Ratingen/Heiligenhaus Fracking-Gegner trauen Firma nicht

Ratingen/Heiligenhaus · Der Erdgasproduzent Wintershall hält an seinen Forschungen fest, also an möglichen Bohrungen im Kreis Mettmann.

Der Erdgasproduzent Wintershall hat lang anhaltende Gerüchte aus dem politischen Raum dementiert, wonach das Unternehmen Fracking-Pläne in absehbarer Zeit forcieren will. Die Ratinger Grünen befürchten, dass die höchst umstrittene Fördermethode im Kreis Mettmann, unter ander auch in Homberg, durchaus zum Einsatz kommen könnte. Die Debatte im Hintergrund sorgt für Gesprächsstoff.

Für Wintershall-Sprecher Stefan Leunig sind Förderpläne zurzeit überhaupt kein Thema. Er betont: "Wintershall will zunächst nur forschen, denn ob die Förderung von Schiefergas künftig umweltschonend und wirtschaftlich überhaupt möglich sein wird, ist - auch aus unserer Sicht - noch völlig offen." Andreas Scheck, Leiter der deutschen Wintershall-Aktivitäten, ergänzt, dass man sich auf "geologische Erkundungen zur Bewertung des Ressourcenpotenzials der Schiefergaslagerstätten" beschränke.

Fakt ist: Wintershall untersucht, an welchen Orten Gesteinsuntersuchungen möglich sind. Die Bereiche sind abgesteckt: Kreis Mettmann, Hochsauerlandkreis und Märkischer Kreis. Die zuständige Bergbaubehörde in Arnsberg hat die bis August 2013 laufenden Genehmigungen ("Aufsuchungserlaubnis") bis 2016 verlängert. Die Konzessionen "Rheinland" und "Ruhr" decken ein Areal zwischen der deutsch-niederländischen Grenze im Westen und dem Sauerland im Osten ab. Eine Option auf Forschungsaktivitäten, also Bohrungen mit geringer Tiefe (bis zu 300 Metern), besteht also weiterhin.

Hans Georg Meiners, der zusammen mit weiteren 19 Wissenschaftlern im Auftrag der Landesregierung ein Gutachten erstellt hat, nennt Fakten, die bundesweit agierende Bürgerinitiativen bereits seit langer Zeit aufgreifen und beharrlich thematisieren: Da werden große Wassermengen und ein offenbar unbeherrschbarer Cocktail aus zum Teil hochtoxischen Chemikalien unter hohem Druck in den Boden gepumpt. Zusätzliche Sprengungen der Gesteinsformationen sorgen zudem für einen massiven Eingriff in die Natur. Meiners und seine Kollegen sprechen in dem Gutachten unter anderem davon, dass man bei den eingesetzten Chemikalien zum Teil "von einem hohen Gefährdungspotenzial" ausgehen muss. Anders ausgedrückt: Die Risiken sind zurzeit nur in groben Umrissen bekannt. Massive Folgen für das Grundwasser und damit für die Gesundheit der Bürger wollen die Wissenschaftler jedenfalls nicht ausschließen. Sie halten Fracking zurzeit für nicht verantwortbar. Vor allem die Städte Ratingen, Heiligenhaus, Mettmann, Wülfrath, Erkrath und Teile von Haan wären betroffen - wenn Unternehmen wie Wintershall Fracking anwenden würden. Ein Beschluss der Landesregierung unterbindet dieses Verfahren bisher. Der Ratinger CDU-Bundestagsgeordnete Peter Beyer betont, dass es noch gar kein Fracking-Gesetz gebe. Der Entwurf liege im Kanzleramt unter Verschluss, es herrsche unter den Ressorts noch hoher Abstimmungsbedarf, so Beyer, der klipp und klar feststellt: "Mit mir wird es kein Fracking geben!"

Wann dieses Gesetz, das Kritiker schon jetzt als "Fracking-Ermöglichungsgesetz" bezeichnen, auf den Weg gebracht wird, ist völlig offen. Dass es in Homberg Fracking geben wird, schließt Beyer aus. Der Gesetzentwurf, über den man diskutiere, stamme noch aus der vorherigen Legislaturperiode, meint der Politiker.

Die Ratinger Grünen bleiben jedoch skeptisch. Ratsherr Hermann Pöhling: "Wir in Homberg wohnen im Erlaubnisfeld Ruhr, für das eine Bergbauberechtigung zur Aufsuchung von Kohlenwasserstoffen an Wintershall erteilt wurde. Der Inhaber der Aufsuchungslizenz hat das alleinige Recht, nach dem Bodenschatz zu suchen. Die Claims sind längst verteilt."

(RP)
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