Ratingen Polizei setzt Zivilbeamte gegen Diebe ein

Ratingen · In der Vorweihnachtszeit sollte man beim Einkauf besonders vorsichtig sein, die Täter nutzen das Gedränge.

 Frank Bons (Polizei) verteilte bei einer Info-Aktion "Gelbe Karten" an Bürger, die unachtsam mit ihren Taschen und Wertsachen umgehen.

Frank Bons (Polizei) verteilte bei einer Info-Aktion "Gelbe Karten" an Bürger, die unachtsam mit ihren Taschen und Wertsachen umgehen.

Foto: Achim Blazy

Ein kurzer Rempler, ein Ruckeln, ein Moment der Unachtsamkeit — das war's schon. Gelegenheit macht Diebe, erst recht zur Vorweihnachtszeit, die für Täter längst zur Hochsaison geworden ist. Sie nutzen die Arglosigkeit vor allem älterer Menschen dreist aus, mischen sich auf Märkten unauffällig unters Volk. Der Kampf gegen die Diebe, die häufig gar nicht aus der Region kommen, gehört zu den Schwerpunktgebieten der Polizei.

Noch liegen die Zahlen für das bald abgelaufene Jahr nicht vor, doch beim Kommissariat Vorbeugung ließ man gestern bereits durchklingen, dass Taschendiebstähle auch in diesem letzten Quartal des Jahres klar zu den Hauptbeschäftigungsfeldern der Polizei zählen.

Allein im Jahr 2012 wurden in Ratingen 275 Taschendiebstähle zur Anzeige gebracht, davon 176, bei denen auch EC-Karten und Ähnliches gestohlen wurden. Bei den restlichen Delikten handelte es sich um sonstige Diebstähle aus Taschen. In dieser Größenordnung wird wohl auch das Jahr 2013 in die Statistik eingehen.

Ratingens Polizeichef Elmar Hörster betonte, dass man auch zivile Beamte einsetze — und zwar während der gesamten Woche, vor allem aber am Wochenende. Häufig würden Mitarbeiter von Läden und Kaufhäusern anrufen. "Sie haben dann zum Beispiel ein leeres Portemonnaie gefunden", so Hörster, "vor allem ältere Menschen sind betroffen."

Dass Ratingen ein besonders heißes Pflaster für Diebe ist, will man so nicht bestätigen, in Düsseldorf sei das Gedränge noch viel größer. Der Schwerpunkt liege in Ratingen im Stadtteil Mitte, "eben dort, wo viele Menschen sind, wo dichtes Gedränge herrscht". Wie beispielsweise an Markttagen und besonders in der Vorweihnachtszeit beim Weihnachtsmarkt — ein wahres Dorado für Täter, hieß es.

Im Advent gebe es durch Ordnungsamt, Polizei und einen privaten Sicherheitsdienst spezielle Streifen in der Innenstadt, betonte Barbara Arndt anlässlich einer Mobilen Redaktion der RP im Frühjahr 2013. Sie verwies aber gleichzeitig auf die sehr begrenzte Personalsituation im Ordnungsamt.

Hannelore Hanning, FDP-Fraktionschefin, demonstrierte damals anschaulich, wie sie selbst einmal auf der Domplatte in Köln Opfer eines Trickdiebstahls wurde. Sie sei abgelenkt worden: "Ich habe die Tat einfach nicht gemerkt."

Und was rät die Polizei? Keine Portemonnaies in Handtaschen, Körben oder Umhängetaschen tragen, sondern immer am Körper — und nie Geldbörsen herumliegen lassen. Bei den Tätern handele es sich oft um Banden. Es würden auch Kinder eingesetzt, zum Ablenken der Opfer (wie in der vergangenen Woche bei einem Diebstahl in einem Juweliergeschäft in Lintorf).

Bei Bettlern sind Polizei und Ordnungsamt die Hände gebunden. "Wenn sie nichts anstellen, können wir auch nichts machen", so Arndt. Nur wenn sich Bettler "in den Weg stellen", könne man eingreifen und ein Platzverbot aussprechen. Ob es einen Zusammenhang zwischen Bettlern und Taschendieben gibt, ist unklar. Man könne dies höchstens vermuten, aber nicht bestätigen. Die Herkunftsländer seien aber klar: Bereich Osteuropa. Man müsse kritisch hinschauen, so der Tipp der Experten. Nicht ohne Grund seien Bettler und Diebe regelmäßig in der Innenstadt unterwegs. Denn: Gelegenheiten, schnell an Geld zu kommen, sind da.

(RP)
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