Ratingen Werbesatzung mit Rädern ausgetrickst

Ratingen · Durch Nostalgie-Drahtesel, die auch gefahren werden, wollen zwei Ratinger den City-Kaufleuten Reklame ermöglichen.

 Peter Lechner (links) und Marcus Polenske von Project Sports bieten Händlern und Gastronomen hochmoderne Nostalgie-Räder als "Diensträder mit Werbebotschaft" an.

Peter Lechner (links) und Marcus Polenske von Project Sports bieten Händlern und Gastronomen hochmoderne Nostalgie-Räder als "Diensträder mit Werbebotschaft" an.

Foto: Achim Blazy

Immer noch warten Händler und Gastronomen auf den Erfahrungsbericht der neuen Werbesatzung. Bekanntlich hatte es nach der Einführung und der restriktiven Auslegung durch Mitarbeiter der Stadtverwaltung in der Kaufmannschaft und Kneipenszene mächtig rumort. Sogar von Existenzbedrohung war die Rede, Kaufleute wie Ronald Albers drohten mit Wegzug. Doch auch in anderen Städten fühlen sich Händler durch pedantische Regelungen schikaniert. Peter Lechner und Marcus Polenske, die Chefs von Project Sports in Ratingen, haben offenbar einen Weg gefunden, die Werbesatzungen auszutricksen: Sie stellen Kaufleuten hübsche Nostalgie-Fahrräder mit ein klein wenig Werbung drauf vor den Laden.

Der Streit hatte sich bekanntlich an den Werbereitern entzündet, die überhand genommen hatten und Fußgänger zu einem wahren Hindernislauf zwangen. Besonders Senioren und Gehbehinderte schimpften darüber, dass sie über das mittlerweile stellenweise arg holprige Pflaster stolpern müssen. Denn die Werbereiter stehen auf den glatten Laufflächen vor den Schaufenstern. Der Seniorenrat nahm sich des Themas an und forderte Abhilfe. Doch anstatt die Fußgängerzone wirklich begehbar zu machen, erließ die Stadt eine Satzung, die es in sich hat. Doch es gibt offenbar den einen oder anderen Weg um die Beamten herum. Zwar ist nach Paragraf 7 "das Aufstellen von Fahrradständern mit Werbeaufschrift und von zu Werbezwecken gestalteten Fahrrädern u.Ä. unzulässig", doch Polenske und Lechner meinen, die Lücke gefunden zu haben: Ihre Werberäder sind fahrtüchtig und werden von den Inhabern auch genutzt. "Es sind Diensträder mit einer Werbebotschaft", so Lechner. "Besonders die positiven Rückmeldungen der Kunden Barrique und der Rösterei Rosendahl haben uns darin bestärkt, dass wir auf dem richtigen Weg sind und dass wir diesen Bereich in Zukunft verstärkt angehen wollen." Weitere Räder seien im Einsatz bei Oetzbach sowie Lücker & Beckmann. Auch der TV Ratingen werde künftig seine Sportlehrer auf speziellen TV-Rädern durch Ratingen schicken. Das Autohaus Sahm biete Brave-Classics-Fahrräder auch als Leih- beziehungsweise Servicebikes an. "Wir glauben, dass es mal wieder eine Definitionssache des Ganzen ist. Es handelt sich hier nicht um reine Werberäder, sondern um von den Inhabern und Mitarbeitern genutzte Fahrräder. Wenn die Räder fest in der City an einem Ort installiert wären, dann würde gegen die Werbesatzung verstoßen werden. Zudem geht es auch um die fahrradfreundliche Stadt Ratingen", so Mitarbeiter Ulrich Becker.

Die Drahtesel lasse man in Deutschland fertigen. Sie machten besonders in einer Stadt wie Ratingen Sinn, "da die Vorgaben der Stadt doch eher unfreundlich gegenüber den Händlern" seien. Doch solche einschränkenden Werbevorschriften fänden sich in vielen Städten. Auch das "grüne" Image von Fahrrädern komme in der heutigen Zeit sehr gut an.

Die Project Sports GmbH hat nach eigenen Angaben mehr als 14 Jahren Erfahrung mit Vertrieb und Design von Fahrrädern und Zubehör. Unter den Marken "Speed Stuff", "Brave", "Rebel Kidz" und "Brave Classics" würden diese Produkte weltweit vertrieben. Die neue Marke "Brave Classics" sei in Deutschland, Japan, Dänemark und den Niederlanden präsent. Eine Ausweitung der internationalen Geschäfte sei für das Jahr 2014 geplant. Die beiden Gründer sind übrigens Anhänger von Fortuna Düsseldorf – und haben auch ein Fortunabike im Angebot.

Nach Angaben von Dezernent Rolf Steuwe sei der Erfahrungsbericht fast fertig. Die Verzögerung sei eingetreten, weil man neben dem Ergebnis einer Begehung mit Sozialverbänden und Bürgern auch sämtliche Stellungnahmen der betroffenen Händler und Gastronomen einarbeiten wollte.

(jop)
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