Endrunde gestartet, doch den höchsten Lorbeer im Amateurfußball hatte man doch nicht erwartet. Denn Marathon hatte Torwartproblem, das sich erst kurz vor Beginn der Endrunde ergeben hatte, weil Torhüter Lutz Mumot nach einer deprimierenden Niederlage bei Eintracht Duisburg plötzlich nicht mehr zur Verfügung stand und Vertreter Rosenbaum verletzt war. So musste Wolfgang Hoth reaktiviert werden. Ihm fehlte nicht nur die Spielpraxis, sondern auch die körperliche Fitness. Mit Sondertraining wurde versucht, die Defizite auszugleichen.

Wenngleich eine gewisse Unsicherheit bei allen Endrundenbegegnungen nicht zu leugnen war, konnte sich der VfB auf Hoth verlassen. Vor ihm stand eine gut organisierte und kampfstarke Abwehr, in der Bender, Losleben, Roos, Müller, Marson oder Kraft ihre Gegenspieler kaum zur Entfaltung kommen ließen. Im Mittelfeld zogen der später beim Bundesligisten Fortuna Düsseldorf spielende Budde und der später zum Bundesligisten Wuppertaler SV wechselnde Kohle die Fäden. Während Budde mit technischen Kabinettstückchen glänzte, überzeugte Kohle mit seinem unstillbaren Drang nach vorne – und Freistöße „Marke Kohle“ hat man später kaum noch auf Remscheider Fußballplätzen gesehen. Aber auch die Stürmer hatten ihre Qualitäten. Stachel stand für das spielerische Element, Frantzen war der Mann in der Spitze, der auch dahin ging, wo es wehtat. Trat Kohle nicht zum Freistoß an, übernahm Klapper seinen Part und erzielte mit knallharten Schüssen entscheidenden Treffer.

(RP)
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