Ratingen Spatenstich für ein lang ersehntes Gotteshaus

Ratingen · 60 Jahre St. Suitbertus: Im Ratinger Süden entstand eine neue Gemeinde mit großer Unterstützung durch Wilhelm Bröcker.

 Das Bild aus dem Jahr 1954 zeigt die Baustelle von St. Suitbertus in Süd.

Das Bild aus dem Jahr 1954 zeigt die Baustelle von St. Suitbertus in Süd.

Foto: blazy

Die Geschichte der Kirche St. Suitbertus im Ratinger Süden begann mit einer wahrhaft großherzigen Tat: Der 1858 in Lintorf geborene Wilhelm Bröcker, letzter Spross einer Familie von Ziegel- oder Pfannenbäckern, schenkte der Pfarre St. Peter und Paul im Jahr 1952 ein Grundstück von 10 000 Quadratmetern Größe zum Bau einer Kirche. Das Gelände war groß genug, um auch noch Platz für einen Kindergarten, ein Kloster sowie für die Heimschule, das jetzige Franz Rath Weiterbildungskolleg, zu bieten.

Bröcker und seine Ehefrau bauten auf ihrem Grundstück an der Schützenstraße Ton ab und brannten ihn zu Ziegeln. Sie hatten drei Kinder, die jedoch früh verstarben. Katharina Bröcker, geb. Bruns, überlebte den Zweiten Weltkrieg nur um ein halbes Jahr, Wilhelm Bröcker war bis zu seinem Tod an der Schützenstraße zu Hause.

 Das Gebäude auf der Schützenstraße heute.

Das Gebäude auf der Schützenstraße heute.

Foto: achim blazy

Nachdem die Schenkung des Grundstücks unter Dach und Fach war, tat Wilhelm Bröcker am 8. Dezember 1953 den ersten Spatenstich zum Bau des im Ratinger Süden lange ersehnten Gotteshauses. Der Grundstein wurde im Juli 1954 gelegt - nachdem der Kölner Kardinal Frings bereits die Niederlassung der Minoriten in Ratingen genehmigt hatte. Genau ein Jahr nach dem Spatenstich war die Kirche schon fertig und wurde von Dechant Wilhelm Veiders gesegnet. Es gab ein neues Gotteshaus und gleich eine neue Gemeinde dazu.

Die galt zwar bis 1959 noch als Rektorat der Mutterkirche St. Peter und Paul und hatte knapp 3000 Gläubige. Die versammelten sich nun unter dem Segen des Schutz- und Namenspatrons St. Suitbertus, der auch als Missionar und Bischof für das Land am Niederrhein und für das Bergische Land gilt. Noch während des Baus war es gelungen, die Patres und Brüder des Franziskaner-Minoritenordens der Deutschen Ordensprovinz Würzburg für ihren Dienst an St. Suitbertus zu gewinnen. So kamen nach anderthalb Jahrhunderten die Minderbrüder des Hl. Franz, wie die Franziskaner auch genannt wurden, wieder nach Ratingen und konnten 1955 in ihr neues Kloster an der Rückfront der Kirche einziehen. Die Minoriten hatten mehrere Jahrhunderte in Ratingen gewirkt. Bereits 1362 besaß der Orden ein Haus in der Oberstraße. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts scheinen die Minoriten Ratingen verlassen zu haben. 1651 jedoch erhielt die kölnische Minoritenprovinz die landesherrliche Genehmigung zu einer neuen Niederlassung in der Stadt und erwarb das Grundstück an der Lintorfer Straße; 1655 legten die Minoriten den Grundstein zu ihrem Kloster (wo heute das Kino ist), das sie 1656 bezogen.

Ein paar Jahre später wurde eine Kirche angebaut, von deren Weihe aber erst 1725 berichtet wird. Vorübergehend waren die Gottesdienste dort so beliebt, dass der Pfarrer von St. Peter und Paul mit den Patres eine Abmachung traf, die die Messen in den beiden Gotteshäusern zeitlich versetzte. 1803 wurde das Kloster säkularisiert, beherbergte aber noch viele Jahre die Mönche. Der letzte Minorit, Pater Paschasius Heim, starb hier 1843. Gebaut wurde auch an der Schützenstraße: Kindergarten, Jugendheim und Pfarrsaal, eine Bücherei und ein separates Klostergebäude kamen zur Kirche. 1986 schlossen die Würzburger Minoriten wegen Personalmangels ihren Konvent, doch sie sorgten für Kontinuität. Die Minoriten der Ordensprovinz Krakau konnten für St. Suitbertus in Ratingen gewonnen werden und tun inzwischen in allen Kirchen der Pfarre St. Peter und Paul ihren Dienst.

(gaha)
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