Ratingen Pfarrer warnt vor neuem Brennpunkt

Ratingen · Matthias Leithe wendet sich nach Einbruch, Vandalismus und Drogendelikten in West an die Öffentlichkeit.

 Pfarrer Matthias Leithe zeigt auf Schmierereien in einem von der Diakonie genutzten Raum.

Pfarrer Matthias Leithe zeigt auf Schmierereien in einem von der Diakonie genutzten Raum.

Foto: Blazy, Achim (abz)

West Hilferuf aus dem evangelischen Gemeindezentrum am Maximilian-Kolbe-Platz: In einer zweiseitigen E-Mail schrieb Pfarrer Matthias Leithe einen Brief an Bernd Falkenau, SPD-Chef im Stadtteil, mit der dringenden Bitte um Unterstützung: "Die Situation wird immer schlimmer. Es werden offen Drogen konsumiert und auch verkauft", so der Pfarrer, der Mitorganisator der viel beachteten Toleranz-Demo im Winter war.

Damals hatte es eine besonders schlimme Form von Schmierereien im Umfeld der Kirche - wie auch an anderen Stellen in der Stadt - gegeben. "Tötet Deutsche im Namen Allahs" hieß der Spruch, der sogar den Düsseldorfer Staatsschutz auf den Plan rief. Gefasst werden konnten die Täter bis heute nicht.

Leithe fühlt sich von der Polizei im Stich gelassen. Mehrfach habe er dort angerufen, Streifenwagen kämen aber in der Regel viel zu spät: "Ich bin ratlos, was wir noch tun können. So lange die Polizei nichts macht, wird es wohl so weitergehen." Er fordert massive Kontrollen am Kirchenzentrum sowie im anliegenden Park. "Wir sind dort im Rahmen unserer Möglichkeiten sowohl uniformiert als auch zivil präsent", so Polizeisprecherin Nicole Rehmann auf Anfrage unserer Redaktion. Sie bestätigte, dass es in den vergangenen rund anderthalb Jahren diverse Einsätze wegen Ruhestörungen, aber auch diverser Straftaten gegeben habe.

Besonders arg traf es Leithes Gemeinde in der Woche nach Ostern: Zweimal hintereinander brachen unerkannte Täter in das frisch renovierte Gemeindezentrum ein, hinterließen eine Spur der Verwüstung: "Es wurden Wände im Keller beschmiert, die Stereoanlage aus den Jugendräumen entwendet, nichtalkoholische Getränke von der Kegelbahn gestohlen", so Leithe.

Nach diesen Einbrüchen habe er die Polizei mehrfach gebeten, dort mehr Präsenz zu zeigen. "Machen die aber nicht", zieht er Bilanz. Besonders schlimm wurde es Mitte April, als Leithe nachts vom Lärm zwischen den Pfarrhäusern geweckt wurde und er aus dem Fenster rief, dass um 23.30 Uhr doch mal bitte Ruhe sein möge: "Daraufhin wurde mit einer Waffe auf mich gezielt, zum Glück wohl nur eine Spielzeugwaffe." Als er daraufhin die Polizei alarmieren wollte, seien die Jugendlichen in einem blauen Golf verschwunden.

Das Problem sieht der Pfarrer vor allem in den Bänken, die vor rund anderthalb Jahren dort aufgestellt wurden: "Erst seitdem hat sich unser Platz zu diesem Treffpunkt entwickelt." Außerdem biete das Areal viele Fluchtmöglichkeiten.

"Es kann doch nicht sein, dass sich der Platz zum Drogenumschlagplatz und zur nächtlichen Partyzone entwickelt, so dass unsere Gemeindemitglieder mittlerweile Angst haben, unsere Abendveranstaltungen zu besuchen", schreibt der Pfarrer weiter. Trotz der Ärgers hat er Verständnis für junge Leute: "Wir können doch nicht jeden jungen Menschen, der sich dort aufhält, ständig verdächtigen und die Polizei rufen."

Am morgigen Donnerstag beschäftigt sich der Bezirksausschuss West inklusive eines Ortstermins mit der Problematik.

(wol)
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