Veronika Weber Künstler und Publikum fühlen sich wohl

Remscheid · Veronika Weber ist zusammen mit Anna Winkels Kulturmanagerin in der Klosterkirche.

Kulturmanagerin Veronika Weber.

Foto: Peter Meuter

Seit 1. April ist Veronika Weber aus Ratingen zusammen mit Anna Winkels als Kulturmanagerin für das Programm der Klosterkirche zuständig. Vorher war sie im Düsseldorfer Kom(m)ödchen tätig. Im BM-Interview spricht sie über das typische Publikum der Klosterkirche, die Bedeutung des Ehrenamts und die Highlights der kommenden Spielzeit.

Welches Fazit ziehen Sie zu Ihrer ersten Spielzeit?

Veronika Weber Es war eine gute Saison mit vielen schönen Shows, einer insgesamt guten Auslastung und prima Kooperationen wie der "Weltklassik am Klavier" oder der "Offenen Bühne", die ja ganz unterschiedliche Leute anziehen.

Was waren Ihre persönlichen Highlights?

Weber Das war tatsächlich die erste Show, die ich im Dienst miterlebt habe. Der Klezmer-Abend mit Nina Hoger und dem Ensemble Noisten, war richtig toll. Die meisten Besucher wussten nicht so ganz, was auf sie zukommt, und waren dann richtig begeistert. Sie haben sich, wie ich, überraschen lassen. Schön war auch, dass wir durch eine Förderung der Stiftung einige Besucher einladen konnten: Flüchtlingshelfer etwa oder Schüler der Welcome-Classes. Das war ein interkultureller, sehr gelungener Abend. Und für mich war es zudem neu, weil ich ja eher aus dem Kabarett komme. Aus dieser Schiene war natürlich der Auftritt von Wilfried Schmickler wieder sehr schön, genau wie der von Hennes Bender.

Und was war aus Publikumssicht herausragend?

Weber Beim Klezmer-Abend gab es zum Ende hin Standing Ovations. Auch bei den Konzerten von "Quattrocelli" und "Cat Ballou" waren die Besucherreaktionen sehr gut. Die "Springmäuse" kommen immer sehr gut an. Das Schöne ist aber, dass die Besucher in aller Regel zufrieden nach Hause gehen. Komische Stimmung habe ich nach den Auftritten hier noch nie erlebt, die Menschen sind alle fröhlich danach - und so soll es ja auch sein!

Die Mischung im Programm macht's aus, oder?

Weber Ich glaube schon. Dadurch, dass wir Kabarett und Comedy genauso anbieten wie Klassik oder andere Konzerte - es kommen immer ganz andere Besucher, von der Einzelperson bis zur ganzen Familie.

Das Publikum ist genauso gemischt?

Weber Ja, das kann man so sagen. Auch wenn es, wie überall, eher schwer ist, die jungen Leute zu gewinnen, kommen die doch immer mal wieder. Wir haben ja auch Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche im Angebot - zum Beispiel das Wuppertaler Kinder- und Jugendtheater.

Gibt es eine besondere Zielgruppe?

Weber Wir haben natürlich viele Stammgäste und Vereinsmitglieder, die regelmäßig kommen. Ansonsten ist es vor allem bei den Kabarett-Veranstaltungen eher 50 plus. Wenn wir die Buchung an Agenturen abgeben, die dann den Saal mieten, wie etwa kürzlich bei "Kuult" aus Essen, dann kommt natürlich ein anderes Publikum - und das ist für uns auch gut. So lernen die jungen Leute nämlich die Location kennen und kommen vielleicht später mal wieder. Auch bei der Vorpremiere von Abdelkarim waren viele junge Besucher.

Was gibt es denn in der nächsten Spielzeit für Highlights zu erwarten?

Weber Erst einmal gibt es am 3. September die Saisoneröffnung, da stellen wir das Programm vor. Dazu wird es Musik mit der Remscheider Band "Jazzlight" geben sowie Weltmusik für Kinder von "Karibuni". Besonders freue ich mich auf das erste gemeinsame Programm von Margie Kinsky und Bill Mockridge direkt am 15. September, das schon fast ausverkauft ist. Spannend wird am 26. November das Programm "Verfluchte Flucht - Über Flucht damals und heute" von Burkhard und Brigitte Sondermeier zusammen mit Igor Kirillov. Jürgen Becker kommt am Nikolaustag, das läuft ja praktisch von alleine. Anfang 2018 kommen aber auch ein paar neue Leute, etwa Nils Heinrich oder Michael Krebs. Ebenfalls Highlights werden Ray Wilson oder die "Bläck Fööss", die im Juni 2018 wieder ein Konzert bei uns spielen.

Warum laufen die "Simon & Garfunkel"-Revival-Band oder die "Springmäuse" so gut?

Weber Die Revival-Band hat, glaube ich, mittlerweile in der Gegend einfach eine riesiggroße Fanbasis. Die Leute kommen immer wieder und bringen noch neue Gäste mit. Gleiches gilt für die "Soul Shake Party". Auch die immer wieder neu wirkenden Shows der "Springmäuse" sind für viele Besucher eine Art Fixpunkt im Veranstaltungskalender.

Wie experimentierfreudig können Sie bei der Programmgestaltung sein?

Weber Es gibt immer wieder Sachen, bei denen wir von vorneherein wissen, dass da keine 250 Besucher kommen. Zum Glück gibt es da die Stiftung, die uns bei solchen Themen unterstützt. Wir wollen ja gerade auch jüngere Künstler fördern, die noch nicht so bekannt sind. Zwischendurch haben wir Veranstaltungen, bei denen wir uns einfach mal was trauen - und das ist auch gut so. Man muss halt sehen, dass es sich die Waage hält.

Sehen Sie neue Trends im Kabarett?

Weber Viele sehr erfolgreiche und junge Künstler gehen ganz klar in Richtung Comedy - man denke da nur an Luke Mockridge. Die haben früh eine hohe Radio- und Fernsehpräsenz. Dafür braucht man aber das entsprechende Publikum. Es gibt aber auch eine Kabarettistengeneration um die 40 - Christoph Sieber, Tobias Mann, Sebastian Pufpaff - die im Fernsehen zu sehen und erfolgreich ist. Die ganz Jungen finden sich meist in den Bereichen Comedy oder Poetry Slam. Mixed-Shows mit kurzen Auftritten mehrerer Künstler an einem Abend scheinen sich bei den jungen Leuten großer Beliebtheit zu erfreuen. Für eine Ausnahmeerscheinung halte ich Martin Zingsheim, der auch bei uns auftritt.

Wie sieht die wirtschaftliche Situation im Verein aus?

Weber Es läuft auf jeden Fall gut. Das liegt zu einem großen Teil an den vielen Ehrenamtlern und dem Vereinsvorstand, die sich wirklich hervorragend hier engagieren und ohne die das alles in dieser Form nicht möglich wäre. Dazu kommen die vielen guten Kooperationen sowie stabile Mitgliederzahlen im Verein. Für größere Anschaffungen wie den Flügel-Lift sind wir natürlich sehr froh, wenn Spenden über die Stiftung kommen. Rein aus den Kartenverkäufen wäre das kaum zu stemmen.

Wie wichtig ist die Klosterkirche als Räumlichkeit?

Weber Die Besucher haben bei uns das Gefühl, recht nah am Künstler dran sein zu können. Das gefällt vielen. Publikum und Künstler fühlen sich nicht nur im schönen Gebäude wohl, sondern werden auch von den Ehrenamtlern und uns immer zuvorkommend und freundschaftlich begrüßt. Das gehört zusammen.

Auch von der Bühne hört man nur Positives.

Weber Wenn etwa ein Wilfried Schmickler sagt, wie schön er es in der Klosterkirche findet, dann nehme ich ihm das auf jeden Fall ab. Hinzu kommt, dass hier alles an Technik und Equipment vorhanden ist, was die Künstler brauchen. Abgesehen von der tollen Akustik, die Chöre, Musikensembles oder Pianisten auch unverstärkt großartig klingen lässt, ist es wohl die funktionierende Mischung aus Ehrenamt und Professionalität, die bei den Künstlern gut ankommt. Nicht zu vergessen das gute Essen aus der Klosterschänke.

Wen würden Sie denn gerne einmal auf der Bühne der Klosterkirche sehen?

Weber Ich finde Gerhard Polt sehr gut, aber das wird wohl nichts werden, denn er tourt nicht mehr viel. Das neue Ensemble der Münchener Lach- & Schießgesellschaft wäre großartig, aber eher schwer zu organisieren. Josef Hader wäre noch so ein Kandidat, der sich momentan aber wohl mehr seinen Filmen widmet. Lars Reichow hingegen könnte ich mir durchaus vorstellen.

WOLFGANG WEITZDÖRFER FÜHRTE DAS GESPRÄCH

(RP)