Neuss Kleine Hilfspolizisten stark gegen Raser

Neuss · Zum zweiten bundesweiten Blitz-Marathon ist nicht nur die Polizei im Einsatz. Auch 16 Schüler der Bodelschwingh-Schule sind dabei.

 Schülerin Clara wartet darauf, mit Autofahrern über ihr Verhalten im Verkehr zu sprechen.

Schülerin Clara wartet darauf, mit Autofahrern über ihr Verhalten im Verkehr zu sprechen.

Foto: Andreas Woitschützke

Erwartungsvoll steht Clara am Straßenrand und wartet auf das nächste Auto. "Ich bin mal gespannt, ob es zu schnell gefahren ist", sagt die Neunjährige mit glänzenden Augen. Heute findet der zweite bundesweite Blitzmarathon statt, der Fokus liegt dieses Mal auf den Kindern, und wie sie Raser wahrnehmen.

Die Polizei hat hierzu im Vorfeld Kinder befragt, wo der Straßenverkehr nach ihrer Meinung besonders gefährlich ist und wo die Polizei deshalb Autofahrer kontrollieren soll. Die Resonanz auf diese Befragung war riesig.

Blitzmarathon: Das sind die Bilder aus Neuss
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Allein im Rhein-Kreis beteiligten sich mehr als 45 Schulen an dieser Aktion und schlugen Messstellen vor. An 18 dieser Örtlichkeiten führt die Polizei Kontrollen durch. Eine davon ist die Friedrich-von-Bodelschwingh-Schule an der Weberstraße.

Schüler kontrollieren mit der Polizei den Verkehr
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16 Schüler nehmen hier in Begleitung der Polizei die Autofahrer einmal genauer unter die Lupe. So wie Clara: "Guten Morgen, ich heiße Clara und ich möchte mich dafür bedanken, dass sie nicht zu schnell gefahren sind."

Die Schülerin lächelt und drückt dem Fahrer zwei Packungen Taschentücher in die Hand und fügt hinzu: "Wenn Sie sich das nächste mal die Nase putzen, denken Sie an uns und an das Tempolimit." Der Fahrer freut sich, lobt die Aktion und fährt überrascht davon. "Die sind immer ganz nervös, wenn sie angehalten werden, obwohl sie gar nicht zu schnell gefahren sind", bemerkt dazu Lehrerin Stefanie von Lessen.

Aber genau das, sich auch bei Fahrern zu bedanken, die alles richtig gemacht haben, ist Teil der Aktion. Auf der anderen Seite möchten Clara und ihre Mitschüler auch Fahrern ihre Meinung sagen, die nicht alles richtig gemacht haben. "

Die Straße vor unserer Schule ist sehr gefährlich, weil sich nicht alle an das Tempo 30 halten. Ich wünsche mir, dass sie in Zukunft langsamer fahren und an uns denken", sagt die neunjährige Schülern entschlossen.

Ihre Freundin Nele pflichtet ihr bei: "Viele Kinder müssen über die Straße gehen, und wenn die Autofahrer vielleicht noch verschlafen sind und nicht aufpassen, fahren sie über rot, dann müssen wir doppelt aufpassen, das finden wir doof."

Die meisten Fahrer sind an diesem Morgen nicht zu schnell. Natürlich wurden sie durch die Medien im Vorfeld informiert, dennoch, "ein paar Ausreißer gibt es immer", sagt Polizeibeamter Herbert Klinder, der den Schülern zur Seite steht.

In erster Linie dient die Aktion auch dazu, den Fahrern ins Gedächtnis zu rufen, wie gefährlich eine zu hohe Geschwindigkeit sein kann. Und das funktioniert eben am besten, wenn Kinder selbst zur Tat schreiten, wie Gereon Hogenkamp, Leiter der Verkehrssicherheitsberatung, sagt.

"Ein ermahnendes Gespräch mit einem Kind wirkt viel länger nach, als wenn ein Polizist mahnende Worte spricht. Und wenn die Fahrer dann noch zum Taschentuch greifen und an die Aktion denken, ist das genau die Nachhaltigkeit, die wir uns wünschen", sagt Hogenkamp

Auch für die Schüler ist die Aktion ein voller Erfolg. Das fördert ihr Selbstbewusstsein", sagt Schulleiterin Sabine Witte und fügt hinzu: "Es ist toll, wenn sie mal Sachen kennenlernen dürfen, mit denen sie sonst nicht in Berührung kommen und sich selbst äußern können, was sie stört. Die Aktion werden sie nicht vergessen." Wünschenswert, schließlich sind sie die Autofahrer von übermorgen.

(NGZ)
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