Heiligenhaus Die lange Geschichte eines Mahnmals

Heiligenhaus · Das Mahnmal für beide Weltkriege im Hülsbecker Park hatte bereits einen Vorläufer zur Erinnerung an den Krieg gegen Frankreich 1870/71, das "Germaniadenkmal" am heutigen Rathausplatz.

 Im Hülsbecker Park erinnert dieses Mahnmal an die Opfer der beiden Weltkriege.

Im Hülsbecker Park erinnert dieses Mahnmal an die Opfer der beiden Weltkriege.

Foto: Achim Blazy

Im hundertjährigen Gedenkjahr an den Ersten Weltkrieg werden viele Mahn- oder Ehrenmale im Mittelpunkt von Feierlichkeiten stehen. Im Gegensatz zu Deutschland, wo die Erinnerungen an den Ersten Weltkrieg durch den Zweiten Weltkrieg überlagert werden, ist der Erste Weltkrieg im kollektiven Gedächtnis Frankreichs und Großbritanniens und seiner ehemaligen Dominions als der "Große Krieg" präsent. So werden die herausragenden Gedenkfeiern vorwiegend in diesen Ländern stattfinden.

Aber auch in Deutschland stehen die Mahnmale bis in die kleinsten Städte im Blickpunkt. So in Heiligenhaus im Hülsbecker Park, zumal hier einst schon der Grundstein zur mahnenden Erinnerung an die Toten des Ersten Weltkriegs und die "Opferbereitschaft" der Bevölkerung gelegt wurde.

Diese Gedenkstätte hatte bereits einen Vorläufer. 1885, als Heiligenhaus noch ein Dorf war, errichtete man nahe dem heutigen Rathausplatz das "Germaniadenkmal". Zur Erinnerung an den siegreichen Feldzug 1870/71 gegen Frankreich.

Finanziert wurde alles durch den Heiligenhauser Kriegerverein König Wilhelm und Spenden der Bevölkerung. Einen Gedenkstein mit den Reliefs der Kaiser Wilhelm I. und Friedrich III. hatte man anlässlich des Dreikaiserjahres I888 davor platziert.

In einer Nacht- und Nebelaktion ließ der damalige Bürgermeister Carl Wernicke alles abreißen. Sehr zur Verärgerung der Bevölkerung. Fortan wurde der Bau eines neuen Ehrenmahles in memoriam an die Gefallenen des Ersten Weltkrieges und vor allem auch zur Demonstration der nationalsozialistischen Bewegung zum Steckenpferd des Stadtoberhauptes.

Die gewaltigen Erdarbeiten sollten als "Opferbereitschaft" von Männern vieler Vereine ehrenamtlich ausgeführt werden. Das Denkmal war ein Entwurf des Düsseldorfer Architekten Hermann Schagen umgeben von einem parkartigen Ehrenhain und großen Aufmarschplatz. Die Einweihung im November 1937 mit nationalsozialistischen Emblemen von Fackeln, Fahnen und Organisationen mit Männern in grauen, braunen und schwarzen Uniformen glich mit Tausenden Teilnehmern einem großen Spektakel.

Die über drei Meter hohe unbekleidete Siegfried-Figur des Düsseldorfer Bildhauers Hanebal stand nur wenige Jahre vor dem neuen Ehrenmal. Die Bronzefigur wird zu Rüstungszwecken 1942 bereits wieder eingeschmolzen.

Nach der Machtübernahme der Alliierten wurden erst einmal die beiden je 20 Zentner schweren Hoheitsadler mit den Hakenkreuzsymbolen entfernt. Das ganze äußere Bild mit dem großen Aufmarschplatz war so typisch für eine Versammlungsstätte des Nationalsozialismus, dass auf Befehl der Besatzungsmächte 1945 alles abgerissen werden musste.

Die Frage nach einem würdigen Ehrenmal wurde über Jahre im Stadtrat heftig diskutiert zumal unter den Millionen Toten der beiden Kriege auch viele Heiligenhauser Opfer zu beklagen waren. Der damalige Stadtdirektor Jochums, selbst schwer kriegsbeschädigt, unterstützte die Bemühungen um die neue Gedächtnisstätte.

1954 verabschiedete der Rat den Beschluss, an der gleichen Stelle im Hülsbecker Park ein modernes Mahnmal bauen zu lassen. Erst 1965 konnte der damalige Bürgermeister Felix Wittmann unter großer Beteiligung der Bevölkerung das Bauwerk einweihen.

(ror)
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