Bestattung Stadt will ein Krematorium für Neuss

Neuss · Ein privates Unternehmen aus Niedersachsen bringt sich für den Bau einer Einäscherungsanlage auf dem Hauptfriedhof ins Spiel. Die Stadt befürwortet den Plan grundsätzlich. Doch es gibt Kritik aus der Politik.

Bei der Stadt ist eine Bewerbung eingegangen. Soweit nicht weiter spektakulär, doch der Inhalt – und vor allem die Einschätzung der Verwaltung – lässt aufhorchen. Absender ist die „Respectrum Krematorien GmbH“ mit Sitz in Emsbüren (Niedersachsen). Das Privatunternehmen möchte auf dem Neusser Hauptfriedhof ein gewerbliches Krematorium errichten und hat einen Antrag für ein geeignetes Grundstück zum Bau gestellt. „In Neuss gibt es Bedarf“, begründet Projektleiter Arthur de Leur die „Bewerbung“ des Unternehmens.

Die Stadtverwaltung hält eine „Fläche für die künftige Friedhofsentwicklungsplanung“ für verzichtbar und empfiehlt dem Ausschuss für Umwelt und Grünflächen (nächste Sitzung am 12. Juni), das Vorhaben grundsätzlich zu befürworten. Die Gespräche mit dem Investor/Betreiber sollen vertieft werden. Ein Grund für die Befürwortung ist für die Stadt das veränderte Bestattungsverhalten mit anhaltendem Trend zur Urnenbestattung.

Doch negative Auswirkungen durch den Bau eines Krematoriums kann die Stadt nicht ausschließen. Zwar könnten sich positive Effekte durch Gewerbesteuereinnahmen und neue Arbeitsplätze ergeben, gleichzeitig befürchtet die Stadt jedoch geringere Gebühreneinnahmen. Denn eine zusätzliche Verstärkung des Urnenbestattungs-Trends in Neuss sei durch die Schaffung eines modernen und optisch ansprechenden Krematoriums in Neuss möglich. Darüber hinaus wäre das von dem privaten Unternehmen vorgeschlagene Krematorium in der Größenordnung nur aufgrund einer entsprechend geänderten Bauleitplanung möglich. Schließlich muss sich die vorgesehene Kapazität des Bauwerks an den durchschnittlichen Bestattungszahlen des Hauptfriedhofs ausrichten. Die von „Respectrum Krematorien GmbH“ kalkulierten Zahlen übersteigen die Werte jedoch um ein Mehrfaches. Zudem sei laut Stadt in einem „nicht unerheblichen Umfang“ mit einem erhöhten Verkehrsaufkommen inklusive den damit verbundenen Emissionen zu rechnen. An der grundsätzlichen Befürwortung eines Krematoriums der Verwaltung ändert das jedoch nichts.

Kritik an dieser Haltung kommt insbesondere von der Ratsfraktion Die Linke. „Braucht Neuss ein Krematorium? Was ist von den Zahlen, die der Investor zur Verfügung stellt, zu halten?“, fragt Vincent Cziesla. Das Unternehmen rechnet mit einer weiteren Zunahme der Sterbefälle in den kommenden Jahren. Doch auch die Zahl der Krematorien sei in Deutschland laut Cziesla gestiegen. Die Linke beantragt deshalb, dass die Verwaltung in einem ersten Aufschlag prüft, ob die Errichtung eines Krematoriums tatsächlich einen in Neuss vorhandenen Bedarf auffangen würde und ob ein solches Krematorium nicht auch von der Stadt selbst errichtet werden könnte.

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