Neuss Ehrenamtler leiten 24 Stunden die Rettungswache

Neuss · Auf Rettungswagen wird künftig nur noch hauptamtliches Personal im Einsatz die medizinische Verantwortung tragen. Das schränkt Ehrenamtliche ein - die vorübergehend noch helfen dürfen.

 Tom Schemann, Frank Felis, Judica Guderley, Philipp Dick, Eric Heiertz und Marcel Kübel (v.l.) versahen als Ehrenamtler 24 Stunden Rettungsdienst.

Tom Schemann, Frank Felis, Judica Guderley, Philipp Dick, Eric Heiertz und Marcel Kübel (v.l.) versahen als Ehrenamtler 24 Stunden Rettungsdienst.

Foto: D. Guderley

Es ist eine schöne Geste: Einmal im Jahr besetzen ausschließlich ehrenamtliche Helfer der Johanniter-Unfallhilfe für 24 Stunden die Rettungswache Neuss-Mitte an der Hellersbergstraße, um ihren Kameraden im Hauptamt einen freien Tag zu sichern - zum Beispiel für eine Weihnachtsfeier. Aber lange wird das nicht mehr so gehen, denn das Notfallsanitätergesetz kreiert ein neues Berufsbild, das drei Ausbildungsjahre vorschreibt. Im Ehrenamt ist dieser Abschluss nicht mehr zu erreichen. Die ehrenamtlichen Notfallassistenten, erklärt Dieter Guderley als Sprecher der Johanniter die Auswirkungen, "werden auf einem Rettungswagen dann nicht mehr die medizinische Verantwortung übernehmen können". Ein freier Tag für das Hauptamt ist damit ausgeschlossen.

Das Notfallsanitätergesetz auf Bundesebene ist schon in Kraft. Damit ist klar, dass der Notfallassistent alter Prägung - auch mit über 1000 Ausbildungsstunden im Ehrenamt noch zu schaffen - durch den Notfallsanitäter ersetzt wird. Dieser erwirbt mehr medizinische Kompetenz und kann künftig in größerem Umfang und unabhängig vom Notarzt agieren, erklärt Guderley. Fest steht auch, dass der Wechsel in den RTWs bis Ende 2017 vollzogen sein soll. Doch offen ist, woher diese benötigten Notfallsanitäter kommen sollen.

Für die CDU in Kreis- und Landtag könnte ein Teil der Lösung darin bestehen, die derzeit im Rhein-Kreis bereits tätigen gut 115 hauptamtlichen Rettungsassistenten zu Notfallsanitätern weiterzubilden. Diese Nachschulung muss allerdings bis 2020 abgeschlossen sein. Das klingt machbar, scheitert jedoch nach Darstellung des CDU-Kreistagsabgeordneten Bernd Ramakers bisher daran, dass die Umsetzung durch das Land verschleppt wird. "Weil die Bezirksregierung auf der Bremse steht, konnten die für das Jahr 2016 geplanten Weiterqualifizierungen nicht stattfinden", sagt Ramakers, der vor einem Personalmangel bei den Hilfsorganisationen warnt. Bei denen wird das Ehrenamt in Form von Rettungsassistenten, -sanitätern und den am geringsten qualifizierten Rettungshelfern auch künftig seinen Platz haben. Nur eine Wache ohne "Hauptamt" gibt es dann nicht mehr.

(-nau)
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