Remscheider Veranstaltungskalender Die Kultur lässt sich nicht unterkriegen

Remscheid · Auch wenn die Situation nicht einfach ist, blicken die Kultuschaffenden in Remscheid positiv ins neue Jahr. Kein Wunder – haben sie doch zahlreiche hochkarätige Veranstaltungen im Programm.

 „Dr. Pop“ kommt im September ins Lenneper Rotationstheater. Sein Auftritt ist bereits jetzt ausverkauft.

„Dr. Pop“ kommt im September ins Lenneper Rotationstheater. Sein Auftritt ist bereits jetzt ausverkauft.

Foto: Marvin Ruppert

Das Jahresende ist immer auch eine gute Gelegenheit, innezuhalten, um nach vorne und auch zurückzublicken. Das gilt natürlich auch für die Kultur – die ja auch drei anstrengende und durchwachsene Jahre zurückblicken muss. Zuerst die Einschränkungen – bis hin zum kompletten Stillstand – wegen der Corona-Pandemie und ihren Einschränkungen. Und seit über einem Dreivierteljahr nun der Krieg in der Ukraine, dessen Auswirkungen die Menschen hierzulande in Form von Energiekrise und Inflation ebenfalls treffen. Und auch wenn das kein Vergleich zur Situation in der Ukraine ist – und auch niemals sein darf –, ist es doch so, dass der Kulturbetrieb doch einer der ersten Bereiche sein dürfte, die darunter zu leiden haben, wenn den Menschen das Geld knapp wird. Aber wie sehen die Kulturschaffenden in Remscheid die Situation? Die Redaktion hat sich umgehört.

WTT Claudia Sowa, die Intendantin des Westdeutschen Tourneetheaters bringt die Situation mit drei Worten auf den Punkt: „Schwierig, aber machbar“, sagt sie. Schwierig, weil es doch noch Corona-Absagen gegeben habe, und das Publikum auch noch etwas zurückhaltend gewesen sei. „Machbar, weil wir ein insgesamt zufriedenstellendes Theaterjahr hatten. Man darf Erfolge eben nicht nur in Zahlen messen – in der Kultur erst recht nicht“, sagt Claudia Sowa. Im neuen Jahr können sich die WTT-Besucher auf eine neue Fassung des Georg-Büchner-Werks „Woyzeck“ im Herbst freuen sowie auf eine eigene Premiere im März – eine Komödie zum Thema Midlife Crisis. „Persönlich freue ich mich besonders über die Förderung der Stadt zum Mitmachprojekt ‚Zum Glück‘“, sagt Claudia Sowa. Hierfür sind Vorträge, Filme und Veranstaltungen zum Mitmachen geplant – und eine Abschlussveranstaltung.

Klosterkirche Für die Kulturmanagerin der Klosterkirche, Andrea Preker, hat sich im ablaufenden Jahr gezeigt, dass „Kultur live nicht ersetzbar ist“. Sie sei froh, dass die meisten Künstler dem Haus treu geblieben seien. „Wir konnten dadurch in den oft beängstigenden Alltag dieses Jahres kulturelle Highlights setzen“, sagt Andrea Preker. Wie sehr dieser die Menschen in Remscheid beschäftige, habe sich indes an leider oftmals geringen Besucherzahlen gezeigt. Aber in der Klosterkirche blickt man nach vorne. „Wir haben auch 2023 bekannte Künstler wie Ray Wilson oder die Springmäuse im Programm, aber auch für uns neue: Etwa nimmt Schauspieler Helmut Zierl das Publikum mit in die Hippie-Welt und Marie-Luise Marjan lädt zu einem Krimiabend der besonderen Art ein“, sagt Andrea Preker.

Teo Otto Theater 2022 sei für die Kultur ein „sehr bewegtes Jahr“ gewesen, sagt Sven Graf, künstlerischer Leiter des Teo Otto Theaters. Insgesamt komme er dennoch zu einem „sehr positiven Fazit“. So habe man etwa bei der KreaCovention in und um das Theater die Kreativität des Bergischen Landes deutlich spüren können. „Das hat uns allen nach der entbehrungsreichen Corona-Zeit viel Energie zurückgegeben“, sagt Graf. Aber auch auf der Bühne habe es viel tolle und viel bejubelte Veranstaltungen gegeben. „Und auch 2023 wird es viele Highlights geben. Für mich persönlich ist schon der Januar ein großartiger Monat“, sagt Graf. Am 17. Januar kommt Jürgen Tarrach mit der absurden Komödie „Fehler im System“, am 21. Januar die Hip-Hop-Breakdance-Show „Around the world“ und am 28. Januar die extrem aufwendige Produktion “Pixel”, in der Tanz und Artistik mit dreidimensionalen Projektionen verschmelzen“, sagt Graf. Aber auch der Rest der Spielzeit sei mit hochkarätigen Künstlern besetzt.

Rotationstheater Für Reintraut Schmidt-Wien ist es nicht selbstverständlich, dass es das Rotationstheater nach der Corona-Pandemie noch gibt. „Durch Neustart-Kulturhilfen, Spenden von Stiftungen und Privatleuten und nicht zuletzt dank eines Kulturförderprogramms der Stadt Remscheid konnte das Rotationstheater eine längere Auszeit und anfängliche Ausfälle mehrerer Vorstellungen Anfang 2022 finanziell überstehen“, sagt sie. Kontinuierlich bergauf sei es dann ab dem Herbst dieses Jahres gegangen. „Da hatten wir auch wieder verhältnismäßig gute Zuschauerzahlen zu verzeichnen“, sagt sie. Es sei außerordentlich wichtig – insbesondere in Krisenzeiten und für den Zusammenhalt der Gesellschaft – kulturelle Angebote und kontinuierliche Kulturarbeit aufrechtzuerhalten. „Gerade jetzt, wo sich gefühlt Krise an Krise reiht, brauchen die Menschen Orte der Kultur als seelischen Ausgleich und Halt. Um sich abzulenken und innerlich zur Ruhe zu kommen“, sagt Reintraut Schmidt-Wien. Das Rotationstheater werde seine Arbeit in diesem Geiste fortsetzen – mit einigen Highlights auch in 2023. „Am 20. Januar kommt Serdar Karibik, ein neuer Künstler, dessen Auftritt aber direkt ausverkauft war“, nennt sie ein Beispiel. Auch Dr. Pop, der am 15. September schon zum dritten Mal im Rotationstheater sein werde, sei bereits wieder ausverkauft. „Ich freue mich auch schon auf die Musikerin Katharina Garrard, die am 28. September zu uns kommt“, sagt Reintraut Schmidt-Wien.

Schatzkiste Dr. Volker Schatz ist mit seiner Schatzkiste am Markt sicher zu keiner günstigen Zeit gestartet. Corona hat der neuesten Remscheider Spielstätte sicherlich zugesetzt. „Wir haben dennoch gesagt, dass wir keine Show absagen werden – auch nicht, als einmal nur sieben Zuschauer da waren“, sagt Schatz. Mitte des Jahres habe sich die Lage dann gebessert, zum Jahresende sei jede Veranstaltung ausgebucht gewesen. „Wir werden 2023 wieder zweimal im Monat Veranstaltungen anbieten – mein persönliches Highlight wird Sascha Thamm sein, der am 20. April bei uns sein wird“, sagt Schatz.

ArchivFotos:Peter Meuter (2), Jürgen Moll (3),

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