Remscheid "Lennep ist gebeutelt"

Remscheid · Mit Sorgen blickte Lenneps Bezirksbürgermeister Dr. Dieter Rohrweck auf die Entwicklung des Stadtteils. Gleichwohl sah er Hoffnungszeichen: neue Geschäfte in der Altstadt und die Entwicklung am Bahnhof.

Nein, keinesfalls wolle er auf die Verwaltung "einprügeln", schickte Lenneps Bezirksbürgermeister Dr. Heinz-Dieter Rohrweck seiner Ansprache zum Neujahrsempfang der Bezirksvertretung voraus. Vielmehr sollte etwaige Kritik als Denkanstoß verstanden werden, um die Zusammenarbeit zwischen Politik und Stadt künftig konstruktiver zu gestalten. Und da sich am Freitagabend eben auch Oberbürgermeisterin Beate Wilding, Stadtdirektor Burkhard Mast-Weisz, Kämmerin Bärbel Schütte und zahlreiche Vertreter der politischen Parteien in der Klosterkirche einfanden, mag sein Appell im anschließenden, angeregten Gedankenaustausch vielleicht Früchte getragen haben.

Zu viel Bürokratie

Rohrweck machte deutlich, dass Lennep durch die Schließung des Bürgerbüros und des Standesamtes von den städtischen Sparbemühungen gebeutelt wurde. Zudem stellte er ausufernden Bürokratismus wie die jüngst publik gewordenen Auflagen für den Rosenmontagszug an den Pranger. "Wenn bei jeder aufgestellten Bake ein Polizist stehen soll, dann packe ich mich an den Kopf." Hinlänglich bekannt ist Rohrwecks kritische Haltung gegenüber dem Ordnungsamt, dessen Mitarbeiter auch diesmal von Schelte nicht verschont blieben. So sei es nicht einzusehen, dass das Amt monatelang auf ein verkehrswidrig geparktes Motorrad an der Kölner Straße nicht reagiere, dafür aber dem Zeitschriftenhändler im ehemaligen Hertie direkt ein Knöllchen verpasste, weil er sein Auto zum Ausladen von Ware kurz auf dem Bürgersteig abgestellt habe.

Gleichermaßen warnte der Bezirksbürgermeister davor, dem Bürger in punkto Stadtentwicklung Sand in die Augen zu streuen. Großartige Pläne, wie sie beim Baugebiet Knusthöhe und auch in der Planungswerkstatt zur Umgestaltung des Bahnhofsumfeldes in die Öffentlichkeit getragen worden seien, gaukelten Veränderungen vor, die es nicht geben werde. "Das ist kein verantwortlicher Umgang mit Geldern und Manpower", mahnte er. Als "Luftnummer" bezeichnete Rohrweck das geplante Ärztehaus an der Bergstraße, für das sich bislang kein einziger Arzt interessiere. "Das wird sich bald von selbst erledigt haben", prognostizierte er.

Sorgen bereiten zudem die vielen Leerstände. "Das ist der schlimmste Einbruch im Handel, den wir in den vergangenen Jahren erlebt haben." Gleichwohl gebe es "zarte Pflänzchen", die Lennep wieder nach vorne bringen könnten. Die Ansiedlung von netten Geschäften in der Wetterauerstraße, ein neues, "schnuckeliges" Café am Munsterplatz, das umgestaltete Röntgenmuseum und die Entwicklung am Bahnhof gäben Grund zur Hoffnung. Wobei Rohrweck schlussendlich wieder am Anfang seiner Rede ankam: "Lassen Sie uns die Kräfte bündeln und ehrlich und vertrauensvoll aufeinander zu gehen."

(RP)
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