Gerburg Jahnke als „Extra“ in der Kabarettreihe „neuss punktacht“ des RLT Neuss Kabarettistisches Spiel mit Rollenbildern

Neuss · Gerburg Jahnke war mal wieder im RLT und hatte sich Kolleginnen eingeladen  unter anderem Linda Riebau und Rosemie Warth.

 Gerburg Jahnke hat mittlerweile auch Männer im Publikum.

Gerburg Jahnke hat mittlerweile auch Männer im Publikum.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Gerburg Jahnke hat recht: „Inzwischen kommt auch eine Menge Männer in unsere Damenshows.“ So war es in der Tat bei ihrem Programm „Neuss Punkt acht extra 2018“, mit dem die Kabarettistin im RLT Station macht. Vollbesetztes Haus, natürlich überwiegend weibliches Gäste, aber eben nicht wenige Männer. Einer von ihnen, der Einzige in der ersten Reihe, diente Jahnke und ihren Mitspielerinnen als Demonstrationsobjekt für ihr Spiel mit dem ganzen Geschlecht. Ob er denn „mit Betreuung“ gekommen sei, wurde er gefragt. Und er bekam den Rat, im Bedarfsfall doch eine Männertagesstätte, eine MäTa, aufzusuchen. Dort würde man ihn tatsächlich fachmännisch-weiblich betreuen. Und sich an einem heißen Sommertag auch nicht daran stören, wenn die Schweißperlen auf seinem behaarten Körper wie Swarowski-Perlen glitzerten.

Jahnke führte mit viel Witz und Verve durch ihren zweieinhalbstündigen Abend. Und sie hatte großartige „Gästinnen“ mitgebracht. Für eine von diesen war die Anreise besonders kurz: Schauspielerin Linda Riebau spielt im Ensemble des RLT. Im Kabarettprogramm begeisterte sie als zweifache Mutter mit Tiraden über ihren „After-Baby-Body“. Wo bei „normalen“ Frauen auch nach der Geburt noch monatelang Extra-Kilos die Konturen verwischen, da dauert bei „Promi-Müttern“ die „After-Speck-Party“ nur wenige Stunden. Man denke nur an die Fotos von Herzogin Kate beim Verlassen der Geburtsstation. Besonders ärgerlich, so Riebau, sei das eingeschränkte Rollenangebot für Schauspielerinnen mit Babyspeck: kein Gretchen mehr, keine Medea, keine Portia auf Shakespeares Schloss Belmont. Nur noch die Schildkröte Cassiopeia im Weihnachtsmärchen.

„Wir sind witzig, böse, moralisch oder absurd, wir können singen oder eher nicht, und meistens sind wir schön“: So beschreibt die 1955 in Oberhausen geborene Entertainerin Gerburg Jahnke ihre Frauenabende. Seit über 30 Jahren ist sie im Unterhaltungsgeschäft aktiv. Mit „Missfits“ hat alles begonnen, dann kam „Ladies Night“, der Hörfunk und das Fernsehen. Inzwischen ist Jahnke aus der weiblichen Unterhaltungsszene nicht mehr wegzudenken.

Ihren „Gästinnen“ lässt sie breiten Raum. Neben der Youtuberin Liza Kos hatte sie auch Georgette Dee mitgebracht. Der hinter dieser Kunstfigur steckende Mann gibt seinen bürgerlichen Namen nicht preis. In Neuss überzeugte Dee mit der Nummer „Tage der Möglichkeiten“, einer Anleitung zum gewissenlosen Herumhängen: „Jetzt mach dir nur ja keinen Stress. Sei keine Gans, du Kuh.“ Aber auch mit einem herrlich erotischen, vorgeblich chinesischen Märchen.

Eindeutiger, umjubelter Höhepunkt des Abends im RLT war aber Rosemie Warth. Die im schwäbischen Bad Waldsee geborene clowneske Performerin ist nicht besonders groß, dafür mit einem viele Ellen langen Alphorn ausgestattet. Mit geblähten Backen gab sie den Ton an, ohne dass ihre Hornbrille verrutschte. Warths weitere Waffen sind ein strenger Haarknoten und schwarze Landfrauenschuhe. Mit denen wollte sie das von ihr bewunderte „Fred Astairle“ nachmachen und steppen.

Von wegen Schuhe: ein paar im Mund kunstfertig gequetschte Bonbons produzierten den Steppklang und brachten tosenden Applaus. Und dann, man glaubt es kaum, kletterte die alerte Kehrwochen-Knubbel-Perle von der Bühne rein ins Publikum, um sämtliche greifbaren Männer zu herzen. Mehr Unterhaltung geht nicht. Nur noch eins, von Gerburg Jahnke mit auf den Heimweg gegeben: Männer und Wein wirken am besten beim Abgang.

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